Here we go Silvio,
wobei ich immer noch nicht alle Eindrücke verarbeitet habe.
Das war Rennsportmässig das emotional größte was ich bisher erlebt habe.
Eigentlich war ich immer cool wenn Sophie ein Rennen gefahren ist. Aber das hier war eine andere Hausnummer.
Man muss den Tatsachen ins Auge sehen.
Eigentlich ist das Unterfangen WM mit unseren finanziellen und damit auch zwangsläufig zur Verfügung stehenden technischen Mitteln ein Unding.
Es war fazinierend zu sehen wie speziell die englischen Teams aufgestellt sind. Da waren richtiggehend Heerscharen von Helfern und Mechanikern am Werk. Vom eingesetzten Material ja ganz zu schweigen.
Tassilo und Sophie mussten noch mit einem absolut Standard Motor und Standard Elektronik auskommen. Der geplante, optimierte Motor ist noch beim Tuner.
Beim Wiegen waren sie 34kg über dem Mindestgewicht. Alleine an der Verkleidung sind rund 15kg zu sparen..... Wenn man das Geld hat eine dieser leichten Carbonverkleidungen zu kaufen.......
Aber das alles war ja uns im Vorfeld klar und auch kein Thema bei den täglichen Besprechungen. Fakt ist, das Unternehmen WM wird so in Angriff genommen wie es für uns möglich ist.
Die besseren Vorraussetzungen der anderen Teams kommen ja nicht von ungefähr. Da steckt ja auch jahrelange harte Arbeit dahinter und man muss sich für jeden freuen der sich optimale Vorraussetzungen erschaffen hat.
Tassilo und Sophie starteten das Abenteuer 1. WM-Lauf schon am Dienstag morgen. Die 2 zogen alleine nach Le Mans los um alles aufzubauen und einsatzbereit zu sein da sich für den Mittwoch die Möglichkeit ergab einen Turn dort zu drehen. Tassilo war auch noch nie dort und das sollte sich die nächsten Tage bemerkbar machen.
Donnerstag kamen dann die Helfer David und Ralf dazu. Beide mit einer gehörigen Portion Seitenwagenerfahrung.
Sophie's Freund Kenny hat mich dann Donnerstag Abend aufgegabelt und Freitag morgens waren wir dann auch vor Ort.
Dann begannen auch schon die Vorbereitungen für die 2 anstehenden Qualifyings. Die Zeiten in den freien Trainings waren nicht berauschend und Tassilo haderte mit sich selbst da er keinen Bezug zur Strecke fand. Auch Sophie hatte am freien Training am Donnerstag Probleme mit ihrem Wasserhaushalt. 35 Grad im Schatten fordern halt ihren Tribut. Sie sind da 11 Runden am Stück gefahren, mehr ging in der zur Verfügung stehenden Trainingszeit gar nicht, das Rennen ist aber auf 17 Runden angesetzt.
Dann wurde beschlossen schon im 1. Qualifying auf neue Reifen zu setzen da das Team ein wenig Angst hatte das es die 110% Qualiregel nicht schafft. Papa Sattelberger hatte aber im Hinterkopf das es 115% sind, war aber ruhig.....
Und dieses 1. Quali ging in die Hose. Tassi kam wie geplant nach 3 Runden rein um den Reifendruck zu checken. Da wurde festgestellt das der völlig falsch war. Es hat dann sehr lange gedauert den Druck auf die richtigen Werte zu bekommen. Folge war das nur noch wenig Zeit zur Verfügung stand und vor allem durch die lange Standzeit in der Hitze, die Bremsen überhitzt hatten. So war die Zeit im Quali genauso schlecht wie im freien Training.
Danach mussten wir was machen. Klar war nun das die 115% Regel greift und das Team sicher qualifiziert war. David fand die richtigen Worte, eine ungeschönte sachliche Kritik, dann wurde beschlossen einiges am Gespann zu ändern um im 2. Qualifying in die Spur zu kommen.
Das hat dann alles auch funktioniert. 2,7 Sekunden gefunden und was für den Kopf getan. Die Bremse war aber immer noch ein Sorgenkind, nach 2-3 Runden hatte Tassilo keinen richtigen Druckpunkt mehr. Also haben die Jungs die Bremse komplett neu gemacht.
Tja, dann kam der Samstag. Race day. Alle ein wenig in freudiger Erwartung auf den Rennstart um 12 Uhr bei 30 Grad. Keiner wusste ob Mensch und Maschine die lange Distanz durchhaltet. Ziel war am Start sich hinter die anderen zu klemmen und vor allem ins Ziel zu kommen. Die Chance bei einer Zielankunft WM-Punkte zu halten ist bei 19 Startern immer da.
Kenny und ich wurden auserkoren in der Startaufstellung und Pitlane die zwei zu unterstützen. Ich war da eigentlich fehl am Platz da ich ja überhaupt nichts am Gespann machen könnte. Aber die Jungs wollten das so.
Ist schon ein Wahnsinnsgefühl wenn du in der Startaufstellung stehst, zwischen den ganzen Größen in dem Sport. Bei mir war da echt Demut angesagt. Ich bin eigentlich überhaupt nicht so.
Dann der Start. Die beiden kamen sehr gut weg und hielten sich die ersten Runden zwischen 2 anderen Teams. Danach fuhr Tassilo auf Ankommen, aber mit ziemlich gleichbleibenden Rundenzeiten wonach wir merkten er hat alles im Griff. Nach und nach kamen die Ausfälle von anderen Teams und irgendwann war klar das es WM-Punkte geben wird wenn sie ins Ziel kommen. 2 Runden vor Schluß hatte Sophie einen Schreckmoment, da Flüßigkeit aus dem Motor sich über ihren Helm, Handschuh und Kombi ergoß und sie nicht einordnen konnte ob es Wasser oder Öl ist. Sie hat dann abgeklopft, aber Tassilo hat das zum Glück falsch verstanden da sie in diesem Moment überrundet wurden und er dachte Sophie wollte nur Bescheid geben das einer kommt......trotz hoher Wassertemperatur hat es das Gespann dann als 13. ins Ziel geschafft und somit 3 WM-Punkte aufgefasst.
Als sie dann reinkamen sind bei mir die Tränen gelaufen.......da ging mir vieles durch den Kopf und ich war einfach nur glücklich.
Diese Punkte werden ihr ewig bleiben. Einfach schwer zu begreifen wenn man weis wie ihre Anfänge in der Szene waren.
Bilder folgen im nächsten Post
Gruß Uwe
