Restaurierung RD 250 AC mit 350 ccm in der Motorrad Classic

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Heiner Jakob
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Restaurierung RD 250 AC mit 350 ccm in der Motorrad Classic

Beitrag von Heiner Jakob »

Der von mir mit großer Spannung erwartete Bericht über die Restaurierung einer luftgekühlten RD in der Motorrad Classic ist nun in der 6. Folge erschienen. Außer, dass der Heftdesigner eine schöne Arbeit abgeliefert hat und die Fotos gestochen scharf sind, kann ich den bisher erschienenen Folgen wenig abgewinnen. In jeder neuen Ausgabe dachte ich: jetzt muss es aber kommen! Leider Fehlanzeige.

Die Fallstricke beim Zerlegen des Motors, z.B. Das Brillenblech hinter der Kupplung, blieben bisher ebenso unerwähnt wie Hinweise auf Werkstattliteratur, Spezialwerkzeuge, typische Schwachstellen (z.B. marode Kupplungsruckdämpfer und lose Auswuchtgewichte in der Kurbelwelle), Quellen für Nachfertigungen und Tipps und Tricks des erfahrenene RD-Praktikers.

Mich hätte zum Beispiel interessiert, wieviele RD´s verkauft wurden und heute noch beim KBA registriert sind. Auch wüsste ich gerne, wo die wirklichen Spezis für die luftgekühlten RD´s zu finden sind, im In- und im Ausland.

Als ein mit mit eingegossenen Stahlstützschalten an den KW-Hauptlagern versehenes Motorgehäuse (typisch für die Production Racer und in Veteranensport heiß begehrt) in den Schrott wanderte, weil ein Getriebelagersitz riefig war, war ich restlos begeistert.

Im Grunde fing es schon damit an, dass die RD gleich nach dem Kauf zum Laufen gebracht wurde. Jeder, der sich ein wenig mit der Materie auskennt, weiß, dass dabei schon viele Motorgehäuse zerstört worden sind, weil sich die Außenringe verharzter Lager gerne mitdrehen. Wen wundert da die Diagnose: Lagersitze duch Pin beschädigt.

Die erfolgte Umrüstung auf 350 ccm ist lückenhaft beschrieben. Eher beiläufig wird erwähnt, dass sich in einem Teilespender zufällig der richtige Primärtrieb fand. Ob auch die Ölpumpe die richtige ist, und welche anderen Teile für einen Umbau von 250 auf 350 ccm nötig sind – Fehlanzeige.

Der absolute Hit war die Restaurierung der rostigen Gabelstandrohre durch Laserschweißung. Sicher, das Verfahren selbst ist hochinteressant und wird sich in der Restaurierung ebenso etablieren wie der Pulverlack. Wenn aber neue Standrohre aus britischer und italienischer Nachfertigung preiswert zu bekommen sind, warum dann die fragwürdige Schweißerei an Teilen, von denen das Leben des Fahrers abhängt.

Hätten die Schrauber von der Motorrad Classic vor Beginn des Projekts zum Beispiel bei Peter Abelmann und Peter Zerfass nachgefragt, es hätte ein richtig professioneller Restaurierungsbericht werden können. So bleibt der schale Beigeschmack, dass hier dünn drüber gegangen wurde. Vertane Chance. Ich wüsste eine Menge Leute, die das aus dem Steggreif besser könnten.

Unter dem Strich muss ich sagen: schade für´s Geld. Für 5,50 Euro pro Heft kann man mehr erwarten.
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StVOnix
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Beitrag von StVOnix »

Über die Motorrad Classic kann ich wenig sagen. Aber was du da beschreibst, ist der Grund, warum ich aufgehört habe, die Motorrad zu lesen.
Bis vor etwa 20 Jahren (staun - so lange schon wieder) hab ich kein Heft ausgelassen. Und dann fing diese Oberflächlichkeit an. Seitdem hole ich so alle drei Jahre mal wieder eine zur Probe, um dann festzustellen: Es ist noch oberflächlicher geworden.
Es gab mal Zeiten, da war in fast jeder Ausgabe ein bis zur letzten Schraube zerlegtes Motorrad drin. Entweder nach einem Langstreckentest, oder eine völlig neu konstruierte Neuerscheinung. Heute findet man ja nicht mal mehr eine detaillierte Zeichnung einer neu ausgeklügelten Funktion.
moin

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Heiner Jakob
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Die Luft ist raus

Beitrag von Heiner Jakob »

Da meine ersten Motorrad-Leseerfahrungen bis in die 50er Jahre zurückreichen, ist meine Wehmut noch größer. Neulich musste ich längere Zeit das Bett hüten. Stapelweise habe ich genüsslich alte Motorradhefte durchforstet.

Kontrast: Im Sommer war ein Vergleichstest in der mo: 3 Maschinen im Test, alle drei gleich gut mit 15 Punkten. Der Test: gefahren am Limit auf einer öffentlichen Straße. Klasse - demnächst stehen auch da die Schilder "Gesperrt für Motorradfahrer".

Klacks mit seinen Tests auf der Nürburgring-Nordschleife ist für mich heute noch das Maß der Dinge. Schön, dass seine Inge Rogge den Nachlass verwaltet und Bücher wie "Die faszinierenden Motorräder der 50er, 60er und 70er Jahre" für recht kleines Geld zu bekommen sind. Wer immer sich mit Altjapanern befasst, hier ist alles geschrieben über den Niedergang unserer Motorradindustrie und den Siegeszu der Japaner.
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StVOnix
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Beitrag von StVOnix »

Hast du da ne ISBN? Klingt gut!
Noch 'ne Anekdote: Im Sommer wurde die neue Monster vorgestellt. Stand viel über sorgfältig gefräste Hebel und so'n Zeug, wie schön das anzusehen ist. Aber nix darüber, wie die sich in Schräglage verhält, wie sie nach den Kurven giert und was man noch so von einer Ducati erwartet. Dafür konnten sie sich garnicht genug darüber auslassen, dass die Kupplung sich jetzt butterweich ziehen lässt. Mal ehrlich: Ist zwar ein angenehmes Feature, aber das erwartet eigentlich keiner wirklich von 'ner Duc, oder?
moin

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Peter A
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Beitrag von Peter A »

Hallo Heiner,

keine Ahnung ob ichs besser kann - aber danke für die Blumen!! DEn für mich absolut entscheidenden Teil der Geschichte haste aber vergessen - die Kosten!!

Die sind ohne dass sie sich um Lack oder Chrom gekümmert hatten schon weit teurer als der Marktwert eines solchen Mopeds!! einerseits finde ich ja gut den Leuten mal die Augen zu öffnen was sowas kostet - aber andererseits ist vieles auch echt übertrieben... ich habe schon über ein Dutzend alte Yamahas restauriert, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen Radnaben, die danach poliert werden sollen zu strahlen udn diese gesamte Arbeit fremd zu vergeben...

Vieles bleibt ungesagt - die Schwierigkeit die Originale Bremse zu entlüften, wie man den Motor richtig zerlegt, welches Spezialwerkzeug man braucht... und und und...

ABer was solls - scheinbar gehts auch so!

Viele Grüße

Peter
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MatthiasD
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Beitrag von MatthiasD »

Ich habe eine Ausgabe dieses Magazins gelesen, mit da drin ein Teil dieser Restauration...
Ich kann nur sagen: die haben nicht alle Tassen im Schrank.
Da waren die glaub ich noch beim Fahrgestell dran und hatten schon 1500 euro ausgegeben wovon 1400 unnötig.
Alles Neuteile gekauft (Bremspumpe glaub ich zb) für viel Geld und nicht nachgedacht.
Das strahlen der Radnaben ist übrigens nicht so ne schlechte Idee: dann sind nämlich alle Veruntreinigungen raus!
..und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich, es fehlt ihnen jede Einsicht
Und wieder mal zeigt sich: Sie sind kleinlich, unvermeidlich fremdenfeindlich
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Boxer Markus
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Beitrag von Boxer Markus »

Kaufe genau aus diesem Grunde kein Motorradheft mehr.
(ich meine jetzt nicht das Motorrad Classic)
Ist für mich nur noch ein Dauerwerbeheft in dem nur mitgeteilt wird was
gerade "neu" ist - mehr nicht!

Ist halt nur was für echte Biker und nicht für Motorradfahrer:-)

Hier die ISBN : 3-613-02366-0

z.B. hier
http://www.bmw-classic.dk/litteratur/leverkus.jpg
http://www.bmw-classic.dk/litteratur/index.html
Zuletzt geändert von Boxer Markus am So 23. Dez 2007, 09:24, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß BoxerMarkus
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StVOnix
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Beitrag von StVOnix »

Danke :)
moin

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Dirk01
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Beitrag von Dirk01 »

Hallo Heiner,

ich mag die Zeitschrift ganz gerne, da es die Designer und Photografen drauf haben alte Motorräder gut zu präsentieren.
Viel mehr erwarte ich auch nicht.
Das bei der Restauration der Weg des geringsten Wiederstandes gegangen wird..naja da hab ich schon als Laie nur den Kopf geschüttelt.
Es ist auch von dir ein bissl viel erwartet einen ausgewiesenen RD Spezie ans Werk gehen zu sehen.

Viel eintäuschter war ich bei sogenannter "Fachliteratur" für jedermann.
Zum Beispiel das Sonderband von Bucheli zur 2Takt Reparatur und Tuning.
Da steht nun auch nix mit nem Aha Effekt drin.
Das einzigst brauchbare Buch für die LC stammt mal, wie so häufig, aus UK vom Haynes Verlag.
Bucheli ist ma wieder Mist.
Es ist wirklich schwer gute Infos zu bekommen.

Gruß
Dirk
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MatthiasD
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Beitrag von MatthiasD »

Gute info's gibt es in die Originalen Service Manuals & Teile Listen von Yamaha. Mehr braucht man nicht.
..und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich, es fehlt ihnen jede Einsicht
Und wieder mal zeigt sich: Sie sind kleinlich, unvermeidlich fremdenfeindlich
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Peter A
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Beitrag von Peter A »

Hallo Matthias,

das sehe ich auch so! Und bis 1970 waren die Unterlagen noch besser als danach. Da gab es immer eine dicke deutsche Übersetzung zu den Service-Manuals dazu!

Das mit dem Strahlen der Radnarben kann man sicher machen (z.B. wenn man ne eigene Strahlkabine hat) - ne ordentliche Drahtbürste und Polierequipmet reichen aber auch - und kosten fast nix!

Noch was: Enttäuscht war ich vor allem bei dem hohen Aufwand der getrieben wird, dass man trotzdem für die Motorteile die falsche Farbe wählt!! Die Deckel und Zylinder waren seidenmatt - hier wurden sie matt lackiert - und das ohne jeden Hinweis auf die originale Farbgebung!


Viele Grüße

Peter
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Manni#69
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Lassen halt lieber machen

Beitrag von Manni#69 »

Auch ich habe gespannt jede Ausgabe verfolgt und muss sagen,am Thema knapp vorbei.Hätte der Bericht geheißen:"wenn jemand sich eine RD neu von anderen bauen lässt", hätte es gepasst.Da es im "Klassic-Blätterwald aber nicht so viele Alternativen gibt,werde ich halt beide Zeitschriften weiter kaufen und auf bessere Berichte hoffen.
Gerdla
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Beitrag von Gerdla »

Ich kaufe mir das Heft regelmäßig, schade dass es nur alle 2 Monate erscheint. Den Restaurationsbericht der luftgekühlten RD finde ich interessant, jedoch bin ich der Meinung, dass die Restaurationsmaßnahmen nicht die Masse der durchgeführten Restaurationen wiederspiegeln.
Utopische Kosten, Zylinder werden in den USA für horrentes Geld eingekauft, man geht den leichtesten Weg, für Geld und Teuros bekommt man alles!!!!! Die Kosten übersteigen bereits jetzt schon den Anschaffungspreis vor 30 Jahren, ob dies so sein muss?

Meiner Meinung nach verschreckt man mit solchen utopischen Kosten und diesem Bericht alle die, die einer Restauration näher treten wollen.
Ich habe in den letzten 2 Jahren 3 RD`s restauriert und habe zur Zeit eine RD 400 als Baustelle. Meine Ersatzteile besorge ich mir in E-Bay oder kaufe gleich einen Teileträger, Neuteile gibt es auch in E-Bay oder bein Horst Meise. Und auch der Kontakt zur RD-Fangemeinde, hier im Forum, biete einen Menge Möglichkeiten Teile zur erwerben. Vieles mache ich auch selber, Teile polieren oder selbst lackieren etc..

Die Zeitschrift werde ich mir trotzdem wieder kaufen.

Gruß
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Boxer Markus
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Beitrag von Boxer Markus »

Generell finde ich es sehr gut das es überhaupt diese Motorrad Classic
Hefte gibt.
Man sollte eben auch bedenken das dieses Heft nicht von einem geschrieben wird der tief aus der RD - Szene kommt, es wird zwar schon von leuten gestaltet die sich mit Motorrädern sehr gut auskennen, aber halt keine RD Spezialisten.
Dafür ist es allerdings schon gut gemacht.
Das ist natürlich kein Grund um nicht vorher sich mit einem Spezi zu unterhalten bevor veröffentlicht wird ;-)
Gruß BoxerMarkus
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MatthiasD
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Beitrag von MatthiasD »

Wenn die schon öfter Motorräder restauriert haben sollten die wissen das man vorzüglich Gebrauchtteile nimmt (weil billiger) und wo mann sonst sparen kann um die Restauration nicht unnötig Teuer zu machen!!!
..und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich, es fehlt ihnen jede Einsicht
Und wieder mal zeigt sich: Sie sind kleinlich, unvermeidlich fremdenfeindlich
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