Motorschaden und Gewissenskonflikt

Wenn Schäden auftreten, die in der heilen Welt der Werkstattliteratur nicht

vorkommen, ist guter Rat nicht teuer - Du findest ihn hier.

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steamtrac
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Beitrag von steamtrac »

So, mein Gehäuse ist einigermaßen sauber und ich habe es jetzt mal leer verschraubt. Die äußeren Lagersitze kann man wohl nicht mehr als neuwertig bezeichnen. Die Bohrungen sind oval, und liegen ca im Bereich -0,02 / +0,01. Die mittleren sind besser und liegen so bei ca. -0,02/-0,01. Was auch wenig ist wie ich finde. Ich hätte jetzt mal so ca. 2-4 Hundertstel Überdeckung erwartet. Um weiter zu kommen habe ich wohl die folgenden Alternativen:

- Gebrauchtes Gehäuse suchen. Aus meiner Sicht ein reines Glücksspiel. Viele Anbieter werden die Bohrung wohl nicht messen können oder wollen.

- Neues Gehäuse kaufen. Evtl. Banshee. Schön teuer natürlich, aber wohl die Beste Lösung.

- 2 Zehntel planen und dann alle 3 Bohrungen neu spindeln. Möglich, aber riesen Aufwand. Ich könnte das wohl auch selber machen, aber da würden wohl 3-4 volle Tage drauf gehen. Und ich hab immer nur mal 2-3h zwischendurch Zeit für die Geschichte. Dh das würde sich über ein paar Wochen hinziehen. Und bzgl der Genauigkeit ist das schon eine große Herausforderung für mein Equipment.

- Untere Gehäusehälfte ca. 0,02mm abziehen. Das geht natürlich nicht auf einer Glasplatte, da braucht man dann schon eine Tuschier / Läpplatte. Da die Bohrung nach unten oval ist, und nicht in der Breite, wäre das aus meiner Sicht eine ganz gute Alternative. Wenn man das gut macht ist das OK, wenn mans schlecht macht wird schnell Pfusch draus.

- Lagerschalen einkleben mit Loctite 620. Dieser Kleber ist extra für solche Anwendungen entwickelt worden. Er kann sogar Spalte überbrücken, wobei meine Passung, so wie sie jetzt ist, ideale Bedingungen bietet für die Klebeverbindung. Das hält vielleicht nicht ewig, aber jetzt mal angenommen für 20.000km… Das sind bei mir wahrscheinlich 5 Jahre. Ein langer Zeitraum, in dem man sich was neues überlegen kann.

Und dann habe ich mich gefragt, was wohl im schlimmsten Fall passieren wird. Das wäre dann ein kaputtes Gehäuse – welches aus einem bereits schlechtem Gehäuse entsteht. Also im Prinzip mache ich da gar nix kaputt, weil ist ja schon.
Ich werde mal nach neuen Gehäusen suchen. Wenn das nix wird oder mir zu teuer erscheint, dann kombiniere ich wahrscheinlich das Abziehen mit dem Kleber, und schaue dann in 5 Jahren nochmal nach… Klingt für mich ganz vernünftig.

Nur nochmal zur Sicherheit die Frage: Das Banshee Gehäuse ist absolut identisch zum RD Gehäuse, mit Ausnahme der Farbe und natürlich der eingeschlagenen Nummer. Richtig???
JBE
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Beitrag von JBE »

Hi,

ich stand letztes Jahr bei meiner RD vor einem ähnlichen Problem.

http://forum.rd350lc.de/viewtopic.php?t ... sc&start=0

Die Lagerpressung vom Lima- seitigen Lager war viel zu lose, das Lager konnte im geschlossenen Gehäuse hin- und her geschoben werden.
Leider konnte ich nur den Aussendurchmesser vom Lager aufnehmen, der war übrigens wie eine liegende Zitrone, mit einem neuen Lager war es aber immer noch zu lose.
Ich habe zum Glück ein intaktes Gehäuse bekommen.

Hätte ich keines bekommen, dann würde ich es ähnlich machen wie dein Vorschlag mit dem Abziehen.
Ich hätte auch 2-3/100 von der Teilfuge abgezogen/ eintuschiert sodass die Lager wieder einigermaßen Pressung haben.
M.E. hast du damit nicht viel zu verlieren und als "Übergangslösung" kann man es probieren.
Die Variante mit 2/10 planen würde ich persönlich vermeiden. Ich schätze es als nicht ganz einfach ein, die jeweiligen Mitten der 3 Wellen beizubehalten.
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Holliheitzer
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Beitrag von Holliheitzer »

Kauf neu....ist sogar richtig günstig !! :D


https://www.ebay.com/itm/273505557871



Holli
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2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Ich würd nicht mehr als 3H planen, 2Z ist wohl ein Schreibfehler.
Aber ihr seid doch Fachmänner wies aussieht.

G
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steamtrac
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Beitrag von steamtrac »

So, nach langem hin und her steht die Entscheidung. Ich werde die beiden Lager aufchromen lassen. Das soll so ca. 30EUR pro Lager kosten. Entsprechende Abdeckscheiben werde ich selber anfertigen und schon montieren.
Vielleicht habe ich ja Glück, und das Gehäuse ist schon etwas kaltverfestigt im Preßsitz, und verschleißt von da an weniger.

Bei den Zylindern geht es auch weiter. Meine waren bei Ø65, und da wird es dann langsam knapp mit dem Abstand zur Walze. Ich habe aber noch zwei Stück Ø64. Da kommen Vertex rein, bohren und hohnen aufs erste Übermaß, Kanten brechen, und dann sollte die Sache laufen. Mal abgesehen von den Gewinden für die Walzenlagerung. Mein Vorgänger hat da äußerst gefühlvoll alle Gewinde raus gerissen. Aber das sollte sich schnell in Ordnung bringen lassen.
steamtrac
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Beitrag von steamtrac »

Hatte wieder ein wenig Zeit und konnte etwas voran kommen mit meinem Projekt. Die Null-Maß Zylinder habe ich vorbereitet fürs Bohren + Hohnen auf das erste Übermaß. Hier habe ich einen neuen Ultraschall Reiniger ausprobiert und ich muß sagen: Ich bin begeistert. Die beiden Präparate die ich bisher genutzt habe, waren sauer, haben auf Stahl den Rost entfernt, ölige Teile gute gesäubert, aber auf der anderen Seite Aluminium angegriffen, und Kohleablagerungen nicht gut beseitigt. Farbe blieb unangetastet. Der neue jetzt ist ganz anders. Er ist basisch, greift Aluminium so gut wie gar nicht an, läßt Zinkschichten nicht anlaufen, entfernt hervorragend Ölkohle, zieht alte Farbreste ab (was ich mir in dem Fall gewünscht hatte), aber lößt nicht Rost auf Stahlteilen. Im Bild unten seht Ihr die Zylinder, wie sie aus dem Bad kamen, nach 2 Mal 15min mit Zwischenspülen. Einfach hervorragend. Die könnte man so lackieren, ohne weitere Vorbereitung. Ich mußte nur noch mal kurz mit der Messingbürste über die Dichtflächen gehen, um die Dichtungsreste zu entfernen, und das wars.
Ich habs natürlich nicht probiert, aber ich würde darauf wetten, da man 80% dieser Wirkung auch ohne den Ultraschall erreichen kann, in den man den Reiniger auf 80° C erhitzt und dann einfach die Teile einlegt.

Die beiden äußeren Lager sind ebenfalls vorbereitet und gehen auf die Reise zum Hartverchromen. Die Deckscheiben werden hoffentlich die Kugeln und Laufbahnen schützen. Falls nicht – einen Versuch war das Ganze auf jeden Fall wert.
steamtrac
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Beitrag von steamtrac »

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sispeed
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Beitrag von sispeed »

Sieht prima aus. Hast du mal einen Namen oder Link zum Reiniger?
Interessiert mich
Gruß Siggi
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Döllinger
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Beitrag von Döllinger »

Hi Boris,

ich denke die Firma wird das so nicht machen können.
Mir hat der Werkstattmeister dort geraten, dass die Deckscheiben ineinander verschraubt werden sollten, da sonst die Säure eintritt. (Gewinde)
Ich habe das mit einem männlichen und einem weiblichen Teil gelöst.
Dazwischen einfach zwei runde Scheiben Viton.

So gespannt ist die Abdichtung schwierig zu realisieren.
Grüße,
Bernd
2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Du lässt die Lager verchromen?
Soviel ich mal gelesen hab werden die KW Stümpfe hart aufgechromt u geschliffen, dann kann man auch andere Lager draufdrücken.

G
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Döllinger
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Beitrag von Döllinger »

Klar doch, alte Ostblockmethode. Dort können die Leute wenigstens noch reparieren im eigentlichen Sinn.
Mit ziemlich kleinem Aufwand erziehlt man sehr gute, unter extremsten Bedingungen haltbare Ergebnisse.
Hier mal 2 Bilder meiner Vorrichtung:
-Ein männliches Teil, ein Weibliches. normaler Kohlenstoffstahl.
-Dazwischen 2 grob ausgeschnittene Teile aus Viton zum Abdichten.
-Innen kommt ein schneckenförmig aufgewickeltes Stück Schweissdraht rein. Wichtig, da die Scheiben elektrischen Kontakt zum Innenring haben müssen. Es fließt ein ganz geringer Strom, keine Gefahr für das Lager.
-Dann messe ich mittels Batterie und einer 21W Lastlampe, ob guter Kontakt besteht.
-Zum Schluss noch ein Loch, damit der Metallveredler die Teile auch aufhängen kann.
Das Teil auf den Bildern har schon ein Paar Durchgänge hinter sich.
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Kurbelwellenstümpfe: harte Schicht entfernen, 1,5-2/10mm abdrehen, hart aufschweissen, dann auf Maß rundschleifen. Lohnt aber nur bei wertvollen Teilen.

Grüße,
Bernd
steamtrac
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Beitrag von steamtrac »

Hallo Bernd,
Du hast natürlich vollkommen recht, wenn die Suppe in die Laufbahn läuft, sind die Lager danach Schrott. Deshalb habe ich axiale Nuten eingestochen, und da sind O-Ringe drin. Und ja, den elektrischen Durchgang habe ich auch geprüft. Mal schauen wie die Lager aussehen, wenn sie zurück kommen.

Die Zylinder sind wohl schon gebohrt und inkl neuen Kolben gerade auf dem Weg zu mir. Ich habe die zu PowerSeal geschickt. Mit denen habe ich bisher nur top Erfahrungen gemacht.
steamtrac
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Beitrag von steamtrac »

Mein neuer Ultraschall Reiniger ist von Elma, Typ A3.
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Döllinger
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Beitrag von Döllinger »

Hi Boris,

ich schicke meine Zylinder auch immer zu Powerseal.
Die Beschichtung dort ist einfach die Beste, abgesehen von 1-2 extrem hochpreisigen Anbietern.
Jedoch sollte man die Zylinder hinterher auf jeden Fall nochmals nachmessen.
Seit 2 Jahren sind die machmal einen Tick zu eng, was schon bei verschiedenen Leuten zu Schäden geführt hat. Früher hat da immer alles 100% gepasst.
Hatte Anfang letzten Jahres einen zu engen Zylinder bekommen, ein Aktueller war maßhaltig, jedoch haben sie mir den Steg zurückgesetzt, was ich ausdrücklich nicht wollte.
Hatte auch schon Beschichtungen aus England, einem anderen niederländischen Anbieter sowie aus dem Raum Stuttgart, die aber alle nicht den Erwartungen genügten, teils katastrophale Ergebnisse.
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Carstene
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Beitrag von Carstene »

Falls du es nicht öffentlich schreiben möchtest

Was kostet so ne Beschichtung ?
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Wenn ich dir Recht gebe, liegen wir beide falsch - und das möchtest du doch nicht, oder?
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