Kolbenplatzer: Mitaka zweite Wahl von Prox???????

Alles zum Thema: Anregungen, Fragen, Beispiele - und natürlich Eure besten Stücke.

Moderatoren: solo, Kilroy, Stefan Philipp (M)

Benutzeravatar
Rüdi
Beiträge: 1069
Registriert: Mi 8. Mai 2002, 01:00
Wohnort: Zweibrücken/Pfalz

Beitrag von Rüdi »

MK hat geschrieben: Magenta gestrichelt = Serie
Blau gestrichelt = +4 mm / 110 Pleuel
Rot = +4 mm / 115 Pleuel
Moin Martin.

Ich kann die Grafik (danke dafür, sehr interessant) nur schlecht lesen weil sie recht klein ist, aber wenn ich das richtig erkennen kann, steigt die Kraft welche auf die Laufbuchse wirkt von Serienwelle auf die Welle mit +4mm Hub/110mm Pleuel von rund 13000 auf rund 16000 (Einheit nicht lesbar, aber auch egal), also um rund 23% :shock: ?

Das würde erklären, warum es bei den Piaggio-Maxiscootern mit den alten BGM-EVO Wellen (55mm Hub, Pleuellänge wie original 105mm) gegenüber den Originalwellen (52mm Hub/105mm Pleuel) regelmäßig die Malossikolben aus dem 172ccm Zylinder zerschoss (Bohrung=65mm). Es wurde allgemein empfohlen, bei der 55er Welle auf Wössner-Kolben zu gehen, die hielten. Die Problemmotoren liefen aber meist mit größer/gleich 10000 U/min, und das dank Variomatik dann recht häufig.

BGM hat dann später die EVO2-Welle herausgebracht, mit ebenfalls 55mm Hub aber nun 110er Pleuel und siehe da, auf der hielten die (günstigeren) Malossikolben länger durch; bei mir bisher auch (toi,toi), aber ich bin noch unter 10000U/min. unterwegs.

Falls ich das nun richtig interpretiere würde es sich dringendst empfehlen, beim Wechsel von Serienwelle auf Welle mit 58mm und 110er Pleuel geschmiedete Kolben zu verwenden, wenn der Motor drehen soll?

Gruß,

Rüdi
Bild
Brummi
Beiträge: 2477
Registriert: Mo 4. Mai 2009, 18:08
Wohnort: Steinbach

Beitrag von Brummi »

Hallo!
Nödel hat geschrieben:Was mich aber immer noch stört ist dass man den Kolben aus seiner Balance bringt. Ebenso wird der Kolbenbodenschlechter gekühlt.
Das verstehe ich nicht! Meinst du, weil der Kolbenbolzen versetzt wird?
Dann hast du recht damit, dass du den Kolben aus der Balance bringst. Aber für den Kolbenboden ändert sich da doch nichts, oder?
Rüdi hat geschrieben:Falls ich das nun richtig interpretiere würde es sich dringendst empfehlen, beim Wechsel von Serienwelle auf Welle mit 58mm und 110er Pleuel geschmiedete Kolben zu verwenden, wenn der Motor drehen soll?
@Rüdi: Das empfiehlt sich in meinen Augen immer! Ich fahre auch seid ewig ausschließlich geschmiedete Kolben. Ich werde bei meinem Motor auch welche verbauen, obwohl ich original Hub fahre. Das Material ist einem Gußkolben halt überlegen. Möglich, dass es mit einem geschmiedeten Kolben nicht zu diesem Schaden gekommen wäre. Guß ist halt spröder. Geschmiedetes Alu wesentlich zäher. Sie verschleißen auch langsamer, was man beim einfahren beachten sollte!
Kommt es allerdings zu einem Schaden, kann es natürlich sein, dass der geschmiedete Kolben einen größeren Schaden anrichten kann und nicht einfach wegbricht, wie ein Gegossener. :?

Ich hatte ja gestern auch noch etwas gerechnet und bin nun auf fast gleiche Werte gekommen wie in der Grafik zu sehen. Ich habe nun mit 110mm Pleuel ca. 9,2% mehr Seitenkraft als mit 115mm.
Das ist dann bei 90° nach OT. Hierbei muss allerdings noch berücksichtigt werden, dass hier ja bei einem 2Takt Motor schon der Auslasskanal geöffnet ist und somit viel Arbeitsdruck entweichen kann. Somit sieht es hier in der Praxis alles etwas anders auch. Zumal ja der Kolben auch nicht an jeder Stelle im Zylinder die gleiche Anlagefläche hat. (bedingt durch die ganzen Löcher im Zylinder) Folglich ist die Kraft/cm² kaum mehr vernünftig zu berechnen.

Gruß Christian
In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
In der Praxis schon!
Benutzeravatar
Rüdi
Beiträge: 1069
Registriert: Mi 8. Mai 2002, 01:00
Wohnort: Zweibrücken/Pfalz

Beitrag von Rüdi »

Brummi hat geschrieben:Zumal ja der Kolben auch nicht an jeder Stelle im Zylinder die gleiche Anlagefläche hat. (bedingt durch die ganzen Löcher im Zylinder) Folglich ist die Kraft/cm² kaum mehr vernünftig zu berechnen.
Hallo.

Ich denke, dass das eigentlich egal ist. Wichtig ist ja, dass der Ausgangszustand auch gleich war, was die Kanalfläche in der Zylinderwand anging. Es wird sich ja so einfach die Belastung der Kontaktfläche um ca. 23% steigern. Oder aus der Praxis betrachtet: Wenn die Gusskolben bei 54mm/110mm hielten und ab 58mm/110mm Probleme machen, ist die Kraft eigentlich ja egal; wichtig ist es dann nur, dass die 23% mehr die Struktur der Gusskolben an die Grenzen bringen kann.

Ich habe in meiner Straßen-RD mit Serienhub auch Wisecos drin, seit Anfang dieses Motors mit Leistung, jetzt schon einige Tausend Kilometer. Einen Kolbenschaden durch Brüche, Fresser, Klemmer etc. hatte ich da noch nie, und dieser Motor dreht und packt auch oberhalb von 10000 auf der Uhr noch spürbar Leistung drauf. Den einzigen Schaden hatte ich mal diesbezüglich durch Trümmer eines sich zerlegenden KW-Lagers. Der Motor wird von mir in kurvigem Terrain ausserorts auch wirklich gefordert, ich fahre öfter mit Leuten die nahezu doppelt so kräftiges, italienisches Material ambitioniert durch Pfälzer Wald und Vogesen bewegen, da ist man häufiger mal im Bereich 8000-11000 unterwegs. :twisted: Die Ergebnisse hier bestätigen eigentlich meine Einstellung zur Kolbenwahl, wenn öfter und dauerhafter gedreht wird.

Gruß,

Rüdi
Bild
Benutzeravatar
Holliheitzer
IG-Mitglied
Beiträge: 17717
Registriert: Mi 4. Sep 2002, 01:00
Wohnort: Frechen
Kontaktdaten:

Beitrag von Holliheitzer »

Ich denke auch, das man den jeweiligen Kolben so wählen sollte,wie verschleißfreudig die Hand am Gas des Fahrers ist......eben halt wie man den Motor fordert. Das eher egal mit welchem Hub.
Da muss man den Fahrstil eben ans Material anpassen. Denn hohe Drehzahlen mit Leistung machen schnell alles kaputt.
Ich hab echt meinen Spaß mit den Motoren, fahre aber überwiegend auf "ankommen"....also meist unter 10.000 was auch reicht. Mehr als 10.000 bedeutet wohl überall mehr schrauben und davon hat man irgendwann genug. Kostet eben und dafür sind mit die Klamotten zu schade. Ich reize auch schon mal aus aber das nur ganz kurz und nicht zu oft. Dafür scheinen die Prox zu halten.

Gruß Holli
BildBild
Benutzeravatar
RDThorsten
Beiträge: 8077
Registriert: Mi 6. Nov 2002, 01:00
Wohnort: 26160 Bad Zwischenahn 42,3 km bis zur Nordsee

Beitrag von RDThorsten »

Holliheitzer hat geschrieben:Mehr als 10.000 bedeutet wohl überall mehr schrauben
Das kann ich mal so unterschreiben :oops:
If it isn`t smokin it`s broken!

Bild


Bild
Benutzeravatar
MK
Beiträge: 5801
Registriert: Di 16. Okt 2001, 01:00
Wohnort: Wolfenbüttel

Beitrag von MK »

Rüdi hat geschrieben: Ich kann die Grafik (danke dafür, sehr interessant) nur schlecht lesen weil sie recht klein ist
... dann guck mal in deine Mail. Wer's noch braucht einfach mal Mailen ...
Ciao
Martin
---------------------------------
SSDD (Stephen King, Dreamcatcher)
Benutzeravatar
MK
Beiträge: 5801
Registriert: Di 16. Okt 2001, 01:00
Wohnort: Wolfenbüttel

Beitrag von MK »

Holliheitzer hat geschrieben: Ich hab echt meinen Spaß mit den Motoren, fahre aber überwiegend auf "ankommen"....also meist unter 10.000 was auch reicht.
Vom Saulus zum Paulus.
Ich zitiere mal aus http://forum.rd350lc.de/viewtopic.php?t ... ight=12800 einen Typen namens Holliheizer:

"weiterdrehen ist doch nicht grausam
Das ist richtig schööön. Meine 1WW macht mit den Soni-X max 12.800.
Ab ca. 11.000 geht sie natürlich mit der Leistung wieder bergab, aber ausdrehen macht mir echt richtig Laune. "
Ciao
Martin
---------------------------------
SSDD (Stephen King, Dreamcatcher)
Benutzeravatar
Holliheitzer
IG-Mitglied
Beiträge: 17717
Registriert: Mi 4. Sep 2002, 01:00
Wohnort: Frechen
Kontaktdaten:

Beitrag von Holliheitzer »

Oha MK.....2004....gerade die Sonix montiert. Armer Motor :oops: . Der musste echt leiden. Welle kaputt, Limalager krepiert und in den Lagersitz eingefressen. Dann noch 2 x auseinander gewandert und wieder zurück gepresst + dann geschweisst. Einige Kolben verheizt. Ein echtes Lehrlingsobjekt.
Der Motor soll demnächst mal richtig atmen können mit Ziel ca. 75 PS .Ich muss dem Brummi ja mit Standardwelle paroli bieten können :wink: . Das wird interessant werden denke ich .

Gibt nix schöneres als fett hochdrehen.....
Bild Bild Bild Bild Bild

Gruß Holli
Zuletzt geändert von Holliheitzer am Do 7. Jul 2011, 23:52, insgesamt 1-mal geändert.
BildBild
Benutzeravatar
Raphael
Beiträge: 1152
Registriert: Mo 12. Nov 2001, 01:00

Beitrag von Raphael »

Moin,

noch ein paar Werte bei 10.000 U/min:

Maximale Beschleunigung:

- 110er Pleuel: 97140,66 m/s²
- 115er Pleuel: 95679,67 m/s²

Maximale Geschwindigkeit:

- 110er Pleuel: 67,42 m/s
- 115er Pleuel: 66,88 m/s

Die max. Kräfte die bei einem 170g-Kolben auftreten können liegen bei über 1,6t!

Die Werte sind nicht allein auf meinem Mist gewachsen, sondern wurden von einem Physiker meines Arbeitgebers mitberechnet.

Je nach Verkäufer gibt es keinen Preisunterschied für beide Wellentypen. Bei den Kolbenkits liegt man bei nur ca. 50$ Differenz (um mehr gehts hier monetär nicht).

Beim Zusammenbau gibt es keinen Unterschied zum Standard-Motor. Es können alle Originalteile weiter verwendet werden. Entscheiden muss man sich nur, ob man einen 2mm-Spacer über oder unter dem Zylinder verwenden möchte bzw. den Zylinderkopf ausfräsen lässt. Also alles ziemlich easy.

Besten Gruß
Raphael
Benutzeravatar
Rüdi
Beiträge: 1069
Registriert: Mi 8. Mai 2002, 01:00
Wohnort: Zweibrücken/Pfalz

Beitrag von Rüdi »

MK hat geschrieben:
Rüdi hat geschrieben: Ich kann die Grafik (danke dafür, sehr interessant) nur schlecht lesen weil sie recht klein ist
... dann guck mal in deine Mail. Wer's noch braucht einfach mal Mailen ...
Danke Martin, sehr umfang- und aufschlussreich.

Gruß,

Rüdi
Bild
Benutzeravatar
Zweitaktfahrer
Beiträge: 716
Registriert: Do 3. Jul 2003, 01:00
Wohnort: D > CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Zweitaktfahrer »

Raphael hat geschrieben:(...)noch ein paar Werte bei 10.000 U/min:

Maximale Beschleunigung:

- 110er Pleuel: 97140,66 m/s²
- 115er Pleuel: 95679,67 m/s²

(...)
IMHO sind diese Werte viel zu hoch, genau genommen ca. doppelt. Wurde in der Berechnung vielleicht der Kurbeldurchmesser statt dem Radius eingesetzt?
Es Grüessli
Uli

http://www.monetative.de/
Brummi
Beiträge: 2477
Registriert: Mo 4. Mai 2009, 18:08
Wohnort: Steinbach

Beitrag von Brummi »

Hallo!

Bin bezüglich der Ergebnisse auch nicht so sicher, ob die stimmen, da ich meine mal gehört zu haben, dass ein Formel1 Motor Max Kolbenbeschleunigungen von ca. 7000 G erreicht.
Das aber bei 19000U/min.

Ist aber auch nicht so wichtig. Selbst wenn hier falsch gerechnet wurde, kann man doch erkennen, dass der Unterschied nicht so gravierend ist.

Gruß Christian
In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
In der Praxis schon!
Benutzeravatar
Raphael
Beiträge: 1152
Registriert: Mo 12. Nov 2001, 01:00

Beitrag von Raphael »

Moin,

@Ulli: Ich prüfe es noch Mal in Ruhe...oder korrigier es einfach, ich bin da leidenschaftslos :-).

@Brummi: Ja richtig. Aber die Summe der Parameter macht es aus (jedenfalls meine Überzeugung). Wisecos kann man bei beiden Wellentypen verwenden.

Gruß
Raphael
Benutzeravatar
MK
Beiträge: 5801
Registriert: Di 16. Okt 2001, 01:00
Wohnort: Wolfenbüttel

Beitrag von MK »

Mann könnt ihr gar nichts alleine ?
Siehe Bild.

Kolbenbeschleunigung in m/s² über Kurbelwinkel in Grad bei 10000 rpm (in 10 min mit Open Office nach o.g. Formel erzeugt)

Für unkundige: Omega (auch Kreisfrequenz genannt) ist in Rad/s
Eine Umdrehung sind 2 pi rad , damit kann man pm in Omega umrechnen mit

omega = rpm * 2 * pi / 60
Dateianhänge
Beschleunigung.png
Beschleunigung.png (24.67 KiB) 600 mal betrachtet
Ciao
Martin
---------------------------------
SSDD (Stephen King, Dreamcatcher)
Benutzeravatar
wiba
Beiträge: 2444
Registriert: Mi 22. Mär 2006, 12:09
Wohnort: Pulheim

Beitrag von wiba »

MK hat geschrieben:Mann könnt ihr gar nichts alleine ?
Hat sich wenigstens rentiert das wir dir dein Studium bezahlt haben. :P :lol:
Gruss Wiba
[schild=standard fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]tuneup[/schild]
Antworten