RD, Kegelrollen-Steuerkopflager, Gefahr, Lösung (Roman)
Verfasst: Do 14. Sep 2006, 10:48
Jetzt muss ich doch mal meine Umbaumaßnahme hier posten, die den besten Performance-Schub hinsichtlich Fahrsicherheit meiner ganzen RD-Leidenschaft gebacht hat.
Und zwar Folgendes:
Habe irgendwann vor vielen Jahren damit angefangen, in meine RD (damals eine 4L1) statt des kleinen und teuren Rillen-Steuerkopflagers ein Kegelrollenlager einzubauen. Das hatte damals aber komischerweise keinen tollen Effekt, obwohl alle davon schwärmten.
Kurz: ich konnte die Euphorie nicht nachvollziehen, weil es beim Bremsen immer "Klick" sagte und ich das Ding nie zu meiner Zufriedenheit länger als eine Woche präzise einstellen konnte.
So, und dann ist Jahre später Folgendes in 2003 passiert:
Eifel/Aachen/Stolberg/Zweifall -- Jägersfahrt von oben nach unten runter auf der langgezogenen Linkskurve hinter der Rechtskurve am Steilhang, knapp 160km/h, normalerweise kein Problem, aber für ein Wackelfahrwerk viel zuviel) tuckert mir, ohne zu gucken, aus einem Waldweg eine Harley direkt vor die Räder.
Ich dachte schon "Adieu du schnöde Welt". Nicht, weil der Platz zum Bremsen nicht reichte, auch nicht, weil ich nicht vorbei kam, sondern weil in der leichten Schräglage der leichte (!) Einsatz der vorderen Bremse (Reifen BT45, durchgehende Stahlflex-Leitungen mit Lucas-Racing-Belägen und RD500-Zangen, hinten Serienfederbein, vorne mittleres Dämpferöl und Wilbers-Federn) dazu führte, dass die Kare anfing zu pendeln. Sie schaukelte sich auf wie beim Elchtest, so heftig, dass das Hinterrad mehrfach stempelte, obwohl ich NICHT hart in Eisen ging. Bei >140km/h in der Kurve mit Felsen und Bäumen!
Wie dem auch sei, ich bin gerade nochmal so mit dem Schrecken davon gekommen, konnte sie noch abfangen, um ein Haar wäre von mir nicht mehr viel übrig gewesen.
Ich erzähle diese Anekdote, um auf die Gefahr eines defekten Steuerkopfes hinzuweisen, denn ich fahre nicht immer ganz langsam..
Zuhause dann geprüft, alles wie immer: Das Kegelrollenlager sagt "Klick", wenn man im Stand kräftig vorne bremmst und einfedert. Wenn man den Finger zwichen Rahmen und Steuerkopf legt und das Ganze wiederholt, fühlt man Spiel, egal wie stark man das Lager anzieht!
Fazit:
die Kegelrollenlager, die man für die RD-LC-Modelle bekommt (alle gleich), sind nur eines: scheisse gefährlich. Denn sie passen NICHT!.
Warum?
Die Differenz der Einbauhöhe vom unteren Original-Yamaha-Steuerkopflager zum Kegelrollenlager ist 6mm. Damit liegt die RD vorne 6mm höher(verändert auch den Steuerkopfwinkel, aber da die obere Gabelbrücke dann höher sitzt, gleicht sich das zum Teil aus). Das hat zur Folge, dass der obere Teil der Steuerkopfwelle eben 6mm weniger weit rausguckt oben. Nun ist aber der Lagersitz des oberen Kegelrollenlagers auch 6mm höher als beim Original, sprich: Das Kegelrollenlager sitzt mit der Oberkante 12mm höher auf der Welle als das Yamaha-Lager!
DAS ist das Problem. Über dem ursprünglichen Lagersitz auf der Welle kommt nämlich das Feingewinde. Und das obere Kegelrollenlager sitzt so hoch, dass es nur noch 3mm auf dem Lagersitz trägt, aber 8mm weit nur auf dem Gewinde sitzt! - Kein Scherz!
Das ist die Ursache für das Klappern. Und für das Pendeln, denn der Steuerkopf KANN garnicht festgezogen werden, er kippt IMMER, wenn man Kegelrollenlager drinnen hat.
Und eine weitere Gefahr hat sich bei mir dadurch manifestiert: die zentrale Schraube, die die obere Steuerkopfbrücke hält (verchromt, Feingewinde, 60-65Nm Anzugsmoment), ist nicht konisch, sondern glatt, und wenn der Steuerkopf durch das zu große Lager "arbeitet", schlägt irgendwann der Sitz der Brücke auf der Welle aus. Ich bremse halt gerne spät..
So auch bei mir, Festziehen war nicht mehr, man konnte immer die Brücke gegen die Schraube verschieben bzw ist das bei jedem Bremsen passiert.
Also zwei Gründe, warum der Steuerkopf locker war:
ausgeschlagene obere Brückenzentrierung und kippendes oberes Steuerkopflager.
Lösung:
1) Die Brücke oben hat bei mir nach stundenlanger Zentrierung und Aufreiben eine Bronze-Buchse bekommen, die auf 2 Hunderstel genau passt. Da klappert nix mehr. Die Zentrierung auf der Bank ist allerdings sehr aufwendig.
2) auf meine Steuerkopfwelle ist jetzt eine sehr lange Lagerbuchse für das obere Lager aufgepresst, die mit wenigen Hundertstel Spiel den oberen Lagersitz nach oben über das Gewinde hinaus verlängert (nicht zu weit, es muss 0.5mm unter der Lageroberkante zuende sein, sonst kann man das Lager nicht mehr einstellen!) und den gleichen Durchmesser wie das untere Lager hat. Jetzt nimmt man für oben eben auch ein unteres Lager (sind eh gleich, alle Schalen passen problemlos, nur der Innendurchmesser ist beim oberen Lager sonst kleiner).
Exakt das brachte den AHA-Effekt. Da wackelt nichts mehr, einmal justiert hält die Einstellung jahrelang und lässt sich penibel genau justieren.
Schnelle Kurven selbst mit hartem Bremseneinsatz sind überhaupt kein Problem mehr, man fühlt deutlich, dass die Karre erheblich fester ist.
Ich könnte wetten, dass die RD den Ruf des schlechten Fahrwerks durch die Kegelrollenlager aus dem Handel bekam, die allesamt zu groß sind.
Tja, seitdem machts wieder Spass, um die Ecke zu brettern und ich fühle mich wieder sicher dabei.
Wer ein Kegelrollenlager verbaut hat, sollte das unbedingt machen. Und wird ebefalls einen AHA-Effekt haben. Wetten?
klaas
Und zwar Folgendes:
Habe irgendwann vor vielen Jahren damit angefangen, in meine RD (damals eine 4L1) statt des kleinen und teuren Rillen-Steuerkopflagers ein Kegelrollenlager einzubauen. Das hatte damals aber komischerweise keinen tollen Effekt, obwohl alle davon schwärmten.
Kurz: ich konnte die Euphorie nicht nachvollziehen, weil es beim Bremsen immer "Klick" sagte und ich das Ding nie zu meiner Zufriedenheit länger als eine Woche präzise einstellen konnte.
So, und dann ist Jahre später Folgendes in 2003 passiert:
Eifel/Aachen/Stolberg/Zweifall -- Jägersfahrt von oben nach unten runter auf der langgezogenen Linkskurve hinter der Rechtskurve am Steilhang, knapp 160km/h, normalerweise kein Problem, aber für ein Wackelfahrwerk viel zuviel) tuckert mir, ohne zu gucken, aus einem Waldweg eine Harley direkt vor die Räder.
Ich dachte schon "Adieu du schnöde Welt". Nicht, weil der Platz zum Bremsen nicht reichte, auch nicht, weil ich nicht vorbei kam, sondern weil in der leichten Schräglage der leichte (!) Einsatz der vorderen Bremse (Reifen BT45, durchgehende Stahlflex-Leitungen mit Lucas-Racing-Belägen und RD500-Zangen, hinten Serienfederbein, vorne mittleres Dämpferöl und Wilbers-Federn) dazu führte, dass die Kare anfing zu pendeln. Sie schaukelte sich auf wie beim Elchtest, so heftig, dass das Hinterrad mehrfach stempelte, obwohl ich NICHT hart in Eisen ging. Bei >140km/h in der Kurve mit Felsen und Bäumen!
Wie dem auch sei, ich bin gerade nochmal so mit dem Schrecken davon gekommen, konnte sie noch abfangen, um ein Haar wäre von mir nicht mehr viel übrig gewesen.
Ich erzähle diese Anekdote, um auf die Gefahr eines defekten Steuerkopfes hinzuweisen, denn ich fahre nicht immer ganz langsam..
Zuhause dann geprüft, alles wie immer: Das Kegelrollenlager sagt "Klick", wenn man im Stand kräftig vorne bremmst und einfedert. Wenn man den Finger zwichen Rahmen und Steuerkopf legt und das Ganze wiederholt, fühlt man Spiel, egal wie stark man das Lager anzieht!
Fazit:
die Kegelrollenlager, die man für die RD-LC-Modelle bekommt (alle gleich), sind nur eines: scheisse gefährlich. Denn sie passen NICHT!.
Warum?
Die Differenz der Einbauhöhe vom unteren Original-Yamaha-Steuerkopflager zum Kegelrollenlager ist 6mm. Damit liegt die RD vorne 6mm höher(verändert auch den Steuerkopfwinkel, aber da die obere Gabelbrücke dann höher sitzt, gleicht sich das zum Teil aus). Das hat zur Folge, dass der obere Teil der Steuerkopfwelle eben 6mm weniger weit rausguckt oben. Nun ist aber der Lagersitz des oberen Kegelrollenlagers auch 6mm höher als beim Original, sprich: Das Kegelrollenlager sitzt mit der Oberkante 12mm höher auf der Welle als das Yamaha-Lager!
DAS ist das Problem. Über dem ursprünglichen Lagersitz auf der Welle kommt nämlich das Feingewinde. Und das obere Kegelrollenlager sitzt so hoch, dass es nur noch 3mm auf dem Lagersitz trägt, aber 8mm weit nur auf dem Gewinde sitzt! - Kein Scherz!
Das ist die Ursache für das Klappern. Und für das Pendeln, denn der Steuerkopf KANN garnicht festgezogen werden, er kippt IMMER, wenn man Kegelrollenlager drinnen hat.
Und eine weitere Gefahr hat sich bei mir dadurch manifestiert: die zentrale Schraube, die die obere Steuerkopfbrücke hält (verchromt, Feingewinde, 60-65Nm Anzugsmoment), ist nicht konisch, sondern glatt, und wenn der Steuerkopf durch das zu große Lager "arbeitet", schlägt irgendwann der Sitz der Brücke auf der Welle aus. Ich bremse halt gerne spät..
So auch bei mir, Festziehen war nicht mehr, man konnte immer die Brücke gegen die Schraube verschieben bzw ist das bei jedem Bremsen passiert.
Also zwei Gründe, warum der Steuerkopf locker war:
ausgeschlagene obere Brückenzentrierung und kippendes oberes Steuerkopflager.
Lösung:
1) Die Brücke oben hat bei mir nach stundenlanger Zentrierung und Aufreiben eine Bronze-Buchse bekommen, die auf 2 Hunderstel genau passt. Da klappert nix mehr. Die Zentrierung auf der Bank ist allerdings sehr aufwendig.
2) auf meine Steuerkopfwelle ist jetzt eine sehr lange Lagerbuchse für das obere Lager aufgepresst, die mit wenigen Hundertstel Spiel den oberen Lagersitz nach oben über das Gewinde hinaus verlängert (nicht zu weit, es muss 0.5mm unter der Lageroberkante zuende sein, sonst kann man das Lager nicht mehr einstellen!) und den gleichen Durchmesser wie das untere Lager hat. Jetzt nimmt man für oben eben auch ein unteres Lager (sind eh gleich, alle Schalen passen problemlos, nur der Innendurchmesser ist beim oberen Lager sonst kleiner).
Exakt das brachte den AHA-Effekt. Da wackelt nichts mehr, einmal justiert hält die Einstellung jahrelang und lässt sich penibel genau justieren.
Schnelle Kurven selbst mit hartem Bremseneinsatz sind überhaupt kein Problem mehr, man fühlt deutlich, dass die Karre erheblich fester ist.
Ich könnte wetten, dass die RD den Ruf des schlechten Fahrwerks durch die Kegelrollenlager aus dem Handel bekam, die allesamt zu groß sind.
Tja, seitdem machts wieder Spass, um die Ecke zu brettern und ich fühle mich wieder sicher dabei.
Wer ein Kegelrollenlager verbaut hat, sollte das unbedingt machen. Und wird ebefalls einen AHA-Effekt haben. Wetten?
klaas