Der erste Gang springt raus

Die Welt der Klassiker, Oldtimer und Youngtimer, der Sammler und Restaurateure von Zweitakt Yamahas.

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DS7 Udo
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Der erste Gang springt raus

Beitrag von DS7 Udo »

Moin , moin

habe zur Zeit einen R5 Motor in Arbeit bei dem der erste Gang unter Last herausspringt. Die Schaltgabeln und den Wählhebel habe ich bereits ausgetauscht, weil sie leichte Abnutzungsspuren zeigten (Ausschlußverfahren). Diese aber nicht zum herausspringenden ersten Gang führen können. Der Wählhebel ist (wie ich meine) richtig eingestellt. Da ich keine weiteren Schäden/ Abnutzungen an Haupt, Vorgelegewelle und Schaltwalze erkennen kann und im Vergleich mit identischen Wellen/ Walze optisch keine Unterschiede feststellen kann bleibt mir eigendlich nur das komplette Getriebe zu tauschen. Das bringt wohl den Motor zum laufen, löst aber nicht das Problem.
Viel Spasss beim mitgrübeln...

Glück auf
Udo
Vom bremsen werden die Felgen schmutzig!
ahirschi
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Beitrag von ahirschi »

Hallo Udo,

die Klauen an den Zahnrädern sind üblicherweise leicht hinterschliffen. Die Schaltgabeln schieben die Zahnräder in entsprechende Aussparungen in das benachbarte Rad hinein. Durch den Hinterschliff "klemmen" die jetzt unter Last zusammen.
Hier eine Abnutzung festzustellen, erfordert etwas Erfahrung. Solltest Du an den Klauen der Zahnrädern bzw. ihren Gegenstücken irgendeinen Verschleiß feststellen (z.B. abgerundete Kanten o.ä.), sind die mit Sicherheit hinüber.
Ich hatte schon einige Motore offen, herausspringende Gänge waren immer auf abgenutzte Klauen zurückzuführen.

Gruß
Andreas
manicmecanic

Beitrag von manicmecanic »

Hi
Ich habe schon viele motoren offen gehabt mit dem fehler und privat habe ich auch mal ne R5 gekauft die das hatte mit dem 2.gang...oft war es kaum zu sehen
...bei der R5 wars auch so
also selbst minimal gerundete ecken der zahnräder führen schon zum rausspringen von gängen...
DS7 Udo
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Der erste Gang springt raus

Beitrag von DS7 Udo »

Moin, moin,
herzlichen Dank für Eure Antworten.
Habe inzwischen vier Getriebe zerlegt (eins hat bis zuletzt klaglos gearbeitet, die anderen sind mir zugelaufen) um die Klauen zu vergleichen. Auch mit Brille kann ich nicht wirklich Spuren von Abnutzung feststellen... Müssen die Klauenkanten scharfkantig sein?
Auf der Suche nach einer weiteren möglichen Ursache bin ich auf eine Explosionszeichnung in der Reparaturanleitung 502 von Bucheli gestoßen. Dort wird von einer "Ausgleichscheibe Vorgelegewelle - nach Bedarf" geschrieben. Ähnliches wird in der Rep-Anleitung 522 (RD 400) angedeutet. Mal abgesehen von den vielen Fehlern in den besagten Anleitungen, gibt es diese Scheibe tatsächlich und zwar nicht um nur den halbierten Haltering beim R5 Getriebe zu sichern. Die 400er hat diesen halbierten Ring nicht aber auch eine Ausgleichscheibe. Heißt ja auch so. Im "Yamaha Service Manual" wird die Ausgleichscheibe als Drive Axle Shim bezeichnet, aber ansonsten auch nicht weiter erwähnt. Frage: Kann das heraus springen der Gänge auch mit dem Axialspiel der Vorgelegewelle zu tun haben? Wie groß darf das Spiel der Welle sein?? Dazu konnte ich leider keine Hinweise finden! Bei den Getrieben die in meiner Werkstatt liegen fand ich pro Welle immer EINE Ausgleichscheibe, egal ob R5 oder RD. Zufall? Deutliches Axialspiel wiesen aber alle Wellen auf.
Das das herausspringen der Gänge auf abgenutzte Klauen zurückzuführen ist, kann ich verstehen. Deutliches Axialspiel ja, geringste Spuren von Abnutzung nein?? Das es bei diesem (endschuldigung) grobschlächtigen Traktorgetriebe auf´s Muu, nee Müü ankommt will mir nicht in den Kopp...
Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

Glück auf
Udo
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ahirschi
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Beitrag von ahirschi »

Hallo Udo,

es kommt bei diesen "Bauerngetrieben" defintiv nicht aufs Müü :) an. Das ist ja der Witz am hinterschliffenen Klauen: Sobald der sein "Loch" gefunden hat, zieht ihn das Drehmoment regelrecht hinein. Da kannst Du auf der Welle Axialspiel haben wie Du willst, wenn er mal drin ist, ist es gut.
Die Ausgleichsscheiben dienen natürlich dazu, daß Axialspiel in Grenzen zu halten. Wenn zuviel Spiel da ist, treffen die Klauen ihre Löcher nicht mehr richtig... 8) und ein hoher Verschleiß ist vorprogrammiert.
Die Klauenkanten sind nicht richtig scharfkantig. Aber wenn sie bzw. die dazugehörigen Löcher eine Rundung aufweisen, sind sie kaputt. Meine eigenen Versuche, im Hobbykeller den Hinterschliff wieder herzustellen, sind übrigens kläglich gescheitert.
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Flori
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Beitrag von Flori »

Lege der Vorgelegewelle rechts Distanzscheiben bis ca 4Zehntel Wellenspiel bei.
Zuletzt geändert von Flori am Sa 4. Apr 2015, 09:37, insgesamt 1-mal geändert.
manicmecanic

Beitrag von manicmecanic »

Bauerngetriebe...na das seh ich anders...schon das ac getriebe hält locker mit neuen mit in sachen bedienbarkeit etc und konstruktiv ist es auch nicht anders
DS7 Udo
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Beitrag von DS7 Udo »

Moin, moin,

habe mich am Wochenende noch mal konzentriert mit den Getriebe-Zahnrädern beschäftigt. Nun weiß ich was ihr mit der Abnutzung der Klauenkanten meint. Werde mal die besten Räder zusammenstellen und auf´s Glück hoffen. Die Erfahrung muß ich wohl machen um erkennen zu können wo die Verschleißgrenze liegt. Eine zusätzliche Ausgleichscheibe werde ich ebenfalls zulegen.(?!?)
Mal sehn was geschieht.
Das mit dem Traktorgetriebe sollte eher ein Kompliment sein. Die Schaltkiste ist schon eine der Besseren. Schließlich fahre ich seit 1976 (erst heimlich, dann unheimlich) diese Moppeds und erst jetzt ist mir ein faules Getriebe unter gekommen. Dazu kommt, das ich bei der Fehlersuche noch Montagefehler gefunden habe. Meine Zweitakter habe ich immer recht hart gefordert, die Meisten unter sportlichen Bedingungen, aber bis heute musste ich NIE an ein Getriebe! Somit mache ich nun meine ersten Getriebeerfahrungen...

Glück auf
Udo
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fraenki-dresden
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Beitrag von fraenki-dresden »

Hallo Udo,
nach meiner Einschätzung kann ein richtig eingelegter Gang nicht rausspringen. Bei alten Getrieben kann es aber unmöglich werden, den Gang richtig einzulegen. Richtig bedeutet, das der gefederte Druckstift auch wirklich in die nächste Raste des wellenförmigen Rades der Schaltkulisse einrastet. Mit der Zeit verliert das Druckstift seine ballige Form und der Wellenberg wird oben flach. Dann bleibt die Schaltkulisse auf halbem Weg zum nächsten Gang hängen und kann wieder zurückspringen.

Ich habe einen Motor hier, wo genau das passiert. Bemerkbar hat sich das durch fürchterliches Rattern gemacht. Als ich den Motor aufgemacht habe, waren weder Ausbrüche noch Fremdkörber zu finden. Nach lagem Suchen und Durchschalten des offenen Getriebes konnte ich dann endlich sehen, wie der Schaltvorgang nicht zu Ende ausgeführt wird und die Gangräder 1 und 2 aneinander reiben. Prüf doch mal nach, ob das bei Dir auch der Fall ist.
Fränki
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Döllinger
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Beitrag von Döllinger »

Hi Fränki,

diese Einschätzung ist falsch! Ich hatte dieses Problem letztes Jahr.
Die Klauen waren abgenudelt, nicht viel aber immerhin.
1. +6 .Gang sprangen immer bei Lastwechseln heraus.
Bei geöffnetem Motor konnte man sehen, dass die Gänge vollständig eingelegt wurden.
Neue Getrieberäder und das Problem ist mit der alten Schaltkulisse vergangen. Nur eine Schaltgabel hatte einen Schlag, diese konnte jedoch nicht für beide Gänge das Problem sein. Warscheinlich hatte der zurückschlagende Gang die Gabel verbogen.
Und natürlich kommt es auch bei diesen Getrieben auf`s "Müü" an. Der ganze Hinterschliff ist ja nur eine Nuace und die Gänge müssen richtig rasten und ausdistanziert sein.
Ein "Bauerngetriebe" ist sicher was anderes. "Moderne" Getriebe arbeiten immer noch mit Hinterschliff.

Grüße,

Bernd, der berufsmäßig Getriebe instand setzt...
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StVOnix
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Beitrag von StVOnix »

Erteilen wir dem Brummi einen Meßauftrag? :D

Gruß
Rene
moin

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sispeed
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Beitrag von sispeed »

Hi,
das was Bernd sagt kann ich nur absolut bestätigen.
Hatte auch das gleiche Problem in Walldürn.
Erst sprang der Gang raus und irgendwann blieb er gar nicht mehr drin.
Überschalten war aber möglich.
Bei sehr genauer Betrachtung war zu erkennen das die Flanken keine richtige Kante mehr hatten und somit der Hinterschliff nicht wirklich greifen konnte.
Gruß Siggi
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Kilroy
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Beitrag von Kilroy »

Jetzt muss ich aber mal ganz blöd fragen: was genau meint ihr mit "Hinterschliff"?
Hat vielleicht mal jemand ein Bild von "gut" und "schlecht"?
Ich muss zugeben, dass ich mir die Feinheiten noch nie so genau angesehen habe.
Gruß Uwe
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sispeed
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Beitrag von sispeed »

http://www.schrauberbude.de/motorrad/im ... -29_02.jpg
Die Ecken sollten nicht so verrundet sein, weil es sich sonst nicht in den Hinterschliff,
auf den Flanken zieht. Die Flanken sind sozusagen leicht hinterschliffen.
Das führt dazu wenn es vorne packt wird es ineinander gezogen.
Zu sehen ist der Hinterschliff so nicht, aber die kaputten Kanten.
Gruß Siggi
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Kilroy
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Beitrag von Kilroy »

Hmm .. OK .. Danke.
Ich glaube ich weiß jetzt was ihr meint.
Ich werde es mir mal beim nächsten Motor mal genauer ansehen.
Gruß Uwe
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