Pleullager defekt

"Du hast ein akutes Problem und weisst nicht weiter? Hier kannst Du Deine Fragen
stellen. Lösung parat? Super - jeder erfolgversprechende Vorschlag ist
willkommen!"

Moderatoren: solo, Kilroy, Stefan Philipp (M)

Herby
Beiträge: 363
Registriert: Fr 18. Mär 2016, 15:03
Wohnort: 37574 Einbeck
Germany

Pleullager defekt

Beitrag von Herby »

Hallo Zweitacktfreunde, auf meiner Ausfahrt am Karfreitag nach ca. 76km drehte meine Rd 125LC schwerfällig hoch, Kupplung gezogen und ging aus. Mein erster Verdacht Spritmangel, also Reserve einmal Gekickt und an. Lief gequält und Bum.. dumpfer Schlag im Motorblock und gleich aus gemacht.

Also Motor raus und Ursachenforschung, Kopf runter Einschläge in Kopf und Kolben. Zylinder abgezogen Laufbuchse besser als ich es erwartet hatte, Kolbenhemd gebrochen. Kurbelgehäuse voller Späne und Metallstücke. Gehäuse mit Sprit gespült und im Gefäß aufgefangen.

So Metallsplitter sortiert, Teile vom Kolben nicht magnetisch. Die anderen waren magnetisch... Mein verdacht war erst KW-Lager. Dann fiel mir auf das das Nadellagergehäuse vom Pleullager gebrochen ist.


Nun meine Frage. Ist das Materialermüdung/Verschleiß oder könnte das an zu wenig Öl im Gemisch liegen? Habe im Winter die Ölpumpe gewechselt, Mindesthub überprüft war OK, gefördert hat sie. Seitdem knapp 300Km auf 4Ausfahrten.

Motortemperatur war normal zum Schadenszeitpunkt.

Gruß Herby....
Dateianhänge
IMG_20190427_220612.JPG
IMG_20190427_220612.JPG (67.86 KiB) 545 mal betrachtet
IMG_20190427_172109.jpg
IMG_20190427_172109.jpg (144.56 KiB) 555 mal betrachtet
IMG_20190427_172058.jpg
IMG_20190427_172058.jpg (155.69 KiB) 555 mal betrachtet
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hallo,

so eine Ferndiagnose ist schwierig. Was mir auffällt: das untere Pleuellager ist trocken. Sowas passiert, wenn es extrem heiß läuft. Kollabiert es plötzlich ohne Ölmangel ist es ölfeucht.
Habe natürlich keine Ahnung, ob du alles mit Cleaner behandelt hast, bevor du die Bilder gemacht hast. Hatte selbst schon 2 Pleuellagerschäden. Nachdem der Zylinder schon den Schaden hatte ist eine Ursachenbestimmung schwierig, weil meist nur noch Kleinholz übrig ist und man den Ausgangspunkt nicht mehr bestimmen kann. Interessant ist dann der 2. Zylinder, bei dir jetzt nicht, dort hat man ein 2. Lager mit identischer Laufleitung. Dort bin ich 2 Mal fündig geworden.
Viele Grüße,

Bernd
Benutzeravatar
Holliheitzer
IG-Mitglied
Beiträge: 17717
Registriert: Mi 4. Sep 2002, 01:00
Wohnort: Frechen
Kontaktdaten:

Beitrag von Holliheitzer »

Auf jeden Fall wurde es da unten zu heiß, die Welle zeigt da deutliche Farben. Das Pleuellager ist das am meisten beanspruchte Teil im Motor. Stimmt was nicht, dann geht das auch schnell kaputt...wie z. B. bei Ölmangel. Vielleicht ist das Lager vorzeitig aus Grund XYZ defekt gegangen. Das ist hier schwierig . Ölmangel wäre ein triftiger Grund. Es kann aber auch eine Überlastung gewesen sein inclusive einiger,teilweise unbemerkter Vorschäden.

Also 1x neu und Ölzufuhr checken.

Holli
BildBild
PR
Beiträge: 116
Registriert: Mo 4. Sep 2017, 20:59
Wohnort: Kreis Düren

Beitrag von PR »

Hallo,

@Döllinger

was hast Du denn 2 Mal gefunden?
Danke und Gruß

Peter
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hallo,

Die Welle könnte evtl. geschweißt worden sein, wg. der Anlauffarben.
Das untere Pleuelauge sieht verdächtig aus, aber nicht eindeutig.
Es würde ja erst das Pleuel anlaufen, dann die Welle, und nicht so weit vom Lager entfernt. Sieht schon komisch aus.

Ich habe jeweils einen schon gerissenen Käfig vorgefunden. Einmal ist ein ganzes Stück herausgebrochen, das man einfach weg nehmen konnte.
Der Andere hatte 2 Risse, war aber noch in einem Teil.
Es waren Prox-Lager, die die Belastung einfach nicht weggesteckt hatten.
Da ging es nicht um Ölmangel oder Laufleistung.
Den Pleueln hatte man auf der noch nicht kollabierten Seite Nichts angesehen, die Nadeln waren auch noch OK.
Grüße,
Bernd
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1256
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Das sieht sehr eng aus. Vielleicht ist eine Wange gewandert und hat das Lager eingeklemmt.
Ist mir schon passiert.

Gruß
Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
PR
Beiträge: 116
Registriert: Mo 4. Sep 2017, 20:59
Wohnort: Kreis Düren

Beitrag von PR »

Habe selbst 2 Mal zertrümmerte Kolben erlebt - 4L0 u. 1WW - jeweils linke Seite.

Pleuelstange ließ sich 5-6 mm seitlich bewegen - bei 4L0 noch 1 mm Höhenspiel dazu ( Originallager ) .

Rechte Seite war gerade noch in der Toleranz.

Vermute das zuerst die Lager defekt gingen u. dann die Kolben ???

Gruß Peter
rdwolf
Beiträge: 55
Registriert: Sa 18. Feb 2006, 17:46
Wohnort: Vennhausen

Beitrag von rdwolf »

Die Anlauffarben sind normal, die hat jede Welle die mir in die Hände gekommen ist, auch nagelneue. Wenn ohne Ölmangel heißgelaufen ist der Lagerkäfig meist schwarz verfärbt. Ob eine Wange gewandert ist kannst du nach dem Ausbau messen, die Breite an den Lagersitzen soll zwischen 55,95 und 55,90 liegen, das seitliche Pleuelspiel 0,2 bis 0,7mm.
Ich vermute, wie der Bernd, daß da ein minderwertiges Lager verbaut war. Nimm entweder Original- oder TKJR-Pleuelsätze, ich habe gute Erfahrung damit gemacht. Wenn's noch besser sein soll, mit versilberten Käfigen von TZ oder YZ Typen.

https://www.ebay.de/itm/KR-Pleuel-Satz- ... SwpdpVaA02

Gruß, Wolfgang
Herby
Beiträge: 363
Registriert: Fr 18. Mär 2016, 15:03
Wohnort: 37574 Einbeck
Germany

Beitrag von Herby »

Danke für die schnellen Antworten und Einschätzungen. Hilft mir schon weiter. Muss dazu noch erwähnen das ich vorletzte Saison Temperaturprobleme hatte und die Rd teilweise sehr heiß wurde. Bin gerade dabei mein Ersatzmotor (Werkstattmotor... nicht Stubenmotor) einzubauen. An den muss der Kupplungsdeckel mit der Ölpumpe dran. Werde die Förderleistung als erstes überprüfen.

Hier noch ein Foto nachdem ich den Zylinder abgezogen habe und bevor ich das Kurbelgehäuse mit Sprit ausgespült habe.

Gruß Herby
Dateianhänge
IMG_20190428_162823.JPG
IMG_20190428_162823.JPG (52.95 KiB) 430 mal betrachtet
1 Zylinder, 2 Takte, 3x Kicken 4 FUN ;-)

RD 125 LC Bj. 86
Fzs 600 Fazer Bj. 2000
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1256
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Wenn die Förderleistung der Pumpe zu niedrig ist, klemmt der Kolben.
Das Pleullager kommt mit weniger klar.

Gruß
Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
Hiha
Beiträge: 1212
Registriert: Di 9. Okt 2007, 06:27
Wohnort: Neubiberg b. München
Germany

Beitrag von Hiha »

Ich kenn das andersrum.
Gruß
Hans
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hallo,

bleibt die Schmierung weg frisst erst der Kolben. Das lässt sich immer wieder beobachten.
Das untere Pleuellager hat zwar die größte Belastung, den meisten Schmiermittellbedarf hat der Kolben.
Viele Grüße,
Bernd
JoeBar
Beiträge: 177
Registriert: Mo 9. Mai 2011, 07:27

Beitrag von JoeBar »

Führt ein bißchen vom Thema weg, aber das würde mich interessieren:
Ich würde ja auch sagen, daß das Pleuelfußlager die größte Last trägt, aber wo ich das hier gerade lese, habe ich mich gefragt, ob das stimmt?
Was ist mit dem Kolbenbolzenlager?
Ist das nicht noch schlimmer dran?
Hat die gleichen Kräfte wie die Pleuelfußlager zu ertragen, ist dabei aber kleiner, kann schlechter geschmiert werden und müßte ja auch viel wärmer werden als das Pleuelfußlager, da halt im Kolben und außerdem wird es nicht von eisekaltem Frischgas umspült.
Mache ich einen Denkfehler?
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hallo,

das obere Pleuellager ist bei weitem nicht so hoch belastet, weil es immer nur ein Wenig oszilliert. Das Untere hingegen rotiert um 360°.
Deshalb ist die Belastung höher. Zudem hängt immer das volle Gewicht von Kolben und oszillierender Pleuelmasse daran, beim oberen Lager heben sich die Kräfte teilw. auf.
Grüße,

Bernd
Benutzeravatar
Hiha
Beiträge: 1212
Registriert: Di 9. Okt 2007, 06:27
Wohnort: Neubiberg b. München
Germany

Beitrag von Hiha »

Die Last ist nicht das Problem, die läuft ja auf den Nadeln, und die rollen ab. Aber sie werden durch den Käfig daran gehindert sich quer zu stellen, und der Käfig wiederum gleitet mit seiner Aussenseite im Pleuelauge (aussengeführt), und da gibts recht flotte Umfangsgeschwindigkeiten. Das kleine Auge hingegen oszilliert, der Käfig ist innengeführt und gleitet auf dem Kolbenbolzen. Für die Schmierung dürfte die hohe Gleitgeschwindigkeit in Verbindung mit dem durch die Fliehkraft enormen Druck des unteren Nadelkäfigs die größere Herausforderung darstellen. Wenn das obere Lager als Gleitlager ausgebildet ist, kann sich wegen der dauernd unterbrochenen Rotation kein Schmierfilm bilden, drum brauchten die alten Gleitgelagerten ein ölhaltigeres Gemisch, i.d.R. mindestens 1:33
Es gab zur Gründerzeit auch vollnadlig gelagerte große Pleuelaugen, da reiben die Nadeln dann aber gegeneinander, und die Relativgeschwindigkeit Nadel gegen Nadel ist doppelt so hoch, verglichen mit Nadel gegen Käfigfenster. Da ist die Drehzahl ziemlich begrenzt.

Gruß
Hans
Edit:
Der Bernd war schneller. Moing, auch Frühaufsteher ;-) ?
Antworten