Teil 8
Step 3: RD-> TÜV Gutachten
Immer noch Corona, jetzt 3.Welle. Vom Job her zwar immer noch extrem eingespannt, aber dann doch immer wieder Zeit zum Basteln an/ für die RD. Dank Homeoffice.
Und jetzt zum Tippen, Überstunden abbauen...
Den Status der Auspuffanlage hatte ich ja schon letztmalig erwähnt. Als Fortschritt kann ich da "nur" die Lackierung erwähnen:
- Krümmer mit Dupli-Color 800°C
- Konus danach ebenso + Klarlack 500°C
- Der Rest mit 2k Foliatec (noch nie verwendet, also Test)
Das mit dem Dupli-Color hat wieder problemlos funktioniert. Zum "Einbrennen" der Teilackierung habe ich über die Tröten einem passenden Karton "geschmissen" und dann mit Heißluftpistole von vorne in die Rohre.
Noch zwei Decken über den Karton, dann kam ich auf 150°C.
Konnte ich im März problemlos machen, war draußen schon warm genug.
Dann der 2k Lack. Draußen bis zu -10°C, also dann im Heizungsraum lackieren, das Ok der Mitbewohnerin schon mal mit eingeplant.
Ok ist da, nach dezenten Hinweis auf den Gestank beim letzten Glas-Fusing.

Also los...
Alles sauber, alles mit Folie abgehängt. Nasse Zeitung auf dem Boden. Ein Kellerfenster offen gelassen, damit der Lüfter auch ordentlich absaugen kann.
Erfolg: Lackierung mit leichter Orangenhaut, war wohl doch zuviel kalte Luft mit im Spiel. Kacke...
Egal, jetzt fahre ich das Setup erst einmal so diese Saison. Mal sehn, ob der Lack hält was er verspricht. Kann im Herbst ja immer noch abschleifen/ überlackieren.
Dann war ja noch das Thema Vergaser abstimmen/eindüsen.
Da habe ich viel drüber nachgedacht.
Letzter Staus war:
- Standard LC Luffi macht zu fett, spätestens wenn Powerjet greift.
- Schorchel raus bringt Abhilfe, aber RD brüllt wie am Spieß aus dem Ansaugtrakt.
- Powerjet Bedüsung verkleinern hilft auch, aber subjektiver Leistungsverlust.
Ich muß ja noch die Fahrgeräuschmessung beim TÜV machen lassen und bestehen. Deswegen wollte ich auch den Auspuff unbedingt fertig lackiert bekommen. Nachher ruft der TÜV an und die Puffe liegt noch im Keller!
Mit Schnorchel und Powerjet-Bedüsung kleiner wäre eine Lösung, aber so fahren möchte ich auf Dauer nicht. TÜV bescheißen geht, ist aber nicht mein Stil. Ich will auch nicht mit einer Brülltüte rumfahren.
Gibt ja schon genug Honks auf den Straßen, die meinen, bei ihrem 200PS Geschoß noch den dB-Eater rausfrumeln zu müssen.
Eigentlich ist es doch ganz einfach: Ich muß der Kiste mehr Luft gönnen, ohne den Lärmfaktor zu erhöhen. Anders ausgedrückt: Ich muß den Druckabfall über den Ansaugtrakt verringern unter Beibehaltung der dämpfenden Maßnahmen.
Also Schnorchel/ Ansauggeräuschdämpfer bleibt erstmal drin.
(OFFTOPIC: Da wo ich meine Jugend verbracht habe (an der Mosel nähe Koblenz) würde man das Ding wohl einfach nur als "Gummifudd" bezeichnen,
so wie fast alles aus Gummi: Spachtelbecher, Gelenkmanschette, Gummipuppe etc

muß ich immer dran denken... ONTOPIC)
Es gibt im Netz immer wieder Hinweise auf Frequenzverdopplung nach Helmholtz im Ansaugtrakt und das dieses (auch) für die Geräuschreduzierung verwendet wird. Wird die Gummifudd dafür auch verwendet? Keine Ahnung, vermutlich ja.
Als Elektronenschubser kenne ich Helmholtzspulen , aber das ist eine andere Nummer. Von nichts eine Ahnung, deswegen nochmals: Die Gummifudd bleibt da, wo Mr. Yamaha das Ding hingesetzt hat!
Bleibt nur die Lösung, geschickt einen Bypass zu legen, um den Druckabfall anzupassen.
Und wie lege ich den jetzt aus?
a) Druckabfall statisch bestimmen, dynamisch wäre super, aber (auch hier) zu wenig Ahnung von der Materie. Man kann das simulieren, wenn man entsprechende Erfahrung hat, habe ich aber nicht.
Ohne Erfahrung legt man sich da selber mal schnell die Karten, also kann man das vergessen.
b) Praktischer Versuch macht kluch:
Man nehme:
- Einen kompletten LC Ansaugtrakt
- Einen kompletten 51L (1WW) Ansaugtrakt
- Einen Industriestaubsauger
- Ein Differenzdruckmessgerät (Auflösung 1mbar oder eher besser)
Einen Ansaugtrakt als Ersatz hat wohl jeder LC-Fahrer in seinem Bestand. Die Dinger unverbastelt zu bekommen ist wohl nahezu unmöglich geworden.
Bei dem 51L Trakt habe ich wieder auf Ebay-Kleinanzeigen zurückgegriffen (Nein, 31k ist anders aufgebaut, nur das Oberteil ist identisch).
Ich hänge mal zwei Fotos von meinem Kauf rein. Eigentlich langweilig nen Luffi zu photografieren, aber ich verstehe da was nicht:
Da gibt es so einige mit abgesägten Batteriehaltern für einen schmalen Taler.
Warum sägen so viele 350er Treiber die Batteriehalter ab? Ohne Batterie ist ja ok, wenn man denn das Gewicht sparen muß, aber der Halter
Ich vermute ja okkulte Handlungen, um Mitternacht bei Vollmond wird der Halter gesägt, um dem Gott der Vmax oder so zu huldigen. Mit Glück sind auch Jungfrauen anwesend...
Oder gibt es da tatsächlich einen vernünftigen Grund?
Industriestaubsauger:
Eine 250er schaufelt bei 9000 U/min so 1/4 l * 9000 * 1/60* 1/s = 37,5 l/s. Klar, ist natürlich Idealfall, aber erstmal eine Hausnummer zum Start!
Ein guter Industriestabsauger schafft bei Vollgas etwa 50-70 l/s, meiner ist von Einhell, also eher weniger. Also etwa gleiche Größenordnung wie die RD.

Da ich sowieso nur relativ messen will, sollte das passen.
Differenzdruckmessgerät habe ich mal selber gebaut. Lange her, das war zu Zeiten, wo ich in der Augenklinik Tübingen in der Forschung war (Geile Zeit, leider wenig Kohle)
Mit Bordmittel zusammengeklebt sieht das dann so aus (Was wäre die Welt ohne Gaffa-Tape):
Den 4L1 Vergaser (leergeräumt) habe ich als Adapter mißbraucht, Ölanschluß als Meßwertabnehmer verwendet. Ich habe auch mal ohne Vergaser getestet, um den Einfluß auf die Messung herauszufinden:
Es gibt einen Druckoffset, aber an den gemessenen Differenzdrücken ändert sich nix.
Gemessen habe ich:
-4L1 Luffi Originalaufbau (also mit Filtermatte und Gummifudd)
-4L1 Luffi Originalaufbau nur ohne Gummifudd
-51L Luffi Originalaufbau (auch Filtermatte und entsprechende 51L Gummifudd)
Sieht dann als aufwendige Excel so aus:
Die Gummifudd am 4L1 Luffi macht also so 4-5 mBar Druckdifferenz aus. Ohne die passt das dann auch zufällig mit dem Druckabfall am 51L Luffi. Und das passt dann ja auch mit dem Fahrergebnis!
Ned schlecht!
Und wie setzte ich jetzt das Ergebnis in eine sinnvolle Lösung um?
Zaghafte Versuche mit einem Ersatz der Gummifudd habe ich schon letzte Saison getestet und die waren nicht erfolgreich. Beispiel:

Hatte ich mir eigentlich viel von versprochen. Muß mal irgendwann den Druckabfall messen...
Die Idee, einen Bypass mittels Schlauchanschluss am unteren Teil des Ansaugtraktes und dann irgendwie unter die Sitzbank oder so an die Seite habe ich auch verworfen:
- Nicht wirklich Platz für einen zweiten Filter
- Ich muß ein Loch in den Ansaugtrakt bohren, sowas mache ich nicht!
- Mir auch zu aufwändig, das geht doch einfacher...
Der Klassiker: Ich bohre Löcher in den Luffideckel!
- Mache ich auch nicht. Zum einen aus Prinzip, zum anderen stellt sich die Frage, warum das dann leiser werden sollte.
Nächste Idee: Ich hebe den Deckel des Luffigehäuses etwas an, um so kontrolliert Falschluft zu ziehen. Machen manche Treiber sicherlich schon unfreiwillig so, da keine Schnurdichtung mehr im Deckel

- Vorteil 1: Bypassöffnung liegt im 90°C Winkel zum Ansaugweg Richtung Vergaser. Schallwellen müssen "um die Ecke", wie bei der Gummifudd
- Vorteil 2: Mit Variation der Spalthöhe kann ich die RD abgestimmen.
- Vorteil 3: Keine Löcher in Originalteile bohren!
- Nachteil 1: Ich bekomme auch Luft von Vorne, was dann ein leichtes Ramair Verhalten bewirken könnnte. Also bei ordentlich Speed noch ein bisschen magerer. Doof...
- Nachteil 2: Aus Versuchen weiß ich, daß ich etwa ein Bypass-Öffnung von 700 mm x mm brauche. Bei einen Deckelumfang von ~ 700 mm benötigt man also 1mm Spalthöhe. Wie soll man sowas konstruktiv
halbwegs kontolliert hinbekommen? Bei 1,5 mm ist man u.U schon viel zu mager...
- Nachteil 3: Der Deckel hat Stege und die Gummifudd Noppen eingearbeitet, um die Filtermatte an Ort und Stelle zu halten. Wenn ich jetzt den Deckel lupfe dann lommelt die Filtermatte im Gehäuse rum.
Ok, nur 1 mm, trotzdem...
Übernächste Idee: Wie obige Idee nur verbessert: Ich lege zwischen Deckel und Gehäuse eine "geeignete" Zwischenmatte mit einer "ordentlichen" Dicke.
- Geeignet: Ein Material, was als Dichtung funktioniert und resistent gegen Benzin und Öl ist. -> NBR zB, EPDM sollte auch gehen.
- Ordentlich: Deckel sollte trotz Anheben noch unter den Tank passen. Luftspalte so kurz, daß ich nur welche an den Seiten benötige. Gründe:
Vorne nicht wg. Ramair-Effekt, hinten nicht wg. Nähe zum "Loch" Richtung Vergaser und an den Seiten trifft der Schall direkt auf den Tank, was ja auch nicht so schlecht sein kann.
Ich kaufe mir 7mm NBR Platten in der Bucht. Kosten nicht die Welt.
Zuerst schneide ich in dem Bereich innerhalb des Luffis überall dort Öffnungen, wo kein Noppen oder Stege für den Halt der Filtermatte in der Nähe sind.
Löcher für die drei Befestigungsschrauben rein, dann flugs die seitlichen Öffnungen rausgeschnitten und die erste Anprobe auf dem "Prüfstand".
Zuviel an den Seiten rausgeschnitten, ich sollte den Jever-Konsum bei solchen Aktionen kontrollierter halten, Mist.
Nach Korrektur (die zuviel ausgeschnittenen Teile wieder reingefriemelt) passt das dann auch soweit mit der Druckdifferenz!
Je nachdem, wie lang ich die Spalte wähle, kann ich die Kiste jetzt ohne allzuviel Aufwand abstimmen!
Im Foto vom "Meßaufbau" erkennt man im Übrigen schon die verbaute Matte. Gaffa-Tape hält die zuviel abgeschnittenen Teile.
Für den ersten Fahrtest wird das Ganze noch gepimpt:
Schraubenlöcher etwas größer, da noch Abstandshülsen (~10mm) für eine halbwegs definierte Verpressung der Matte benötigt werden.
Die Ausbrüche der Matte innerhalb des Luffigehäuses etwas vergrößert. Ja, kann man auch noch schöner machen...
Erster Fahreindruck:
- Kiste zieht so, wie im Herbst zuletzt ohne Gummifudd gefahren.
- Bei etwas 3-4k U/min Resonanzen vom Tank. Will ich mit einer aufgeklebten "Antidröhnmatte" bekämpfen, habe aber keine.
Abhilfe: Ein Stück 1 Zoll Schlauch längs aufgeschnitten und jeweils im Bereich der Öffnungen aufgeklemmt.
Probefahrt. Resonanzen wesentlich angenehmer, nicht mehr störend. Die ganze Kiste ist ansonsten wieder recht zahm bzgl. der Ansauggeräusche.
Irgendwelche Änderungen im Verhalten über die Drehzahl nicht bemerkbar. Zieht ordentlich durch, knapp oberhalb der 4k in einem ganzen engen Bereich braucht sie etwas mehr Gas, da ist sie sonst etwas unwillig. (War aber schon vorher so)
Mal die Zündkerzen angesehen. Nix Vollgas Autobahn und dann Killschalter. Einfach in der Gegend rumgefahren.
Meine Meinung nach 26 Jahren RD: So ein Kerzenbild hatte ich noch nicht, meistens war Schwarz die dominante Farbe.
Also ich finds ok. Sollte aber doch mal auf die AB und dort das Kerzenbild abnehmen.
Muß jetzt erst einmal so reichen, der TÜV hat sich gemeldet! 06.04.2021 Fahrgeräuschmessung, jetzt gilts!!!
Fertig mit Teil 8
Ich habe dann noch einen Teil 9 in dem ich dann auch so langsam zum Ende meines Umbauprojektes komme.
Schönen Abend,
Stefan