Ruckeln bei 4000 u/min RD 200 DX

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Benway
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Ruckeln bei 4000 u/min RD 200 DX

Beitrag von Benway »

Hallo,

Das hier ist ein Trouble-Shooting Thema, quasi schon mit Beseitigung des Troubles ;-) , ich bin aber gebeten worden meine Erfahrung hier zugänglich zu machen; ansosnten fällt dem ein oder anderen evtl. auch noch was dazu ein! (Ich probier alles aus, es sei denn es ist zu anstrengend)
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Fahrzeug:
RD 200 DX, Bj. '78, Laufleistung ca. 14tkm, alles original (incl. Reifen :-) )


Das Problem:
Total nervtötendes Rumgezuppel, Geruckel, Wechsel zwischen Schieben / Bremsen wenn man bei ca. 4000 u/min. mit wenig - sehr wenig geöffnetem Gasschiebern versucht eine konstante Geschwindigkeit zu fahren.

Der Ausgangszustand:
Das Fahrzeug hab ich geschenkt bekommen, und aus einem ca. 10 Jahre langen Schlaf geweckt.

Folgende Arbeiten hab ich durchgeführt:
Die Vergaser hab ich gereinig (penibel), mit neuen Dichtungen versehen, neuen Schwimmernadelventilen, neuen LLDn. Der Inhalt der Vergaser (Düsengrößen, Schieber etc. ist original).

Neuer Luftfiltereinsatz (original Yamaha), Benzinfilter eingebaut.

Neue Kerzen, neue Zündkontakte, Zündung eingestellt.

Lief so weit ganz prima in dem Zustand, sprang super an, Vmax ca. 105 km/h. , Ruckeln voll vorhanden, lief tierisch fett.

Was hab ich versucht?

1) Ich hab die Krümmer abgesägt ^^ (Sehr ordentlich, mit Fräse beide exakt gleich lang gemacht)
=> Voller Erfolg, Vmax fast 120, aber das Ruckeln nervte total

2) Penibelstes Synchronisieren. Das hab ich bestimmt 10 mal gemacht, weil ich vermutet habe, dass ein Schieber vor dem anderen öffnet, und das die Ursache des Problems ist. Als letzte Maßnahme hab ich den einen Gaszug in 1/4 Umdrehungsschritten verstellt ... wenn man sonst nichts zu tuen hat ...
=> minimale Besserung, aber das Ruckel voll da.

3) (Nach Tipp aus dem Forum, Danke!) Die Flöten gereinigt, um den vollen Durchmesser wieder herzustellen.
=> Vmax evtl. min höher, nicht mehr gaaaanz so zu fett bei Vollgas, aber immernoch zu fett.

4) Spielen an der Gemischschraube. In alle Richungen probiert, ob man das Ruckeln wegbekommt.
=> Man bekommt es weg! Wenn das Mopped SO fett eingestellt ist, dass es quasi nicht mehr läuft, im Leerlauf ausgehen will, ist das Ruckeln so gut wie futsch ... nur fahren ist nicht mehr.

5) (Nach Hollies Tipp zum Bezugsquelle) Carbonmembranen, Stärke 0,35mm der Fa. Polini eingebaut, selber zugeschnitten.
=> GEIL!!!!! Der Effekt ist gigantisch. Das Ruckeln ist zwar noch leicht vorhanden, aber SEHR abgeschwächt, und "kraftlos" im Vergleich zu vorher.
Die Leistung "untenrum", also ab 2500 u/min ist plötzlich nutzbar, der Motor dreht sehr geschmeidig hoch. An Endleistung hab ich evtl. minimal verloren, statt 120 bei 8000 u/min, aufrecht sitzend, gehen jetzt 119,5 bei 7900 ;-)

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Wer eine RD 200 DX sein Eigen nennt, dem kann ich diese Modifikation nur empfehlen. Der Motor passt so von der Charakteristik VIEL besser zum Motorrad, der "Zweitaktkick" ist abgeschwächt (war eh nie doll), Endleistung geht kaum verloren, und langsam, untertourig fahren mach plötzlich viel Freude.
Die Gemischschraube habe ich eine Umdrehung draußen.
Das Gemisch ist über das Gesamte Drehzahlband eigentlich zu fett, Vollgas incl.
Das Fahrzeug ist so, ganz eindeutig Vollgasfest. Ich hatte schon ca. 30 Minuten Anschlag am Stück (Autobahn)...

Grüße!
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yamsel200
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Beitrag von yamsel200 »

Hallo Benway,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Habe mir auf meine alten Tage (bin 59) eine RD 200 DX zugelegt (für wenig Geld). Der kleine Brenner ist, bis auf ein paar optische Mängel, ganz OK. Nur dieses verd... Ruckeln nervt mich total. Da stieß ich auf Deinen Beitrag. Hoffnung! Allerdings: ich bin kein begnadeter Schrauber (eigentlich gar kein Schrauber). Meinst Du, ich krieg das mit dem Zuschneiden der Carbonmembranen hin?
Kannst Du mir evtl. auch die Bezugsmöglichkeit/Teilenummer usw, nennen? Und falls noch eine kurze Arbeitsanleitung folgen würde ... das wäre perfekt!

Mit herzlichem 200er Gruß!
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Benway
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Beitrag von Benway »

Hallo,

also die Membranen hab ich in so einem Roller-Zubehöhr laden gekauft.
Du kannst die aber auch gerne von mir haben, wiel ich hab zwei Platten 10x10cm bekommen, viel zu viel also. Wenn du da Interesse hast mir die 2. Platte abzukaufen, schreib mir einfach eine PN.

Das Ausbauen:
1) Die Gummies zwischen Vergaser und Luffilterkasten rausfummeln.
2) Die Gaser raus
3) Die Ansauggummies abbauen
4) Die Membranblöcke gehen mehr oder weniger leicht ab.
5) Die Membranen von den Blöcken abschrauben

Das Zuschneiden:
1) Die alte Mebran auf das Material legen, und anreißen (Abzeichnen). Das geht nur mit was ernsthaft hartem, als Dreikantscharber, Anreißnadel etc.

2) Das ganze mit einer Nagelschere ausschneiden, die ist evtl. nachher nicht mehr so gut wie vorher ;-)

3) Die Löcher für die Schrauben mit einem Locheisen reinschlagen, geht sicher auch mit einer Loch-Niet-Zange

Dann alles wieder zusammenbauen, mit den neuen Membranen halt.
Ich würde die Auflagefläche der Membranblöcke noch mit etwas Dichtmasse versehen, einfach sicherheitshalber, dass da keine Nebenluft gezogen wird.

Das Abstimmen:
Vor allem untenrum und im Leerlauf merkt man den Unterschied im Gemisch, dass muss fetter werde => LL-Schraube reindrehen.

Grüße!

PS: Um deine Frage zu beantworten: jupp, das kann man selber machen! Nur ein Locheisen oder so eine Zange zum Gürtel-Löcher machen braucht man an "Spezialwerkzeug".
yamsel200
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Beitrag von yamsel200 »

Servus Benway,
das klappt ja wie am Schnürchen, vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
Na klar, schick mir doch die überflüssige Membranplatte. Hast Du vielleicht auch noch die alten Original-Membranen? Wegen dem Zurechtschneiden, bevor ich meine Membranen durch den Ausbau zerstöre (linke Hände und so). Am besten, Du meldest Dich mal kurz über E-Mail, dann können wir die Modalitäten absprechen: hubert.koch@online.de
Schönes Wochenende!
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Stefan
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Beitrag von Stefan »

Benway, wenn die Badewanne einfach nicht voll werden will, drehst Du dann den Hahn weiter auf oder machst Du den Stopfen in den Abfluß? Ich tippe auf Ersteres.

Die Ursache für Dein Ruckeln waren bestimmt nicht die Membranen, oder waren die defekt? Dein Umbau auf Carbonmembranen hat nur die Auswirkungen der wahren Ursache gemildert, z.B. könnten die das durch eine undichte Fußdichtung oder defekte Simmerringe abgemagerte Gemisch etwas angefettet haben.

Gruß
Stefan
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Nödel
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Beitrag von Nödel »

Hallo

Ich schneide die Carbon Membranen immer mit einem Cutter Messer etwas größer aus , ca.0,5mm , und schleife sie dann mit 400 Pappier auf Maß . Damit vermeidet ihr daß das Carbon an den Schnittstellen einreißt , was bei einer Schere unweigerlich passier .
Des weiteren sind die Polini Platten vorgeformt ! Also die Schrift weg von der Auflagefläche .

Gruß Nödel
boko
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Beitrag von boko »

Hallo Benway,

ich sehe es so wie Stefan! Die Membran ist nicht die Ursache! Meine Rd 200 läuft mit den orig. Membranen seit mehr als 60 000 (!) km ohne jedes Ruckeln.... und zu fett läuft sie auch nicht. (Anm.: Alles wurde so eingestellt wie es im orig. Werkstatthandbuch steht.) Vielleicht ist der Schwimmerstand nicht korrekt eingestellt und sie bekommt so zu viel Sprit?

Ach ja, die Zündung muss gelegentlich auch eingestellt werden! Eine sehr aufwendige Geschichte, wenn man es richtig machen will.

Gruß boko
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Benway
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Beitrag von Benway »

Hallo,

wie ich eigentlich beschrieben habe glaube ich, hab ich alles versucht, bevor ich das mit den Memebranen gemacht haben. Das war reine Verzeiflung!

Das Ruckel ist auch dadurch nicht zu 100% wegegeganen, aber viel viel besser geworden.
Vom Ruckel abgesehen, finde ich haben die weichen Membranen die Charakteristik des Motor sehr positiv verändert, besser zum Motorrad passend.
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Zum bearbeiten der Membranen:
Jupp, das mit dem Schmirgelpapier stimmt natürlich, ich habe damit die Kanten auch geglättet, sonst ist das nicht schön. Das hatte ich vergessen zu beschreiben.
Das gleiche gilt für die Wölbung, sonst würde die Membran nicht richtig anliegen. Das sieht aber ein Blinder, wenn er das Material in den Fingern hält ;-)
Vergessen hatte ich glaube ich auch zu schreiben, dass die Schrauben welche die Haltebügel der MEmbranen halten, umbedingt mit einem Schrauben-Sicherungsmittel zu sichern sind!

Zum Schwimmerstand:
Der stimmt leider ;-)

Die wahrscheinlich eigentliche Ursache des Ruckelns:
Das Innenleben meiner Vergaser ist durch 10 Jahre stehen VÖLLIG vergammelt gewesen.
Das man die Vergaser so weit überhaupt wieder retten konnte ist ein Wunder. Ich konnte die Schieber selbst nach Tagen mit WD 40 und Benzin nicht bewegen, Schwimmer fest, alles total fest; und habe die als letzten Akt komplett!! in den US-Reiniger geschmissen, damit sich da was anfängt zu lösen. Hat erstaunlicher Weise auch geklappt, so konnte ich die über mehrere Tage nach und nach zerlegen ...
Ich denke bei mir sind die Nadeln und Nadelsitze verschlissen, jedenfalls nicht mehr so wie sie sein sollen. Das merkt man halt besonders bei wenig geöffnetem Schieber ....

Das eigentlich Problem ist also die Ersatzteilversorgung. Für diesen doofen TK-Vergaser bekommt man nur die Ventile, Leerlaufdüsen und die Schwimmerkammerdichtung zu kaufen. Sonst nichts!
Alles was man als Neuteil bekommen hat, ist drin.

Die Nadel könnte man noch ersetzen, da diese auch in anderen Vergasern verbaut wurde. Den Sitz der Nadel ist nicht zu haben.

Die Membranen sind also bei mir eine Notlösung, ich kann mir auch nicht vostellen, dass die RD 200 in perfektem Serienzustand das Problem so ausgeprägt zeigt.
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Zur Zündung: was meinst du mit aufwendig? Ich hab die einfach abgeblitzt! Die hat neue Kontakte bekommen, dabei hatte ich die Zündung kontrolliert. Eingestellt habe ich nach diesen äußeren Markierungen.

Geht das bei dem Teil anders? Wenn ja, beschreib mal bitte, vielleicht ist das noch eine Ursache!

Grüße!
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StVOnix
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Beitrag von StVOnix »

Ich meine, mich zu erinnern, einen Post gelesen zu haben, dass das Abblitzen wegen des Zündverstellers zu falschen Ergebnissen führt.
Versuch doch mal einfach mit der Prüflampe nur die Kontaktöffnung einzustellen. Einen Versuch ist es wert.


Nachtrag
Zum Zündversteller fällt mir noch ein, dass die Federn der Fliehgewichte auch irgendwann schlapper werden. Die Problematik findet meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung.
moin

[font=Comic Sans MS]Das Leben ist wie eine Ketchupflasche - erst kommt nichts und dann alles auf einmal.[/font]
yamsel200
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Beitrag von yamsel200 »

Hallo Benway,
ich hätte da noch eine Frage: Um wieviel und wie hast Du eigentlich die Krümmer gekürzt?
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Benway
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Beitrag von Benway »

Hallo,

wenn man die Krümmer abbaut, sieht man wie weit sie "frei" in den ESD hinneinragen.

Dieses "freie" Ende hab ich entfernt. Waren so ca. 3,5 cm? Irgendsowas in dem Dreh.

Wenn du das auch vor hast, dann schneid die mal bitte vorher nur so wenig wie möglich ab, also nur so, dass die Einschnürung weg ist.

Dann probier mal wie das ist, und dann evtl. nochmal die kurze Variante im Vergleich.

Ich hab das leider nicht gemacht und ärgere mich da etwas drüber, hätte man den Effekt schön testen können ... hat wer Krümmer zu verschenken ? ;-)

Grüße!
Wolfi
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Beitrag von Wolfi »

Hallo,

ich muß den thread nochmals beleben. Ich hatte auch größere Schwierigkeiten mit meiner RD 200 bezüglich des Gemisches/Vergaser. Nachdem ich diese getauscht habe, läuft sie wunderbar - bis auch auf genau diese Stelle bei 4000 Umin und geringer Teillast. Dort fängt sie auch gerne zum bocken an.

Nachdem dies nur diese Drehzahlstelle betrifft, glaube ich nicht an ein ZündungsTiming Problem. Es sieht für mich eher aus, als bei dieser Drehzahl der Gaswechsels des Motors irgendein Resonanzproblem hat. Deshlb ist über 4000 das Proiblem weg, genauso unterhalb 4000.

Mich würd interessieren, ob es einen mit einer RD200 gibt, der das Problem überhaupt nicht hat.

Gruß Wolf
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Benway
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Beitrag von Benway »

Hallo,

ich habe vor kurzem von einem RD Fachmann folgende Info erhalten, 100% sicher war er sich aber nicht.

Die 200er hätte wohl irgendwelche sehr kleinen Anreicherungskanäle / Bohrungen in den Vergasern, welche sich sehr, sehr gerne zusetzen.

Diese verursachen das Prob wohl.

Ich bin bislang nicht dazu gekommen, selber nachzusehen, und war mir eingeltich recht sicher, die Gaser ordentlich gereinigt zu haben. Aber ich werde bei Gelegenheit nochmal GANZ genau hinsehen.

Grüße!
Wolfi
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Beitrag von Wolfi »

Hallo,

also ich habe die Vergaser eine halbe Stunde ultraschallgereinigt. Ich nehme eher an, daß der Motor bei 4000 aufgrund der Konstruktion prinzipiell zum Ruckeln neigt. Beim Zweitakter spielen Schwingungen Auslaßseitig ja eine sehr große Rolle. Wenn dann irgendetwas nicht optimal ist, ruckelts halt. Ich werde noch etwas mit der Gemischschraube experimentieren.

Gruß Wolf
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