der Neuaufbau einer 4L1 ist endlich fertig! Für wenige 100Euros im letzten Jahr gekauft, waren doch die Spuren der Vorbesitzer deutlich zu sehen. Neben dem Dreck und Siff nach über 25Jahren waren das Schutzblech abgesägt, ein breiter LSL- Lenker montiert, "falsche" Spiegel, Kickstarter und Soziusrasten, der Haltegriff für den Sozius fehlte ganz. Dafür gab es Kolben in der 5. Übergöße (55,5mm!), die erst vor kurzem montiert wurden. Vibrationen in mittleren Drehzahlen während der Probefahrt ließen bereits einen KW-Lagerschaden vermuten (fiel auch deshalb gut auf, weil der Besitzer nur wenig Sprit dem Käufer mitgeben wollte...). Dass deutlich Wasser im Getriebeöl war, habe ich erst zu Hause gemerkt,

Also rein in den Keller, fast komplett zerlegt, gereinigt (Essigreiniger pur, das ätzt nicht nur Dreck, sondern auch Zinkschichten weg), fast alle Schrauben inkl. Steckachsen neu verzinkt. Die schwarz verzinkten Zylinderkopf- und Motorschrauben sehen auf den schwarzen Gehäusedeckeln wieder „Nato-grün“ aus, also recht nahe dem Original. Die bei HM bestellte neue vordere Befestigungsschraube für den Motor hatte dagegen eine eher kotzgrüne Farbe, das ging gar nicht...Als Gehäuseschrauben habe ich Flachkopf-Inbusschrauben verwendet, die sind nicht viel höher als die originalen Kreuzschlitzschrauben.

Die Hauptständeraufnahme wurde beim freundlichen Yamaha Händler neu gerichtet und verstärkt (jetzt steht der Hobel wieder sicher, vor allem können die Räder leichter geputzt werden. Ein Hinweis: je 2 cm Bodenfreiheit am Hinterrad müssen etwa 1 cm mehr Höhe am Hauptständer gerechnet werden

Fehlende Teile gab es gebraucht in der Bucht, genauso wie Dichtungssatz inkl. Simmerringe. Auch hier ein Tipp

Die mit Abstand meiste Arbeit war das Polieren von Hand der beiden Felgen. Irgendein Vorbesitzer hatte beide sandgestrahlt, um besser lackieren zu können. Allein der Rückbau hierzu hat, inklusive Abbeizen und Lackieren, insgesamt 3 Wochenenden gekostet! Auch die 3 Schichten Farbe auf den Schalldämpfern (inkl. Rot!) wurden abgebeizt und, anders als beim Original, mattschwarz lackiert.
Auch die Lenkerarmaturen (schon mal reingeguckt?) wurden entsifft, und nach Empfehlung aus dem Buch "Die perfekte Motorradrestaurierung" mit Kunststofffarbe neu lackiert. Dazu neue Aufkleber von lc-crazy aus GB, von dem auch das Tankdekor stammt (schnelle Lieferungen, gute Qualität). Tank etc. wurden vom befreundeten Profi neu lackiert. Da die 4L1 erst 1983 zugelassen wurde und mir das Dekor der 4L2 ab 1982 besser gefiel, bin ich vom Original abgewichen. Fummelkram ist das Kleben des Tankdekors. Wäre da der Tipp mit dem Spüli aus dem Forum nicht gewesen, ich wäre wahrscheinlich verzweifelt. Danke dem Erfinder!!!

Ein Hinweis für Rahmen-Selbstlackierer: Ich habe mit der Spraydose nach schwarz-seidenmatt dann nass in nass glänzend Klarlack gesprüht. Das gibt nicht den Tiefenglanz, aber kommt auch hier, wie ich finde, dem leicht matten Original-Glanz sehr nahe (im o.g. Buch wird deswegen zu kunststoffspritzen geraten).
Etwas Fummelkram ist auch das Erneuern der Bremskolbendichtungen. Auch hierzu wurde im Forum schon viel zu geschrieben. Ich habe als Montagehilfe einen neuen Tipp: Talkum-Puder!


Die vielen Einzelteile wieder montiert und Kick Starter getreten: Nach 6 Kicks lief der Motor, zwar mit tierisch viel Qualm, aber mit Grinsen des Besitzers

Zwar fährt die Yamaha jetzt wieder, was mich nur noch etwas beunruhigt, ist der etwas raue Lauf im Teillastbereich, Vibrationen sind deutlich spürbar. Hier bin ich nicht ganz sicher, ob die Zylinderkopfdichtung nicht vielleicht doch eine Macke hat. Alternativ habe ich nur noch nicht originale 160er Hauptdüsen und einen (vom Vorbesitzer?) selbst gemachten Luftfiltereinsatz zu bieten. Bei der Kurbelwelle hatte ich nur die äußeren Lager getauscht, die Pleuellager waren noch innerhalb der Verschleißgrenzen.


Schönen Gruß
Martin