Die Vergaser Übeläufe werden mit der Ablassschaube nicht abgedichtet.
Die Schwimmerkammer hat ein Röhrchen das über den normalen Flüssigkeitsspiegel in der Schwimmerkammer reicht.
Sollten die Nadeln nicht schließen steigt das Benzin höher als es sollte und bevor es dir den Motor flutet rinnt es über den Überlauf.
Funktion wie ein Staudamm Überlauf, der Damm wäre in dem Fall das Niveau wo es dir in den Motor rinnt:
https://img.pr0gramm.com/2014/07/06/7df ... 5c0213.jpg
Die Ablassschraube wiederum ist dafür da, die Schwimmerkammern komplett zu entleeren, sie öffnet also ein Loch ganz unten in der Kammer.
Übelauf und Ablass nutzen aber den gleichen Ablaufschlauch, deswegen die oft falsche Annahme, dass die Schrauben nicht mehr dichten.
Und jetzt zu deinem Problem:
Es gibt 2 Stellen wo das Benzin aufgehalten werden kann
1) Unterdruck Benzinhahn
2) Schwimmernadeln
Dein Benzinhahn funktioniert offensichtlich.
Au PRI lässt der ungehindert durch (wie ein normaler Hahn auf "ON"), es füllt also die Schwimmerkammern auch im Stillstand.
Auf ON und RES ist er Unterdruckgesteuert, also bei stehendem Motor "OFF", sobald man den Motor startet "ON"
Schalten wir also die erste Hürde auf Durchzug = "PRI"
Damit füllt es die Vergaser, der Flüssigkeitsspiegel steigt und drückt über die Schwimmer die Nadeln zu.
Sobald die zu sind sollte der Benzinfluss gestoppt sein.
Bei dir ist das nicht der Fall (Gründe dafür weiter unten).
Das Benzin rinnt also munter weiter an der Nadel vorbei bis der Flüssigkeitsstand so hoch ist, dass es über den Überlauf rausläuft.
Dafür reicht es wenn die Nadeln minimal undicht sind, dann rinnts halt nicht stark raus sondern tröpfelt nur.
Wenn du den Hahn auf "ON" stellst stoppst du die Zufuhr und es kommt kein Benzin mehr nach => es rinnt auch nichts mehr über.
Wenn du den Motor startest öffnet der Benzinhahn wieder per Unterdruck.
Der Motor braucht aber etwas Sprit, demnach öffnen die Schwimmernadeln durch den fallenden Flüssigkeitsstand.
Sollten sie undicht sein ist das ggf. genau ausreichend um den Spitbedarf im Stand zu decken, also rinnt der Sprit in den Motor statt durch den Überlauf.
Oder halt nur noch deutlich weniger durch den Überlauf.
Sobald du Last anlegst braucht der Motor noch mehr Sprit, die Nadeln öffnen also weiter. Spätestens hier rinnt mehr Sprit in den Motor als leicht undichte Nadeln liefern würden.
Egal ob der Vergaser Ultraschallgereinigt wurde, die Nadeln können trotzdem undicht sein.
Gründe:
- Du hast einen abgesoffenen Schwimmer. Schau ob sich im Schwimmkörper Benzin befindet - oft wegen Löchern an der Schweißnaht von Kunststoffschwimmern.
Meist ist nur einer abgesoffen, damit fehlt einfach die Kraft um die Nadel zuverlässig zu schließen. Führt zu gelegentlichem überlaufen
- Der O-Ring rund um den Nadelsitz (also den Messingteil im Vergaserkörper) ist undicht. Dann rinnt dir das Benzin außen am Schwimmerventil vorbei.
Die 350er dürfte eingeschraubte oder eingesteckt und mit einer Schraube gesicherte Nadelsitze haben.
- Die Nadel gleitet nicht mehr sauber im Nadelsitz.
Oft sind so raue Benzinrückstände auf den Bauteilen. Ohrenstäbchen + Metallpolitur, einmal innen im Nadelsitz und einmal außen über die Nadelgleitflächen.
Dann verkanten die Nadeln nicht mehr im Sitz und sie schließen wieder sauber.
- Schäden oder Verunreinigung an der Gummispitze der Nadeln... Sind optisch normal gut zu erkennen (dann reinigen oder neue Nadeln einbauen)
Übelaufende Mopeds nach langer Stehzeit sind meine Lieblinge.
Meist reicht das genannte Ohrenstäbchen und etwas Politur, dazu Bremsenreiniger für die Düsen und Kanäle.
Damit bekommt man richtig billige Mopeds ("laufen nicht, für Bastler") innerhalb von 2h mit finanziellem Einsatz von 1-2EUR wieder fit.
