DOT-5 Silikon Bremsflüssigkeit

Wenn Schäden auftreten, die in der heilen Welt der Werkstattliteratur nicht

vorkommen, ist guter Rat nicht teuer - Du findest ihn hier.

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wiba
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Beitrag von wiba »

Welches Interesse hätte dann der Wasserdampf in das System einzudringen, wenn die DOT5 Flüssigkeit nicht hygroskopisch reagiert?
Ausserdem was herein "diffundiert" kann auch wieder raus. :lol:
Gruss Willi
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Steffi
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Finger weg von 5.0

Beitrag von Steffi »

Habe ausgiebige Tests gemacht, lasst die Finger davon, die Gummis vertragen das auf die Dauer nicht!

Bericht aus dem XS-Forum

Quintesenz aus dem Tes:
Es ist nicht die Frage ob Gummiteile mit 5.0 brechen, es ist nur die Frage wann.... :?

Griesli aus Helvetien
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georg_horn
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Beitrag von georg_horn »

wiba hat geschrieben:Welches Interesse hätte dann der Wasserdampf in das System einzudringen, wenn die DOT5 Flüssigkeit nicht hygroskopisch reagiert?
Dann stelle ich die Frage hier nochmal: Warum füllt man dann nicht einfach gewöhnliches Öl in die Bremse?

Gruss,
Georg
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Steffi
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Beitrag von Steffi »

georg_horn hat geschrieben:Dann stelle ich die Frage hier nochmal: Warum füllt man dann nicht einfach gewöhnliches Öl in die Bremse?
Das ist historisch zu sehen.
DOT3 gibts seit fast 60 Jahren. Damals gelang es nicht Gummiteile her zu stellen, die sich bei den hohen Temperaturen, wie sie in Bremszangen vorkommen, mit mineralischen Ölen vertragen. Deshalb eben eine Flüssigkeit auf Glykolbasis. Der verwendete Gummi hat sich bis heute gehalten, daher auch die Flüssigkeit.

Für Bremsflüssigkeit auf Silikonbasis braucht es andere Gummis. Hat sich im Militär und bei HD durchgesetzt, aber eben nur dort. HD ist übrigens bei den neueren Modellen wieder auf DOT4.0/5.1 zurück gekehrt.

Allerneuste Bremssysteme mit ABS haben teilweise Flüssigkeiten auf Ölbasis. Aber eben wieder die dazu gehörenden Gummimischung in den Dichtungen.

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Heiner Jakob
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Beitrag von Heiner Jakob »

"Es ist nicht die Frage ob Gummiteile mit 5.0 brechen, es ist nur die Frage wann...."

Meine Erfahrungen sind genau entgegen gesetzt.

Alle RD´s von Baujahr 1973 bis 1982 funktionieren seit Jahren mit DOT 5. Meine XS 650 B wurde vor 6 Jahren mit neuen Bremsenteilen versehen und auf DOT 5 (Procycle) umgestellt. Meine XJ 600 N habe ich vor drei Jahren ohne Bremsenüberholung umgestellt, also Silikon in ein Altsystem nach gründlicher Spülung und völliger Entleerung und Trocknung eingefüllt. Was passieren würde, wenn sich in der Bremsanlage Reste von Bremsflüssigkeit mit Silikon zusammen treffen, möchte ich im praktischen Fahrversuch lieber nicht ausprobieren!!! Hier ist größte Sorgfalt angesagt.

Teilweise habe ich die Silikonbremsflüssigkeit nach einigen Jahren erneuert. Es waren weder Abriebpartikel zu erkennen, noch hatte sich die Farbe verändert. Auch Anzeichen von Wasser gab es nicht.

Das Eintreten von Wasser in Silikonbremsflüssigkeit erscheint mir nahezu unmöglich. DOT 5 ist nicht hygroskopisch, zieht also kein Wasser an. Das Problem ist, dass herkömmliche Bremsflüssigkeit Wasser anzieht, wie auch Alkohol immer Wasser aus der Umgebung aufnimmt. Das Bestreben, Wasser aufzunehmen ist derart, dass angebrochene Gebinde mit der Zeit verderben, weil sie Wasser aus der Luft aufsaugen.

Bleibt noch anzumerken, dass Silikonöl ein hervorragendes Mittel zur Pflege von Gummiteilen ist. Um so unverständlicher erscheint es, dass ausgerechnet die Gummielemente in der Bremse von Silikon angegriffen werden sollen.

Seitens Yamaha gibt es keine Freigabe für die Verwendung von DOT 5. Das heißt nicht zwangsläufig, dass DOT 5 mit Yamaha Bremsen unverträglich ist. Vielmehr steht zu vermuten, dass Yamaha keine für eine Freigabe nötigen Testreihen durchgeführt hat. Solche Testreihen sind zeitaufwändig, komplex und entsprechend teuer. Es müssen Laboruntersuchungen, Prüfstandtests und Langzeit-Fahrversuche unter allen klimatischen und fahrdynamischen Bedingungen durchgeführt werden. Eine Notwendigkeit hierzu scheint bisher nicht gegeben.

Wenn Hersteller auf herkömmliche Bremsflüssigkeit zurückrüsten, geben meistens Sparmaßnahmen den Ausschlag.

Mein Fazit nach vielen Jahren: DOT 5 funktioniert in meinen alten und auch neueren Yamahas perfekt. Auch die in DOT 5 eingelegten Altteile zeigen auch nach Jahren (es können 8 oder auch 10 sein, ich kann es nicht mehr genau sagen) keinerlei Abnormitäten. Sie haben sich nicht verändert, weder in der Materialkonsistenz, noch in der Oberfläche noch in den Abmessungen, sind also weder gequollen noch geschrumpft.

Meine Feststellungen und Beobachtungen beziehen sich ausschließlich auf die Verwendung von Original-Yamaha-Ersatzteilen.

Damit will ich sagen, dass sich unter dem Begriff "Gummi" tausende und abertausende unterschiedliche Mischungen verbergen, die gänzlich unterschiedliche Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten aufweisen. Viton z.B. ist resistent gegen Fette, Öle, Säuren und Temperaturen, mag aber keinen Alkohol. Silikon - ja, ein Kunst-Stoff, wie die meisten "Gummis" - ist unempfindlich gegen Alkohol, aber nicht gegen Benzin, um nur zwei Beispiele zu nennen. Eine Silikonunverträglichkeit von Gummimischungen habe ich bisher nicht herausfinden können.

Damit ist auch klar, dass jede Bremsanlage vom Hersteller für die vorgeschriebenen Füllungen konzipiert wurde. Die Frage ist ja aufgetaucht, warum nicht einfach Öl einfüllen (welches?). Hydrauliköle würden eine für konventionelle Bremsflüssigkeit konzipierte Bremse mit Sicherheit binnen kürzester Zeit zum völligen Versagen bringen.

Wenn man also eine von der Herstellerangabe abweichende Bremsflüssigkeit verwenden will, ist Umsicht geboten. Ich bin nach dem Motto "Versuch macht kluch" verfahren und kann positiv über einen sehr speziellen Einsatz (nur Yamaha Originalbremsen und Bremsenteile) berichten. Wie sich so etwas in anderen Konstellationen verhält, entzieht sich meiner Kenntnis.
Zuletzt geändert von Heiner Jakob am Mo 1. Okt 2012, 20:10, insgesamt 2-mal geändert.
2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Und was geschieht genau wenn noch etwas Dot 4 drinbleibt?
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert!
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wiba
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Beitrag von wiba »

Hallo Leute,

das die Industrie, Werkstätten , und alle die an glykolbasierten Bremsflüssigkeiten verdienen, kein Interesse haben auf DOT5 zu wechseln, das verwundert mich nicht.
Alle zwei Jahre ne´n fetten Rechnungsposten bei der Inspektion ist einfach zu überzeugend. Vielleicht ist Steffi auch ein
Mitglied der Glykolmafia...? :lol:
Ich werde jetzt auch einen Temperaturtest mit DOT5 machen und schauen ob sich das Gummi verhärtet. Wenn ja hab ich hier nie was geschrieben. :roll:

Gruss Wiba
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wiba
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Beitrag von wiba »

2-Takt-Sigi hat geschrieben:Und was geschieht genau wenn noch etwas Dot 4 drinbleibt?
Siggi das sieht dann so aus als würdest du Wasser in Benzin schütten.
Die Silikonflüssigkeit setzt sich ab und sinkt als Kügelchen auf dem Boden ab. In wie weit sich diese Konstellation auf die Bremswirkung auswirkt, keine Ahnung?
Vielleicht weiss es ja der Heiner?
Meine Systeme waren vor der Befüllung mit DOT5 immer völlig trocken oder noch jungfräulich, weil ich kein Risiko eingehen wollte.

Gruss Willi
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Heiner Jakob
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Beitrag von Heiner Jakob »

Siehe oben in meinem letzten Beitrag, da steht: "Was passieren würde, wenn sich in der Bremsanlage Reste von Bremsflüssigkeit mit Silikon zusammen treffen, möchte ich im praktischen Fahrversuch lieber nicht ausprobieren!!! Hier ist größte Sorgfalt angesagt." Glykol ist schwerer als Silikon und würde sich im Ruhezustand am tiefsten Punkt der Bremse absetzen.

Es dürfen keine Glykolreste im Bremssystem verbleiben. Punkt.

Hier die offizielle Beschreibung zu Mike Sanders DOT 5 für Oldtimer aus
http://www.rostdoc.de/index.php?a=812

"Nie mehr wechseln! Keine Korrosion! Keine Lackschädigung! Siedepunkt 260°C!

Silikonbremsflüssigkeit ist nicht hygroskopisch. Sie nimmt kein Wasser auf wie Bremsflüssigkeit auf Glykolbasis und hat somit auch nicht die damit verbundenen Nachteile. Silikonbremsflüssigkeit verhindert Korrosion, muss nicht alle 1 bis 2 Jahre gewechselt werden und greift Lacke nicht an. Hat man einmal seine Bremsanlage auf diese Bremsfüssigkeit umgestellt, so wird der hydraulische Bereich der Bremse auch nach längeren Ausserbetriebsetzungen voll funktionsfähig bleiben. Außerdem hat Silikonbremsflüssigkeit einen höheren Siedepunkt ( ca. 260° C ) als die meisten herkömmlichen Bremsflüssigkeiten nach DOT 3 und DOT 4. Der Siedepunkt verringert sich nicht, da Silikonbremsflüssigkeit kein Wasser aufnimmt.

Gebrauchsanweisung

Der Wechsel von herkömmlicher DOT 3 bzw. DOT 4 Bremsflüssigkeit zu Silikonbremsflüssigkeit kann folgender Maßen geschehen:

Lösung A (Die bessere Lösung!)

1. Erneuern sämtlicher Gummiteile der Bremsanlage ( Dichtringe, Manschetten und Schläuche ).Wer schon einmal Manschetten, die längere Zeit herkömmlicher Bremsflüssigkeit ausgesetzt waren, in der Werkstatt liegen hatte, konnte oftmals beobachten wie sich die Luftfeuchtigkeit an Ihnen niederschlug. Diese Gummiteile haben herkömmlich Bremsflüssigkeit in sich aufgenommen, sind somit selbst hygroskopisch geworden und könnten bei Weiterverwendung Wasser anziehen und eventuell zu Korrosion an den sie berührenden Metallteilen hervorrufen.

2. Erneuern bzw. reinigen der Metallteile ( Leitungen, Zylinder, Bremskraftverstärker und -begrenzer). Bezüglich etwaiger Korrosion und Oberflächebeschaffenheit Richtlinien des Fahrzeugherstellers (Werkstatthandbuch ) beachten.

3. Zusammenbau, Auffüllen und Entlüften der Bremsanlage gemäß Herstellerrichtlinien.

4. Da Luftblasen in der Silikonbremsflüssigkeit langsamer nach oben steigen ( dies ist übrigens einer der Gründe, warum sie ab Werk kaum verwendet wird ) , empfiehlt es sich, nach einiger Ruhezeit den Entlüftungsvorgang zu wiederholen.

Lösung B:

1. Entfernen der alten Bremsflüssigkeit durch Absaugen aus dem Ausgleichsbehälter und durch Hinauspumpen durch die Entlüfter.

2. Auffüllen mit Silikonbremsflüssigkeit und Entlüften der Anlage gemäß Werkstatthandbuch. Eventuell Bremssättel abschrauben, auf den Kopf stellen und entlüften, weil die Glykolbasisbremsflüssigkeit schwerer ist als Silikonbremsflüssigkeit. Nach der Wiedermontage der Bremssättel nochmal entlüften.

3. Entlüftungsvorgang nach einiger Zeit wiederholen.

Wichtiger Hinweis:
Nicht als Ersatz für Bremsflüssigkeit auf Mineralölbasis verwenden (Citroen und Rolls Royce).

Keine ABE erforderlich, siehe Oldtimer Praxis 1/2009"
Zuletzt geändert von Heiner Jakob am Mo 1. Okt 2012, 20:09, insgesamt 2-mal geändert.
m.eckert77
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Beitrag von m.eckert77 »

Interessant ist, dass Mike Sanders angibt, dass der Siedepunkt von 260 Grad fest ist da es ja nicht hygroskopisch ist während die Silikonsuppe von Procycle die Spezifikation Trockensiedepunkt 250 Grad und Nassiedepunkt 180 Grad hat.

Castrol SRF wiederum gibt einen Nassiedepunkt von 264 Grad und einen Trockensiedepunkt von 320 Grad an, ist aber recht hygroskopisch und darf daher nicht länger als 18 Monate verwendet werden. Ein Siedepunkt von unter 260 Grad sei bereits kritisch (im Rennsport).
Nach diversen Erfahrungen mit Standard-DOT4 an der KTM und auch an der 2MA in Lichtenberg stellte sich heraus dass es nicht geht obwohl die Brühe neu war-zu heiss.
Mit SRF keinerlei Probleme selbst wenn das Runde kurz vorm rot leuchten ist.

Bewegt jemand DOT5 auf dem Kringel mit einer Einzelscheibe und kann diesbezüglich eine Aussage treffen?

Michael
Ich danke allen die geschwiegen haben obwohl sie nichts zu sagen hatten.
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MK
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Beitrag von MK »

Das Castrol SRF hatte ich auch früher mal drin.
Wg. der erhöhten Wasser-neigung habe ich auf Lucas GP600 downgegraded.
Hat zwar nur 300 Grad Trockensiedepunkt, funzt aber auf der Rennstrecke auch.
(Sogar in der KTM SuMo)
Ciao
Martin
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