Formieren von Edelstahl für arme Leute ...

Fragen dürft Ihr in allen anderen Foren posten - nur nicht hier. Denn hier ist der Platz, an dem Ihr alle "geheimen" Tricks verraten dürft. Bedingung: Selbst mit Erfolg ausprobiert und angewendet.

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MK
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Formieren von Edelstahl für arme Leute ...

Beitrag von MK »

Wer Edelstahl schweißen will und Wert auf eine brauchbare Rückseite der Naht legt, der muss diese frei von Sauerstoff halten ("formieren").

Kommerzielle Lösungen dazu sind beliebig teuer.
Formiergas liegt z.b. bei 130 Eur / 10 l, Formierpaste 120 Eur / 400 g oder Formierband 120 Eur / Rolle.

Letzteres ist eigentlich nur ein Aluminium-Klebeband mit einem Streifen Glasfaser in der Mitte.

Da dachte ich mir, das kannst Du auch selber für günstiger. Al-Klebeband gibt es z.B. für Terassenüberdachungen um das Holz nach oben vor Sonneneinstrahlung zu schützen. (ca. 15 Eur / Rolle)

Also schnell mal ein paar Probebleche (0.8 mm VA, 22 A) gemacht und siehe da:
- Es stinkt wie die Pest weil der Kleber verdampft.
- Die Lösung mit "nur Al-Band" ist völlig ausreichend und erzeugt eine optisch deutlich bessere Rückseite als ohne Formieren.
- Die Variante mit Glasfaser in der Mitte war etwas schlechter.

Wenn man zu langsam schweißt sollte man das Band 2-Lagig nehmen, weil es sonst wegbrennt.

Anbei ein paar Bilder der Vorder- und Rückseiten.
Beim ersten Bild sind die Nähte außen unformiert mit Blumenkohl-Bildung. (= abschreckendes Beispiel)
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Ciao
Martin
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MK
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Beitrag von MK »

Kleiner Nachtrag aus aktuellem Anlass.

Beim Einsatz der Methode in der Praxis sind einige Leichen aus dem Keller gekrochen.

- Wenn der Spalt nicht so ganz eng ist, dann leckt verdampfter Kleber durch den selbigen. Besonders auf den ersten cm störend.
- Besagter Kleber-Dampf brennt, so dass beim Braten immer R/L die Flammen aus dem Werkstück lodern (gute Handschuhe nötig)
- Wenn man ein Loch fabriziert, dann wird's kriminell (siehe Bild)

Workaround:
Das Klebeband mit einem dünneren Streifen Alu in der Mitte "abschirmen".
Dieser Bereich liegt dann genau unter der Schweißnaht - Damit werden die o.g. Effekte deutlich besser.
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Anderl
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Beitrag von Anderl »

Edit: hat sich erledigt nachdem ich die Bilder gesehen habe.
2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Die Frage für mich ist warum nicht einfach Schwarzblech nehmen, kann man mit CO2 schweissen u dann schwarz lackieren?
Ist schon ein Aufwand in rostfrei u gefällt mir nicht mal gut.

Gruss Sigi
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jogi
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Beitrag von jogi »

Das mit der Optik ist Geschmackssache aber man kann die Auspuffe ja auch schwarz machen, das habe ich an meiner RD 500 gemacht .
Ich hasse aber Rost und deswegen ist Edelstahl für mich Ideal , man hat keinen Pflegeaufwand. Ich formiere nicht sondern verschleife die Nähte mit einem Rundläufer, ist fast kein Aufwand. Formiern mit dem Band geht ist mir aber zu umständlich ,ist aber gut das MK das mal berichtet .
Grüße
Jogi
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MK
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Beitrag von MK »

Von der Verarbeitung ist mir Tiefziehblech DC01 auch viel lieber.
Va lässt sich schwerer biegen, schleifen und schweißen.

Für die Strassen-RD soll es aber nicht rosten, desrum VA.
Für die Renne immer nur DC01, weil geht schneller und kostet weniger als die Hälfte.
Ciao
Martin
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Beitrag von jogi »

Mit den DCo1 Blechen habe ich meine ersten Auspuffe aufgepumpt , ist vom Schweißaufwand sehr viel einfacher . Werde es demnächst mal mit weichem Edelstahl probieren .
Grüße
Jogi
2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Martin, wieviel kostet ein Set dieses DCo1 Blechs?

bzw hattest Du zu Beginn nicht parallele Krümmer gemacht?
Bin zu faul zum suchen, mir wäre aber ein leichter Verlust an Drehm. egal.

Und irgendwie reitzt mich das Ganze schon.

Gruss Sigi
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MK
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Beitrag von MK »

Was es kostet hängt vom Material, Stückzahl und deinem Laser-Fuzzi ab. Schick dem die DXF's und lass dir ein Angebot machen.
Nutze das Forum um Mitstreiter für eine Sammelbestellung zu finden (bitte separaten Thread dafür aufmachen ...)

Grobe Werte von meiner Quelle: Stahl ca. 50-60 Eur / Satz , VA das doppelte.
Damals hatte ich auch hier im Forum nach anderen Firmen gefragt, die günstigen lagen in gleicher Größenordnung (teurer geht natürlich immer).

Und nein, ich habe gleich mit dem gekreuzten Layout angefangen.
Was Du versuchen kannst ist die bestehenden dxf's mal auf Pappe drucken zu lassen, ob man ggf 2 Rechte oder 2 Linke so hin bekommt, dass Du ein konventionelles Layout hast.
Der Selle hat z.B. den ersten Kit zu einer GP-Anlage umgemodelt. Siehe ab hier:
http://forum.rd350lc.de/viewtopic.php?t ... c&start=45

Und last but not least zurück zum Thema:
VA kann man auch mit deinem MIG Gerät schweißen.
Musst nur statt Corgon eine Flasche Argon nehmen und einen VA Draht verwenden.
Soweit ich gehört habe ggf. andere Seele für's Schlauchpaket und ggf. andere Transportrollen, aber das lass dir mal von Geräte-Experten erklären.
Ciao
Martin
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Holle17169
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Beitrag von Holle17169 »

Hi Ihr Auspuffbrater,

1. Um Edelstahl mit der MIG-MAG-Anlage (Schutzgasschweißgerät) ist kein Argon notwendig. Mischgas reicht völlig. Zudem wird die Argonnaht nicht sehr schön. Co2 bewirkt, daß das Schweißgut tiefer in das Material eindringt. Deswegen schweiße ich auch nur mit Argon 4.6, da der Co2 Anteil sich positiv auf die Schweißnaht auswirkt. Ist, so glaube ich, auch billiger.
2. Seele ändern ist nicht wirklich erforderlich. Nur bedenkt, das wenn Rückstände des Eisendrahtes mit ausgespühlt werden, wird die Schweißnaht verunreinigt und kann rosten.
Deswegen nehmen wir immer eine Teflonseele für das Edelstahl und Aluschweißen. Die flutscht auch besser.
3. Ein Vierrollenantrieb ist immer besser, aber nicht zwingend erforderlich.
Ein durchrutschen beim Schweißen kann es vorkommen das die Schweißnaht zu flach wird, der Lichtbogen lang wird. Stromstärke steigt an. Loch.
Bei Alu ist das was anderes (Argon 4.6 oder rein Argon). Da sollte man einen haben. Bessere schubeigenschaften machen sich da sehr bemerkbar. Aber dann wird das Schlauchpacket auch kürzer, weil sich Alu sehr schnell im Schlauch knickt.

Wer sonst noch Fragen hat, dem helfe ich gerne.
Grüße aus dem Verregneten Hundsbach
Harald
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MK
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Beitrag von MK »

Kannst Du das mit dem Gas nochmal präzisieren ?
Mischgas ist bei dir was genau ? Du meinst sicher "Corgon", das je nach Typ 5-40% Co2 enthält ?
Das ist eigentlich das was jeder in seiner MAG-Flasche drin hat - daher ja auch das "A" für Aktiv-Gas.
Wäre eine gute Info, dass man das auch für VA nutzen kann.


Argon 4.6 ist z.B. lt. http://www.riessner.de/documents/gase/argon.pdf zu 99.996 % aus Argon.
Auf deutsch da ist so gut wie nix anderes drin - jedenfalls sicher kein Co2.


Mit den Rollen hatte ich was im Kopf, dass es verschiedene Profile und Härten gibt, so dass man es an den Draht anpassen kann.
Ist aber wohl eher bei Al nötig ?
Ciao
Martin
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Holle17169
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Beitrag von Holle17169 »

Hi Martin,

ob das Corgon, Ticon,usw. oder sonst wie heißt ist egal. Da hat jeder Hersteller seinen eigenen Namen für.

Werkstoff Zsammensetzung
unlegierte und legierte Stähle, 100% CO2
warmfeste Stähle argonreiche Mischgase:
mit 5-25% CO2
mit <3-10%O2
mit <0-5%O2 und <3-10% CO2

CrNi-Stähle argonreiche Mischgase:
mit <0-5%CO2
mit <0-3%O2
Sicher kann man auch mit rein Argon schweißen, aber der Einbrand wird geringer. Wobei das bei Dünnblech erwünscht ist.
Je mehr CO2 oder O2 dabei ist wird der Einbrand tiefer, "aber" die Schweißnaht wird auch "unschöner" und es entsteht eine höhere Spritzerbildung. Kann auch nur bei MAG eingesetzt werden.


Ja das stimmt, 4.6 ist 99,996% Argon mit Anteilen von Helium oder Wasserstoff.
Ich kann allerdings nicht mit reinem Argon Schweißen, da das beim Pulsen nicht geht. Auch kann ich dieses Gas als Wurzelschutzgas verwenden.

Mit den Rollen stimmt auch. Es gibt verschiedene Formen. Wobei ich das vernachlässigen würde.
Gute Schubeigenschaften sind aber auch gleichzeitig verformung des Schweißgutes, evt abplatzen der Ummantelung.

Wenn Du genau Unterlagen zum Schweißen brauchst, dann sage doch bescheid und ich kopier Dir meine ganze Litanei, die ich gebraucht habe für den Schweißtechniker, und schicke Dir das zu.

Die Nadeln (auch wie sie angeschliffen ist) (zudem gibt es gibt unzählige) und das Gas sind ganz wichtige Faktoren die zum Schweißen notwendig sind (Zündverhalten, Einbrandtiefe, Nahtaussehen, Wärmeleitfähigkeit, usw.).

Viele Grüße Harald
2-Takt-Sigi
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Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Schweissprofi, prima.

Mein Billigheimer MAG mit CO2 Gas spritzt ziemlich viel, auch hab ich zuviel oder zuwenig Einbrand.
Also so: Es hat 7 Stromstufen, 0,8er Blech schweiß ich mit der 3., da hat es zuviel Einbrand.
Mit der 2. legt es die Naht (äh, die Punkte....) nur so drauf. (0,6er Draht)

Bleche stumpf zusammenbraten sehr schwer, sie übereinanderlegen klappt recht gut, da brennts nicht so schnell durch.
Bronze unter die Naht halten klappt auch ganz gut, aber ich denk es müsste ja auch ohne gehen oder?

Gruss Sigi
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Holle17169
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Beitrag von Holle17169 »

Hallo Sigi,

klar geht das, aber was soll ich da jetzt sagen. Stufe drei bei einem 180Ampere Gerät ist nicht gleich Stufe 3 bei 400Ampere Geräten.
Aber ich kann Dir jetzt schon sagen, dass es bei CO2 sehr viel spritzt und die Naht dann Naja wird. Halten tut das aber auch. Nimm lieber ein Mischgas. Achte auch auf nicht zu viel oder zu wenig Gas. Es gibt da eine Faustvormel:
Pro 0,1mm Draht 1Liter Gas.

So wie es sich anhört solltest Du mit dem Drahtvorschub und der Brennerhaltung etwas Spielen. Ziehst Du die Naht, oder drückst Du sie?
Naht schieben wird sie flacher, ziehen baut sie ein bisschen mehr auf.
Brenner etwas weiter entfernen von dem Werkstück steigert den Strom, flacher Aufstzen verriengert ihn.
Versuche mal Stufe 2 und geh mit dem Vorschub, sofern es so etwas besitzt, zurück und dann Stück für Stück weiter versuchen.
Ich kann nur sagen, dass jedes Schweißgerät anders ist und ich da auch erst mal Versuchen muß. Feste Ferndiagnosen sind da oft schwer.
Und ein Profi? Naja habe Schlosser KfZ-Mechaniker, Maschinenbautechniker und den Schweißtechniker gemacht, aber jeder gelernte Schweißer hat min. genau so viel, wenn nicht sogar mehr Erfahrung.

Es gibt unzählige Parameter an den Geräten und an Haltungen, da hilft nur Üben, Üben, Üben.

Viel Erfolg und Grüße
Harald
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MK
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Beitrag von MK »

Bei dem Kit solltest Du die Bleche Stumpf anlegen.
Wenn sie übereinander liegen summiert sich das am Ende ziemlich auf und der Pott ist kürzer als ausgelegt.
Ciao
Martin
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