Nun hat mich meine LC (1. Hand aus 1982, 54.000 km) doch mal größer geärgert :
Nach Runterschalten und sofortigem Beschleunigen klackte es einmal, klickerte eine kurze Weile. Motor lief aber weiter, hatte auch fast normale Leistung, nur war das Standgas weg, zudem Schwierigkeiten beim Anfahren (mehr Gas nötig).
Nach Hause kam ich noch recht gut.
Erst dachte ich, eine der Banshee-Membranen (sonst orig. 38 PS) hätte sich verabschiedet - konnte aber im Ansaugtrakt nichts finden.
Von der Auslassseite konnte ich dann sehen und fühlen, dass der rechte Kolben wohl einen oder zwei gebrochene Kolbenringe hat, wobei sich vmtl. Teile des Kolbenrings zw. Kolben und Zylinderwand verklemmten.
Zylinder habe ich noch nicht runter; Plan ist nun, Zylinder abzunehmen und in Zylinderschleiferei nach Möglichkeit überarbeiten zu lassen.
Frage:
Kann ich schon vorher Kolben mit Übermaß besorgen oder muss ich abwarten, wass dort geschliffen und gemessen wird?
Hat jemand günstige Quellen für Kolben, Ringe, Bolzen etc.?
Oder muss ich auch neue / andere Zylinder einplanen? (graus!)
Erstmal aufmachen und dann entscheiden! Wenn Du Glück hast ist es mit Bohren und neuen Kolben gegessen. Fraglich bleibt dann, ob Reste der Miesere im Kurbelwellengehäuse hängen und u.U. auch die Welle in Mitleidenschaft gezogen haben. Dann muss der Motor wohl komplett gemacht werden. Wenn die Welle schon 54000 runter hat wäre eine gründliche Überholung des Motors sicher ratsam. Hat dann ja immerhin auch 27 Jahre Spaß gebracht.
Habe heute mal nach Rep-anleitung die Zylinder abgenommen:
der rechte Kolben hatte zwei gebrochene Ringe, offenbar hingen aber noch alle Teile der Ringe in den Nuten fest, wenn auch verformt.
Der linke Zyl. hat nichts, Kolben und Zylinderlaufbuchse babypopoglatt.
Der rechte Zyl. hat natürlich Riefen im oberen Drittel, der Kolben ist hin.
Ins Kurbelwellengehäuse dürfte eigentlich nichts gekommen sein.
Werde Montag mal die Teile zur Motoraufbereitung bringen...
Frage:
Muss man beide Zyl. schleifen oder reicht das auch beim rechten?
Könnte man z.B. links und rechts verschiedene Kolbenübermaße fahren?
Jepp!
Habe heute beide Zylinder zum Bohren und Honen weggebracht - soll zus. 110 EUR plus MWSt kosten.
Zwei neue Kolben inkl. Bolzen etc. kommen dann noch dazu - habe welche gesehen für 155 EUR das Paar, bekomme aber noch ein Angebot von der Firma, die die Zyl. aufarbeitet.
Dichtsatz ist bestellt und unterwegs.
Hoffentlich bekomme ich das ordentlich wieder zusammen, damit meine ich besonders die Kolbenringe beim Zylinder aufstecken...
P.S. Muss im Moment das Bike meines kleinen Bruders fahren, solch ein Falschtakter, 1000er Honda mit ca. 120 PS - ein fürchterliches Teil! Aber immerhin bleibe ich mobil
Wenn Du die Zylinder montierst und noch nicht so viel Erfahrung hast kann es hilfreich sein jemanden zu fragen ob er Die bei der Montage behilflich sein kann. Ansonsten kannst Du Dir u.U. die Kolbenringe killen...
Nun im Prinzip ist mir klar (auch lt. Reparaturanleitung), dass man mit einer Hand die Kolbenringe in der richtigen Lage (offene Stelle direkt am Stift in der Nut) zusammendrückt und dann langsam den Zylinder über den ersten und dann über den zweiten Ring aufschiebt (zweiter Kolbenring liegt ja seitlich versetzt mit Öffnung am anderen Stift).
Oder meinst du, dass es generell besser ist, einen Helfer zu haben, damit einer die Ringe sauber zusammendrückt und der andere gefühlvoll den Zylinder aufschiebt?
Nix für Ungut thias, aber wenn Du schon so einfache Klamotten nicht drauf hast dann hol Dir bitte dringend Hilfe .
Es wäre schade ums neue Material und Deine Nerven. Wenn Du hierbei schon unsicher bist wirste Du den Motor kaum von alleine wieder richtig ans Laufen bekommen.
Lass es Dir kompetent zeigen und lerne dabei.
Nun macht's mal nicht zu dramatisch!
Da wäre er ja nicht der Erste, der mit leicht zittrigen Fingern die Arschbacken zusammenkneift und das Ding durchzieht. Und die anderen haben's ja auch hingekriegt.
So ein Studienfach ist das nun auch nicht, die Ringe auf die Kolben zu ziehen, den Kolbenbolzen durchzustecken und die Zylis drüber zu stülpen.
Aber Thias: Wenn du dir irgendwo unsicher bist - frag jemanden!
Und alles mit viel Gefühl. Da darf absolut nichts mit Kraft oder mit Ruck gehen.
Und vergiß nicht, alles richtig schön in Öl zu tränken, besonders die Lagerstellen, aber auch die Kolbenwände.
Gruß
Rene
moin
[font=Comic Sans MS]Das Leben ist wie eine Ketchupflasche - erst kommt nichts und dann alles auf einmal.[/font]
es reicht ja schon den Ring zu überdehnen.
Aber vertiefen wir das "ungelegte Ei" nicht .
Den frischen Motor in Öl zu "tränken" kann man als Laie auch falsch verstehen Rene. Viel hilft da auch nicht viel .
Leicht Öl benetzt ist völlig ausreichend. Ich denke, das Du das so auch meintest.
Guter Hinweis, Holli!
Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass man das falsch auffassen könnte.
Allerdings mir ist lieber, dass er mich in die Richtung falsch versteht, als dass irgendwas trocken läuft.
Gruß
Rene
Ach so, noch ein Tip, thias:
Wenn du die Kolbenbolzenclips eingesetzt hast, nimm einen kleinen Dorn oder Schraubenzieher, und drehe die in der Nut ein Stück. Dann merkst du, ob die wirklich richtig in der Nut sitzen.
moin
[font=Comic Sans MS]Das Leben ist wie eine Ketchupflasche - erst kommt nichts und dann alles auf einmal.[/font]
Eventuell eine Hilfe für Dich. Ich habe diese Anleitung vor langer Zeit mal für Leute geschrieben die nicht so erfahren sind. War allerdings ehr für Einzylinder, ist aber nichts anderes:
Montageanleitung für Zylinder / Kolben bei 2-Taktmotoren
Durch meine langjährigen Tätigkeiten, sei es beruflicher oder privater Natur, habe ich reichhaltige Erfahrungen mit sämtlichen, an 2-Taktmotoren vorkommenden Arbeiten gemacht.
Dadurch weis man irgendwann, worauf es ankommt und was wichtig und unwichtig ist.
Selbst wir lernen immer noch gerne dazu und wenn uns jemand gute Tipp´s gibt sind wir
immer dafür dankbar.
Das Herz des 2-Taktmotor`s, also die Pumpe, sind der Zylinder und der Kolben. Wie bei uns Menschen ist die gesamte Funktion des Motors davon abhängig. Um allen, die diese Zeilen lesen, weil sie sowieso schon alles wissen oder eventuell sogar vollkommen unbedarft sind, einen kapitalen Motorschaden zu ersparen, bitte ich, nehmt Euch die Zeit und lest Euch die Montageanleitung gründlich durch.
Erforderliche Werkzeuge:
Steckschlüsselsatz, saubere Baumwollputzlappen, Dose für Kleinteile (bitte keine Tupperware verwenden, gibt meistens gewaltig Ärger!!!),Gummihammer,Spitzzange,Pinsel, Benzin / Waschbenzin,
1.) Der gesamte Motor inkl. Zylinder ist gründlich von Schmutz zu befreien, damit nach dem Öffnen des Motors auf keinen Fall Schmutz / Sand in den offenen Motor gelangt ( Sterilität wie im OP ist angesagt).
2.) Sämtliche Verkleidungsteile die den Zylinder und die anliegenden Einheiten überdecken demontieren - Schrauben in die Dose.
3.) Auspuffanlage demontieren. Zuerst die Verschraubung des Auspuffkrümmers am Zylinder entfernen. Danach den Hauptschalldämpfer demontieren - alle Schrauben in die Dose, damit nichts verloren geht.
4.) Benzinhahn schließen und Vergaser vom Ansaugstutzen demontieren. Natürlich nur bei Motoren, bei denen der Vergaser / Ansaugstutzen am Zylinder sitzt. Ansaugstutzen mit einem Putzlappen zustopfen, damit nichts hineinfallen kann. Bei manchen Mopeds kann es sinnvoll sein, den Vergaser mit einem Bindfaden z.B. am Rahmen zu befestigen, damit dieser nicht ständig im Arbeitsbereich herumbaumelt. Kühlwasser ablassen, Kühlerschläuch abziehen.
5.) Zylinderkopfschrauben lösen. Diese sind über Kreuz zu lösen, d.h. erste Schraube lösen, danach die gegenüberliegende. Wenn sich die Schrauben nicht ohne weiteres lösen lassen, ggf. Rostlöser z.B. Caramba verwenden und ca. 5 Minuten einwirken lassen. Wenn´s dann immer noch nicht läuft kann es eventuell klappen, wenn man die Schraube ganz kurz wieder fest dreht und danach wieder löst, oder mit leichten Hammerschlägen auf die aufgesetzte passende Nuss klopft - Muttern in die Dose.
6.) Vorsichtig den Zylinderkopf abheben. Wenn er fest sitzt, vorsichtig von der Seite mit einem Gummihammer klopfen, keinesfalls mit einem Schraubendreher abhebeln. Dichtung ganz weit wegschmeißen. Bitte keine alten Dichtungen verwenden!!!
7.) Zylinder vorsichtig von den Stehbolzen ziehen. Sofort (!!!) einen sauberen (!!!) Putzlappen in das Kurbelwellengehäuse stopfen, damit kein Schmutz / Sand in den Motor rieselt. Zylinder sorgfältig und weit weglegen. Wenn er einmal runtergefallen ist, ist er meistens hinüber.
8.) Nun die seitlich neben dem Kolbenbolzen befindlichen Sicherungsringe entfernen. Bitte verwendet dafür eine Spitzzange. Bitte auf keinen Fall mit einem Schraubenzieher rumpröckeln. Die Ringe fliegen Euch garantiert um die Ohren und meistens findet man sie im Schnitt erst 2 ½ Jahre später wieder. Kolbenbolzen vorsichtig mit einem etwas größeren Schraubendreher herausdrücken oder Spezialwerkzeug (Ausdrücker) verwenden. Wenn er fest sitzt, müsst Ihr vorsichtig mit dem Gummihammer nachhelfen. Dabei ist es unbedingt notwendig, dass Ihr jemanden dabei habt, der den Kolben von der anderen Seite festhält, um ein Verbiegen der Pleulstange zu vermeiden. Bei manchen Motoren kommt jetzt ein Nadellagerkäfig zum Vorschein. Unbedingt in einen Putzlappen einwickeln.
9.) Jetzt kommt die Arbeit die teilweise zeitaufwändig ist und nur wenig Freude bereitet. Alle Dichtungsflächen, das sind die Flächen auf denen sich die Dichtungen befinden, sind nun gründlich zu reinigen. Verwendet dafür keine scharfkantigen Werkzeuge wie z.B. einen Spachtel. Wenn die alten Dichtungsreste sehr fest sitzen, gibt es im KFZ - Fachhandel Dichtungsentferner. Die Dichtungsflächen dürfen keine Kratzer aufweisen. Das führt zur Undichtigkeit, was bei 2-Takt Motoren zu teilweise großen Problemen wie z.B. schlechtes Standgas, schlechte Gasannahme, Leistungsverlust, kapitalem Motorschaden u.s.w. führen kann.
10.) So, ich glaube jetzt ist alles für die Montage des Zylinders vorbereitet. Alle frisch gebohrten Zylinder weisen in der Regel unschöne scharfe Kanten und Grate außerhalb und innerhalb des Zylinders auf. Es ist unheimlich wichtig diese Kanten und Grate z.B. mit einer kleinen Feile, Schleifpapier, Dremel o.ä. zu entfernen. Je sorgfältiger Ihr hier Einsatz zeigt um so besser läuft das Ding später. Danach unbedingt sämtlichen Schmutz, Schleifstaub, Späne u.s.w. am besten mit Druckluft entfernen. Jetzt bitte prüfen, ob die Gewinde der Stehbolzen nicht beschädigt sind. Wenn sie rauh oder beschädigt sind, sollten sie unbedingt ausgewechselt werden. Die neuen Stehbolzen mit Schraubensicherungsmittel „Locktide blau“ oder ähnlichem einsetzen. Muttern ebenfalls erneuern.
11.) Nun legt Ihr die Zylinderfußdichtung auf den Zylinder. Bevor Ihr den Kolben montiert, schiebt den Zylinder auf den Motor und schaut, ob er ohne weiteres sitzt.
12.)Nachdem der Putzlappen nun vorsichtig aus dem Motor entfernt wurde und alles schön gereinigt wurde, kann der neue Kolben montiert werden. Jetzt bitte einen neuen Putzlappen ins Kurbelwellengehäuse stopfen. Ich glaube, ich muss es hier nicht noch mal anmerken, SAUBER ARBEITEN ist hier das A & O. Zunächst schiebt Ihr die Kolbenringe vorsichtig über den Kolben. Die Kolbenringe sind sehr porös und höchst empfindlich gegen Verbiegen und Drücken. Sie zerbrechen sofort. Nun den Kolbenbolzen seitlich ca. 1 cm in den Kolben schieben. Das Nadellager gründlichst mit einem Pinsel in Benzin/Waschbenzin reinigen und abtrocknen. Das Nadellager mit etwas 2-Taktöl oder Nähmaschinenöl einölen und in das Pleuel stecken. Nun den Kolben über das Pleuel schieben und den Kolbenbolzen in den Kolben schieben. Die Sicherungsringe mit der Spitzzange seitlich in den Nuten des Kolbens befestigen. Die Sicherungsringe müssen sich nach der Montage leicht mit der Zange in den Nuten drehen lassen. Sie müssen dann mit der Öffnung entweder nach oben (Richtung OT) oder nach unten (Richtung UT) stehen. Sollten sie verkantet sein, können sie herausspringen und dem Motor schwere Schäden zufügen! Putzlappen entfernen. Jetzt die Zylinderfußdichtung auf den Motorblock schieben. Bitte keine Dichtungspasten wie zum Beispiel Curiel, Atmosit o.ä. verwenden, sie drücken ins Kurbelghäuse und verursachen z.T. ein Verstopfen der Ölkanäle !
13.) Den Zylinder von innen, also die Lauffläche, mit Motoröl oder Fahrradöl benetzen. Ebenfalls den Kolben etwas einölen. Die Kolbenringe so verdrehen, das ihre Öffnungen genau vor den Arretierstiften des Kolbens sitzen – und nun wird´s spannend. Den Zylinder vorsichtig auf die Stehbolzen schieben. Jetzt sollte man ein leicht, selbst herzustellendes Spezialwerkzeug einsetzen. Also eine ca. 4cm breite, ca. 1cm dicke und 10cm lange Holzplatte, in die man von der schmalen Seite einen ca. 1cm breiten und etwa 5cm langen Schlitz einsägt.
Muster siehe Bild!
Diese Gabel wird jetzt zwischen den Stehbolzen auf die Zylinderfußdichtung geschoben. Das Pleuel steht jetzt in dem Schlitz unseres Spezialwerkzeuges. Nun dreht Ihr mit dem Polrad / Schwungrad der Zündanlage in eine beliebige Richtung, bis der Kolben fest mittig auf der „Stimmgabel“ steht. Jetzt könnt Ihr den Zylinder vorsichtig auf den Kolben schieben. Hierbei ist immer darauf zu achten, dass die Kolbenringöffnungen immer noch vor den Arretierungen sitzen. Den Zylinder vorsichtig vorantreiben. Keine Gewalt anwenden. Vorsichtig mit dem Finger die Kolbenringe in die Nuten des Kolbens drücken. Wenn der Zylinder nicht absolut leicht auf den Kolben rutscht, lieber noch mal zurück und die Prozedur von vorn beginnen – und Nerven schonen.
14.) Wenn der Kolben nun komplett im Zylinder sitzt, könnt Ihr die Stimmgabel herausziehen. Jetzt darauf achten, dass die Fußdichtung nicht verrutscht ist. Sie muss 100%ig sitzen! Jetzt die Kopfdichtung auf den Zylinder schieben und vorsichtig den Zylinderkopf aufsetzen.
Unterlegscheiben aufsetzen, und grundsätzlich neue Muttern und nach Möglichkeit auch neue Stehbolzen verwenden!!!
15.) Jetzt die Zylinderkopfschrauben über Kreuz vorsichtig anziehen. Anzugmomente des Herstellers beachten und ggf. mit einem Drehmomentschlüssel anziehen. Lieber etwas zu lose anziehen als zu fest ( nach fest kommt ab).
Danke für die detaillierte Beschreibung, ist noch ausführlicher als in der Rep.-anleitung; im Prinzip aber gleich:
Kniffelig ist und bleibt das elegante Einfädeln der Kolben mit den Kolbenringen, auch wenn manche das schon konnten, als sie auf die Welt kamen.
Wie auch immer, am Freitag oder nächste Woche bekomme ich meine Zyl. wieder mit neuem Kolbenset und werde es zusammen setzen.
Wissen wollte ich eigentlich nur, ob man das besser generell zu zweit macht oder als Zweihänder allein ebenso gut.
Jeder setzt irgendwann zum ersten Mal einen Zylinder neu auf.
Nachdem ich in den letzten Jahren den Ansaugtrakt mit Vergasern, Düsen, Nadeln, Membranen etc. näher kennenlernen durfte (27 > 38 PS, Banshee-Membranen statt Stahl, etc.) hat mir der vorsichtige Ausbau von Zylindern und Kolben schon einiges klar gemacht.
Mir wurde nur schnell klar, dass das Abnehmen eines Zylinders immer einfacher sein wird, als die umgekehrte Prozedur.
Nun ja, mit viel Gefühl und aller Ruhe wird es wohl gelingen - ich melde mich.