Kupplungsmontage 4L0

Wenn Schäden auftreten, die in der heilen Welt der Werkstattliteratur nicht

vorkommen, ist guter Rat nicht teuer - Du findest ihn hier.

Moderatoren: solo, Kilroy, Stefan Philipp (M)

Benutzeravatar
kestrel401
Beiträge: 627
Registriert: Do 22. Jul 2010, 21:32
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:
Germany

Kupplungsmontage 4L0

Beitrag von kestrel401 »

Hallo,

die Suche über verschiedene Threads zum Thema "Kupplung" hat folgende Fragen bei mir hinterlassen:

Matthias (a.k.a. BigBikeHunter) hat irgendwo angemerkt, man solle für die Mutter des Kupplungskorbes hochfeste Schraubensicherung verwenden, also etwa Loctite 270 bzw. 2701. Warum? Und warum nicht mittelfest? Unter Umständen will ich die Mutter ja auch irgendwann noch einmal lösen können. Und die darunterliegende Blechsicherung gibt es ja auch noch...

Zweite Frage: An anderer Stelle meinte Holli(Heizer), daß man die Kupplungsreibscheiben vor der Montage gut in Getriebeöl baden müsse - warum?

Ich wollte das Castrol Driveline SAE 75W-90, das der Vorbesitzer eingefüllt hatte, gegen Motul Transoil wechseln. Da ich irgendwo gelesen habe, daß falsches Getriebeöl das Durchrutschen der Kupplung befördern könnte, wollte ich die Reibscheiben (noch 3,1 mm dick) gründlich vom alten Öl befreien/reinigen.

Nun besser doch nicht? Oder doch und danach in Transoil baden? Und warum ist das überhaupt so wichtig?


Danke, falls mir das nochmal jemand erklären könnte.

Viele Grüße - Matthias
Benutzeravatar
Hiha
Beiträge: 1235
Registriert: Di 9. Okt 2007, 06:27
Wohnort: Neubiberg b. München
Germany

Beitrag von Hiha »

Hei auch,
ich nehm auch immer hochfest, da mans trotzdem aufbekommt wenns sein muss, und weil Mittelfest nicht fest genug ist. Das Sicherungsblech ist eh nur ein Alibi und hält eigentlich nix.
Das mit dem in Öl einlegen wird immer wieder als absolut notwendig bei Neubelägen angegeben. Ich machs einfach, und denk nicht weiter drüber nach...

Gruß
Hans
Lux-RD
Beiträge: 1188
Registriert: Di 16. Apr 2002, 01:00
Wohnort: 65428 Rüsselsheim
Germany

Beitrag von Lux-RD »

Hallo Matthias,
ich habe bei meinen Motoren keine von beiden Massnahmen vorgenommen und nur mit dem Sicherungsblech die Mutter gesichert.Probleme hatte ich damit noch nie.Öle verwende ich normales mineralisches,für Motoren mit Ölbadkupplungen geeignet,von den grossen Motorradzubehörläden.
Wenn du noch ein bischen wartest,bekommst du mehere Meinungen dazu.Die gibt es hier wie Sand am Meer. 8)
Gruß,
Lux-RD.
Benutzeravatar
kestrel401
Beiträge: 627
Registriert: Do 22. Jul 2010, 21:32
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:
Germany

Beitrag von kestrel401 »

Hallo allerseits,

Ja, vielleicht wieder ein Popcorn-Thread? :D

Jedenfalls: Ich habe als Berufsneuling mal eine Vorführung von Böllhoff gesehen, wo die Wirksamkeit von Schraubensicherungen demonstriert wurde... seitdem weiß ich, daß selbst diese umgebogenen Bleche in der Tat reine Dekoration sind und nur Loctite oder die VerbusRipp-Schrauben/-Muttern einigermaßen halten. Ich habe also ein Fläschchen Loctite 270 (hochfest!) bestellt.

Das Ölbad für die Reibscheiben mache ich mal davon abhängig, ob ich ein geeignetes Behältnis dafür auftreiben kann. Ich habe 2l Transoil und brauche nur 1,6l davon für den Motor - außerdem kann ich das Bad-Öl hinterher ja auch noch in den Motor kippen...

Ich möchte es einfach nur verstehen.

Auch bei der Schraubensicherung ist es ja so, daß die Mutter des Kupplungskorbes hinter der Torsionsdämpfung des Primärantriebes sitzt, die Vibrationsbelastung also eigentlich nicht mehr so groß sein sollte wie etwa für das Primärzahnrad auf der Kurbelwelle.

Aber wenn man "hochfestes" Loctite auch noch wieder losbekommt, dann soll es mir recht sein. Eine 29er Nuß habe ich ja jetzt extra dafür gekauft und den EBC Kupplungsschlüssel auch.

Vielen Dank bis hierher - Matthias
Benutzeravatar
georg_horn
Beiträge: 3101
Registriert: Do 21. Sep 2006, 14:37
Wohnort: Koblenz
Kontaktdaten:
Germany

Beitrag von georg_horn »

Ich könnt mir vorstellen, dass die Kuplungsbeläge zu heiss werden oder auf den Reibscheiben fressen wenn sie neu sind und ganz trocken eingebaut werden. So schnell kommt dann ja kein Öl zwischen die Scheiben. Also würde ich ganz neue wenigstens vor dem Einbau kurz in Öl tauchen.

Deine hier tät ich einfach wieder einbauen, nicht mit Bremsenreiniger oder Verdünner da dran gehen.

Gruss,
Georg
Gruss,
Georg

Fahrt so schnell ihr könnt, so lange ihr noch könnt!
(Uli Peil im XJ-Forum)
Benutzeravatar
Bigbike-Hunter
Beiträge: 3074
Registriert: Di 4. Apr 2006, 17:35
Wohnort: Bauschheim
Germany

Beitrag von Bigbike-Hunter »

Hi, das Ölbad braucht man nur für neue und "abgehangene",
durchgetrocknete, gebrauchte Reibscheiben. Das wird auch in
der Literatur so empfohlen. - Ist m.E. auch kein großer Aufwand
die Scheiben mal über Nacht zu baden.

Die [s]hoch[/s]mittelfeste *) Schraubensicherung kann man schon mit dem richtigen
Werkzeug wieder lösen - dies musste ich dieses Jahr auch bei meiner
Kupplungs-Getriebe-Aktion machen, da die Mutter schon verklebt war. :?
Auf jeden Fall hält die Verschraubung dann wirklich bombenfest, was ich
von dem Sicherungsblech allein nicht glaube. Schaden tut´s nicht.

VG BBH


*) Edit: Hab noch mal im "Chemieregal" nachgeschaut, es war doch
mittelfestes Loctide und ein Tröpfchen auf die Verzahnung schadet auch nicht. :wink:
Zuletzt geändert von Bigbike-Hunter am Di 4. Dez 2012, 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
RD350LC - leider verkauft,
MT-09 RN29 - total begeistert !
aber einmal 2T-Fan, bleibt 2T-Fan. :wink:
Benutzeravatar
Heiner Jakob
Beiträge: 302
Registriert: Di 16. Okt 2001, 01:00
Wohnort: Rüsselsheim
Germany

Warum überhaupt chemische Schraubensicherung verwenden?

Beitrag von Heiner Jakob »

Kupplungszentralmuttern halten auch ohne chemische Schraubensicherung einwandfrei, wenn sie mit dem richtigen Drehmoment angezogen werden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Keilverzahnung kein Spiel hat. Hatte sich die Mutter bereits einmal gelockert, hat auch die Verzahnung gelitten und ist dann nicht mehr ganz spielfrei. Dies führt zwangsläufig dazu, dass sich die Kupplungsnabe beim Lastwechsel immer ein klein wenig auf der Keilwelle hin- und her dreht. Das geht nicht lange gut, dann ist die Mutter lose. In diesem Fall sollte Schraubensicherung nicht nur auf das Gewinde sondern auch in die Keilverzahnung eingebracht werden. Ob man hochfest wirklich braucht, bezweifle ich. Bei mir hat es bisher immer mittelfest getan, und ich kann die Motoren, die ich so zusammen gebaut habe und die in der Folge nie einen Schaden an der Stelle hatten, gar nicht mehr zählen.
Benutzeravatar
Hiha
Beiträge: 1235
Registriert: Di 9. Okt 2007, 06:27
Wohnort: Neubiberg b. München
Germany

Re: Warum überhaupt chemische Schraubensicherung verwenden?

Beitrag von Hiha »

Heiner Jakob hat geschrieben:Kupplungszentralmuttern halten auch ohne chemische Schraubensicherung einwandfrei, wenn sie mit dem richtigen Drehmoment angezogen werden.
Nein, nicht unbedingt, und auch dann nicht, wenn die Keilverzahnung spielfrei ist. Woran das liegt, weiß ich nicht, möglicherweise durch die zu geringe Spannelastizität. Das Gleiche gilt für Ritzelmuttern. Manche Motoren machen nie Probleme, bei Anderen lösen sie sich regelmäßig und biegen dabei das Sicherungsblech auf.

Gruß
Hans
2-Takt-Sigi
Beiträge: 4804
Registriert: So 31. Dez 2006, 14:22
Wohnort: /Stmk./Österr.
Austria

Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Ich hab auch schon einige verschraubt u immer ohne Flüssigsicherung, keine Probs bisher, das Blech sollte allerdings schon auf der richtigen Seite hochgebördelt werden....

Was mir mal passiert ist.
Eine der Schrauben des Halbmondes der die beiden Hälften verbindet hatte sich herausgedreht, die war nicht fest genug.
Seither zerschneide ich das Blech u kleb die Schrauben rein, braucht man dann nicht mehr öffnen.
Wenn die zwischen das Prim-Zahnrad gerät dann gute Nacht.

Gruss Sigi
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert!
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1303
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Ich habe die letzten 500.000 Km keine Kupplungsmutter eingeklebt, und auch noch nie eine gelöste vorgefunden.
Bei Ritzelmuttern sind nur die der grobverzahnten Wellen gefährdet.
Bei einer ausgeschlagenen Verzahnung kann sich natürlich die Kupplungsmutter lösen.

Gruß Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
kestrel401
Beiträge: 627
Registriert: Do 22. Jul 2010, 21:32
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:
Germany

Spannende Diskussion

Beitrag von kestrel401 »

Doch Popcorn! :) Nein, war 'n Spaß.

Heiners Argumentation mit dem Spiel in der Keilwellenverzahnung erscheint mir plausibel - muß ich die Tage nochmal kontrollieren. Aber die Mutter war ja auch fest. Ich musste die Kupplung ja nur ausbauen, weil der Seegerring des Zwischenzahnrades für den Kickstarter heruntergegangen ist...

Aber heute ist das Loctite 270 gekommen... :)

Was Matthias (BBH) schreibt deckt sich mit dem, was ich auch an anderer Stelle gelesen habe: mit g'scheitem Werkzeug bekommt man eine so gesicherte Verschraubung schon wieder auf. Man braucht ja mit dem Zeug auch nicht wild rumjauchen...

Ich warte jetzt noch auf den neuen Seegerring und die Sicherungs-Unterlegscheibe für besagte Kupplungsmutter und dann geht's los - mit sparsam Loctite und eingeölten Belägen.

Ist das übrigens bekannt, daß diese Sicherungsringe eine scharfkantige und eine abgerundete Seite haben (sollen)? Eine "falsch-rumme" Montage dieses Sicherungsringes ist derzeit die einzige Erklärung für dieses gelöste Zwischenzahnrad, die mir einfallen will...

Vielen Dank für die zahlreichen interessanten Beiträge!

Matthias
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1303
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Die Sicherungsringe sind Stanzteile, deswegen eine runde und eine scharfkantige Seite. Die Scharfkantige Seite logischerweise in Kraftrichtung montieren.

Gruß Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
kestrel401
Beiträge: 627
Registriert: Do 22. Jul 2010, 21:32
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:
Germany

Sylvester-Überraschung

Beitrag von kestrel401 »

Hallo,

nachdem ich den Seegerring nun einmal entfernt habe und auch das Zwischenzahnrad (zwischen Kickstarter und Kupplungskorb) demontiert habe, ist ein ziemlich gut versteckter Lagerschaden zutage getreten: Ein Nadellager ohne Nadeln! Die Getriebe-Abtriebswelle schwebt rechts in der Luft! :shock: (2. Bild)

Das dürfte auch die Quelle der merkwürdigen Geräusche sein, die ich an diesem Motorrad von Anfang an bemängelt habe: Das Zwischenzahnrad nagte am Schraubenkopf der benachbarten Kreuzschlitzschraube! (s. 1. Bild)

Wenn ich das jetzt alles richtig sehe, dann bedeutet das eine totale Demontage des Motors...

Das Jahr hätte auch etwas freundlicher ausklingen können!

Euch dennoch eine schöne Feier - Matthias
Dateianhänge
Nadellager ohne Nadeln (Sicherungsring im Hintergrund sichtbar!)
Nadellager ohne Nadeln (Sicherungsring im Hintergrund sichtbar!)
Nadellager.jpg (85.55 KiB) 650 mal betrachtet
Zahnrad sägt am Schraubenkopf
Zahnrad sägt am Schraubenkopf
Zahnsaege.jpg (70.6 KiB) 650 mal betrachtet
Flory
Beiträge: 236
Registriert: Mo 17. Jan 2011, 17:07

Beitrag von Flory »

Hallo Matthias.
Es ist definitiv klar, dass das Zwiscenrad am Schraubenkopf geschliffen hat, doch die Ursache, wie es dazu kommen konnte liegt wohl ganz wo anders. Der Lagerdefekt ist wohl auch nur ein sekundärer Defekt einer schlechten Montage, denn wenn ich mir die Dichtfläche zwischen den Gehäusehälften so auf dem Foto ansehe, ist dort ein deutlicher Spalt zu sehen. Bei richtiger Montage sollte der kaum sichtbar sein. Somit hatte das Lager schon nach der Montage Spiel im Lagersitz. Es ist davon auszugehen, dass auch die Geriebezahnräder und Schaltgabeln in Mitleidenschaft gezogen worden sind.


Gruß Flory
Benutzeravatar
kestrel401
Beiträge: 627
Registriert: Do 22. Jul 2010, 21:32
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:
Germany

Beitrag von kestrel401 »

Hallo Flory,

Urgs... habe ich doch Mist gekauft? Wenn Deine Befürchtungen zutreffen, dann steht mir ja einiges bevor.

Wobei: "Spiel im Lagersitz" heißt doch nicht gleich "zerbröselnde Nadeln", oder?

Andererseits: Kaputte Lagersitze sind lt. Heiner Jakob ja wohl das Todesurteil für das Motorengehäuse. Ach, das Leben ist schön...

- Matthias
Antworten