Ich glaube, es wurde nicht so ganz verstanden, auf was ich raus will. Ich versuch`s mal andersrum. Ich denke jetzt mal laut.
Ohne die Menge, die gar nicht als Nahrungsmittel gedacht und geeignet ist wie diverse schädlingsresistent gezüchtete Mais-, Kartoffel- und Rübensorten, sondern also wirklich die Menge die zu Lebensmitteln weiter verarbeitet werden, wird laut UN-WFP (UN-Welternährungsprogramm) zur Zeit soviel Nahrung auf der Erde produziert, wie zur Ernährung von 12 Milliarden Menschen ausreichen würde. Das Problem ist ganz objektiv offenbar kein Problem des Mangels, sondern der Verteilung, also ein (wie schon erwähnt) politisches Problem. Es müsste also niemand hungern, wird aber trotzdem getan. Das Problem ist anscheinend, dass die Lebensmittel lieber vernichtet werden (ohne dass aus dem Abfall daraus wenigstens Ethanol gewonnen wird), bevor man sie für kleines Geld unter die Leute bringt. In dem Falle der Resteverteilung würde der Lebensmittelpreis also sinken, und das ist nicht im Interesse der Produzenten und des Handels. Die Leute hungern nämlich nicht wegen Mangel an Nahrung (denn wirklich niemand, nicht mal die NGOs in der Hungerhilfe behaupten dies), sondern weil sie sich die Nahrung nicht leisten können. Also: Den Preis bestimmt der Markt, somit der Konsument. Das UN-WFP stellt die Statistik auf:
Um 1Kg Eiweiß zu produzieren, wird bei Getreide, Soja oder Hülsenfrüchten als Eiweißlieferant weniger als 10m² Anbaufläche benötigt. Um 1Kg Eiweiß aus tierischer Herkunft (Rind) zu bekommen, werden 200m² benötigt. Beim wirkungsgradstärkeren Geflügel immer noch 75m². Würde jeder Erdenbürger beschließen, alleine auf Rindfleisch zu verzichten und statt dessen lieber Hühnchen zu vertilgen, würde das z.B. den Nahrungsmittelpreis laut UN-WFP angeblich schon um mindestens 20% senken, da die Nachfrage sinkt und es dann zu viele Überkapazitäten gäbe (von den dann deutlich weniger Methan-pupsenden Rindern mal abgesehen, die ja auch das Klima erwärmen sollen, falls das stimmt). Mich wundert, dass die Auswirkung unserer Ernährung auf den Nahrungsmittelpreis im Zusammenhang mit dem Thema "E10 machts Essen teurer" völlig untergeht; dieses Thema E10 und der Nahrungsmittelpreis ist dagegen in seiner Auswirkung anscheinend so unbedeutend wie "diese Jahr gute Ernte, letztes Jahr schlechte". Und irgendwie fehlt mir dadurch hier dann die Konsequenz, sich eher in seinem Ernährungsverhalten (mit dem man viel mehr erreichen könnte) zu ändern, als wegen den 5% mehr Ethanol im Sprit. Das andere, gerade erst aufkommende Problem sehe ich in den patentierten Hochleistungs-Monopolsorten diverser Massenhersteller, die althergebrachte Sorten verdrängen und dann den Preis für die überlebende Monopolsorte festlegen. Die Sorte Fortuna ist z.B. so ein Produkt. Zu Zeiten meines Biostudiums noch kein Thema, ist das nun heute Stoff Nr. 1. Spart zwar wegen diverser Resistenzen gegen verschiedene Kartoffelkrankheiten extrem Pflanzenschutzmittel ein, wird aber ein Monopol mit entsprechender Gefahr.
Auch überraschend fand ich, dass Leute im Interview an der Tanke lieber das deutlich teurere Super+ tankten und gleichzeitig mit dem Welthunger argumentierten. Ich muss jetzt nicht rechnen, nur überschlagen, aber würde man jetzt aus diesem Grund eben gerade lieber E10 tanken und die 8 Cent Preisunterschied je Liter zum Super+ als Subvention für niedrigere Getreidepreise in entsprechende 3.Welt-Staaten spenden oder als "Getreide-Soli" per Steuer abpressen, hätte das vermutlich senkendere Auswirkungen auf deren Nahrungsmittelpreise, als E"null" zu tanken. Wie gesagt, da fehlt mir dann die ganz persönliche Konsequenz.
Was Schäden angeht:
An meinem Golf oder Roller fürchte ich die nicht, mein Golf-Typ z.B. läuft in Schweden nur mit geändertem Steuergerät auch mit E85, das weiß ich. Das ist in Schweden sehr verbreitet. Dort wird der Alkohol aber auch aus Zellulose gewonnen, also aus Holzabfällen, was ich auch als sinnvoller erachten würde. Macht dort aber auch Sinn, denn dort haben sie vegetations- und klimabedingt mehr Holz und Gräser als andere Vegetationsgrundlagen. Wir haben eben traditionell mehr Ertrag aus Ackerland bei uns. Kaum vorstellbar, dass bis vor wenigen Jahren die Landwirte hier Prämien bekamen, um Flächen still zu legen. Denn wir hatten Überschuss, und Getreide nach Afrika zu schiffen machte und macht ökologisch damals wie heute keinen Sinn. Obwohl, wenn man bedenkt in unseren Breiten Bananen zu kaufen... andererseits können wir uns ja locker den Transportaufwand leisten und bezahlen, wir haben`s ja, andere eben nicht. Ehrlich, ich komme zu dem Schluss, dass E10 ein eher mückengroßes Problem ist, welches mittlerweile zur Elefantengröße aufgeblasen wurde. Erinnert mich stark an die "Bleifrei" Diskussion in den 80ern, da krähte wenig später kein Mensch mehr danach.
Was den Verschleiß angeht: Das Absetzen von Wasser im Tank wird mit zunehmendem Alkoholanteil meines Wissens geringer, nicht größer. Mischt man im Glas reines Benzin mit Wasser trennt es sich, Wasser unten, Benzin oben. Mische ich Alkohol mit Wasser, trennt sich nichts. Können diverse Flaschen Single-Malt Whiskey etc. im Schrank bezeugen
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Komisch wiederum, dass da keiner bei gasbetriebenen Autos ähnliche Bedenken hat, da fallen auch höhere Mengen an Wasser bei der Verbrennung an. Es wird im Moment eben eine andere Sau durch`s Dorf getrieben und das Thema wäre zu alt, vermutlich. Ich mach mir da keinen Kopf, ich fahre selten Kurzstrecke mit dem Auto. Ich lauf dann oder nehm den Roller, der hat kein Motoröl. Mir scheint das Ganze Problem zum einen ein mentales, zum anderen ein mediales/politisches: es ist Wahlkampf und der einen Partei kann die andere nun Fehler bei der Einführung anhängen. Das könnte 1-2% bringen.
Gruß,
Rüdi