Kühlwasser-Ausgleichsbehälter sinnlos?

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Stefan
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Beitrag von Stefan »

stullefumi hat geschrieben:Hat sich von euch noch keiner einen Kühlerdeckel angeguckt.
Gute Idee, Stulle. Und wenn Du ihn in der Hand hast, zieh einmal an dem Blechdeckelchen, das so aussieht, als solle es den Gummidichtring in Position halten. Danach den Einfüllstutzen genau anschauen und überlegen, was mit diesem Deckelchen passiert, wenn im Kühlsystem Unterdruck herrscht.

Gruß
Stefan
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wiba
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Beitrag von wiba »

Hallo Leute,

hab mir die Sache auch mal genauer angesehen und ein paar Bilder gemacht. Der Kühlkreislauf ist ein geschlossenes System was unter
normalen Betriebszuständen kein Kühlwasser heraus lässt.
Der Kühlerdeckel macht bei 0.9 bar Überdruck sein federbelastetes Ventil auf und gibt den Überdruck in den Ausgleichsbehälter ab.
Passiert z.b. wennn Zubehörkopfdichtungen verwendet werden.
Das kleine metallische Käppchen auf dem Dichtgummi ist ebenfalls
ein Ventil, was nur in eine Richtung durchlässt. Und zwar geht es auf, wenn
sich das Volumen der Kühlflüssigkeit zusammenzieht und somit ein Vakuum
entstehen würde. Anders herum bei Druck macht es dicht.
Wahrscheinlich soll in dem Kühlsystem ein gewisser Überdruck vorhanden sein um den Siedepunkt tiefer zu halten.
Wenn der Druck im Kühlsystem durch einen
Fehler auf über 0.9 bar ansteigt, wird Wasservolumen in den Ausgleichsbehälter abgelassen.
Das übernimmt dann wie schon gesagt das grosse federbelastete Ventil.
Wenn wir Wasser in den Ausgleichsbehälter eingefüllt haben, dann wird beim Volumen ausgleichen immer nur die Restluft in Schlauch A und eine kleine Menge Wasser aus dem Ausgleichsbehälter, hin und her geschoben. Neue Luft wird dabei nicht in das Kühlsystem gelassen.
Ein in sich geschlossenes System wobei der Ausgleichsbehälter zwei wesentliche Funktionen zu erfüllen hätte.
1. Ein Auffangbehälter für Kühlwasser bei Fehlfunktionen
2. Eine Barriere zur umgebenden Atmosphäre

Gruss Wiba
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stullefumi
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Beitrag von stullefumi »

Kann doch in beide Richtungen, ist aber eigentlich egal.
Luft raus, Luft rein, Ausgleichsbehälter unnötig.

Gruß Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

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wiba
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Beitrag von wiba »

@Stulle
Luft rein ja, Luft raus nur bei über 0.9 bar, also eher nein. :lol:

Gruss Wiba
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MK
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Beitrag von MK »

Also wie gesagt fahre ich auch mit ohne Serienbehälter.

Meiner war früher eine Filmdose und bildet quasi ein offenes System, wo das Wasser nicht zurück kann.
Funktioniert seit > 10 Jahren wie Stulle beschreibt jeweils bis zum Kolbenwechsel.

PS: Überlauf ohne Behälter direkt vor's Hinterrad hat sich damals an der KX allerdings nicht bewährt.
Ciao
Martin
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Raphael
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Beitrag von Raphael »

Meine Meinung: Optimal und gewünscht ist ein geschlossenes System. Es funktinioniert aber auch offen (wenn auch suboptimal).

1. Der Motor wird warm, das Kühlmittel dehnt sich wegen des Überdrucks in den Ausgelichsbehälter mit der Menge aus, die sozusagen zuviel ist, bis zum Sollwert.

2. Der Motor kühlt ab, das Kühlmittelvolumen schrumpft. Es entsteht Unterdruck im Kühlmittelkreislauf der dazu führt, dass Kühlmittel aus dem Ausgleichsbehälter in den Kreislauf bis zum Solldruckwert zurückgesogen wird.

In beiden Fällen arbeitet das (geschlossene) System mit der optimalen Menge an Kühlmittel. Und es kommt keine Luft in den Kühlkreislauf.

An meinen Rennmöhren fahre ich auch nur mit Überlauf, was funtioniert. Aber letztendlich ist es nicht optimal. Denn irgendwann habe ich den Kreislauf bei kaltem Motor mit Kühlmittel voll aufgefüllt, bin ich auf die Piste gefahren, der Motor wurde warm und das Kühlmittel dehnte sich aus -> alles was zuviel war an Kühlmittel, lief in den Überlauf.
Irgenwann bin ich wieder von der Piste runter, der Motor wurde einschließlich Kühlmittel kalt, es entsteht Unterdruck im Kreislauf, nur dass das System jetzt kein Kühlmittel, sondern Luft einzieht zum Druckausgleich. Das führt dazu, dass der Motor bei Niedrig- und Teillast ,streng genommen, über zu wenig Kühlmittel verfügt. Also steigt die Kühlmitteltemperatur, bis der Druck passt. Das würde erklären, warum so mancher Motor schon bei Teillast Temperaturen erreicht, die sonst nur bei Vollast anliegen.

Mit Überlauf wird die Sache sozusagen digital, was auf der Renne Wurst ist, da der Motor zumeist auf Volllast läuft. Mit Ausgleichsbehälter ist man immer mit der optimalen Kühlmittelmenge unterwegs...also eher was für den Alltag.

Links:
http://www.kfztech.de/kfztechnik/motor/ ... ehlung.htm

http://www.kuehlerschneider.de/de/pdf/m ... system.pdf
Zuletzt geändert von Raphael am Fr 28. Sep 2012, 22:07, insgesamt 8-mal geändert.
dr-maerklin
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Beitrag von dr-maerklin »

@ MK. WIeviele Knochen hast Du Dir gebrochen, bis Du das herausgefunden hast?????? :arrow: :o))))))))
Überlauf vor Hinterrad....... ich schmeiß mich weg......
Grüße
Ulf
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Bigbike-Hunter
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Beitrag von Bigbike-Hunter »

Goiler Threat.... :lol:
(jetzt brauch ich ´ne neue Tüte Popcorn :P )


VG BBH


... der sich noch nie ´nen Kopp um den Ausgleichsbehälter gemacht hat. :wink:
RD350LC - leider verkauft,
MT-09 RN29 - total begeistert !
aber einmal 2T-Fan, bleibt 2T-Fan. :wink:
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Kilroy
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Beitrag von Kilroy »

Überlauf vor Hinterrad....... ich schmeiß mich weg......
Nun .. die Getriebeentlüftung der RD ist ja auch vor dem Hinterrad und sorgt bei Überlauf für eine gute Schmierung desselben :lol:
Mit einem Gruß aus dem Westen
*** Ein richtiges Motorrad braucht nur 2 Ventile. Eins am Vorder- und eins am Hinterrad. ***

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2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Jau, der Blechdeckel ist des Rätsels Lösung, super Willi.
Das erklärt auch warum der Kühler immer bis zum Rand voll ist.

Mit einer durchblasenden Kodi funzt es aber nicht mehr.

Gruss Sigi
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert!
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Holliheitzer
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Beitrag von Holliheitzer »

Wieso Popcorn? Ich fand das jetzt mal sehr interessant (bis auf die unnötigen Maggi-Bemerkungen...aber wer´s braucht :? ).

Gruß Holli
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Hontic
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Beitrag von Hontic »

Willi hat es praktisch bewiesen und der Raphael hat´s prima beschrieben, Achtung Lerngefahr!

Ich denke mir bei solchen Fragen immer: die Schlitzi´s sind verdammt helle Burschen und wenn die was verbauen hat das Sinn und Verstand. Mit dem Wissen findet man meist auch eine Erklärung.

Machen wir uns nichts vor, eine absolut serienmäßige RD ist durchaus zuverlässig und fahrbar. Die meisten Probleme entstehen doch erst wenn wir Hand anlegen.

Bei dem Potential kann man natürlich unmöglich die Finger davon lassen.
Viele Grüße
Thomas

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MK
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Beitrag von MK »

dr-maerklin hat geschrieben:@ MK. WIeviele Knochen hast Du Dir gebrochen, bis Du das herausgefunden hast?????? :arrow: :o))))))))
Gar keinen. Das fiel erst auf, als die Schraube abfiel, die das Wasserpumpenrad auf der Welle hielt und das Wasser kochte ...
Dafür aber dann auch gleich Slapstick-Mäßig in 2 Kurven hintereinander ....


PS: Die Sache mit dem Wasser wieder zurück war auch für mich neu.

Theoretischer Negativ-Punkt gegenüber Original-Behälter der noch nicht explizit angesprochen wurde:
Dadurch dass bei jedem Kalt-Warm Zyklus NEUE Luft in den Kühler kommt steigt die Korrosionsgefahr.
Ein Trick bei der Heizung ist jam dass immer die gleiche Luft drin ist und wenn dort der Sauerstoff zu Rost verwandelt ist, dann ist Schicht - es rostet nicht weiter.
Wenn aber jedes mal neuer frischer Sauerstoff kommt ....

Gut dass wir Alu-Motoren haben und das dort nicht so krass auffällt ...
Ciao
Martin
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wiba
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Beitrag von wiba »

Wenn wir Wasser in den Ausgleichsbehälter eingefüllt haben, dann wird beim Volumen ausgleichen immer nur die Restluft in Schlauch A und eine kleine Menge Wasser aus dem Ausgleichsbehälter, hin und her geschoben. Neue Luft wird dabei nicht in das Kühlsystem gelassen.
Martin es kommt eben nicht immer wieder neue Luft ins Kühlsystem.
Das kleine Ventilchen am Kühlerverschluss ist ein Einwege-Ventil welches nur Luft hereinlässt aber bei Druck zumacht.
Das System muss sich erstmal ins "Gleichgewicht bringen" durch aufheizen und anschiessendes Abkühlen mit Ausgleich des entstehenden Unterdrucks.
Beim nächsten Aufheizen wird die zuletzt dazugekomme Luft aber nicht wieder rausgelassen, sondern wird zusammengedrückt. Deshalb auch "do not open if heat" oder wie dat heisst. Nach dem Abkühlen ist das System dann quasi drucklos.
Wenn sich ein Gleichgewicht eingespielt hat könnte man also auf den Ausgleichsbehälter ganz verzichten oder wie der Stulle es immer macht, die Erstbefüllung direkt mit heissem Wasser vornehmen. :lol:

Gruss Willi
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Stefan
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Beitrag von Stefan »

Jungs, die Umstände sind doch immer wieder unterschiedlich. Einmal glühst Du bei 35 °C Außentemperatur auf der Rennstrecke in Südfrankreich, dabei wird ordentlich Wasser rausgedrückt. Im Winter steht die Karre bei 10 °C in der Garage, da saugts jede Menge Luft an. Im Frühjahr beim Landstraßentuckern bei 15 °C wird doch die Betriebstemperatur von Südfrankreich gar nicht mehr erreicht, ergo verbleibt Luft im System.
Ideal für den Aufteufelkommrausgewichtsparer wäre ein kleiner wassergefüllter Luftballon am Stutzen zum nicht mehr vorhandenen Ausgleichsbehälter, der im Winter (Motor und Umgebung maximal kalt) genau leer ist.
Gruß
Stefan
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