Tips zu Dichtmassen für Motorgehäuse u. Ä.

Fragen dürft Ihr in allen anderen Foren posten - nur nicht hier. Denn hier ist der Platz, an dem Ihr alle "geheimen" Tricks verraten dürft. Bedingung: Selbst mit Erfolg ausprobiert und angewendet.

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webactivity
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Tips zu Dichtmassen für Motorgehäuse u. Ä.

Beitrag von webactivity »

Hallo zusammen,

wer kennt es nicht.. der Motor ist zerlegt und irgendwann ist der
Zeitpunkt gekommen die Motorgehäusehälften wieder zu
verheiraten.. doch welche Dichtmasse ist "gut" ???

Diskussionen zu diesem Thema polarisieren zumeist sehr stark.
Der eine schwört auf dies, der andere auf jenes Produkt- je nachdem
was für Erfahrungen gemacht wurden.

Aber was bedeutet denn -"es ist dicht" oder "dichtet gut" ? Wie lange ist "es" dicht ?
Unter welchen Einsatzbedingungen, welche Dauer ? Für mein Verständniss bedeutet "Dicht",
der Zustand (also die Dichtigkeit) vom Zeitpunkt der Montage der mit Dichtmasse versehenen
Bauteile, völlig unabhängig von Zeit, Laufleistung und Nutzungsszenario bis zur nächsten Demontage
des Bauteils das mit dem jeweiligen Dichtstoff abgedichtet wurde <punkt>.

Beim Einsatz / Auswahl des jeweiligen Dichtsstoffes fliessen natürlich auch noch viele andere Aspekte mit ein.
(Die Reihenfolge der folgenden Aufzählung ohne Wertigkeit):

- Preis
- Physikalische Eigenschaften
- Ruf
- Optik (Farbe etc)
- etc.

Ich persönlich gehe davon aus dass Unternehmen die Fahrzeuge herstellen
(Motorenhersteller, Auto- & Motorradproduzenten) etc. bei der ersten (also der Neumontage)
sicherlich keine Produkte verwenden, die in irgendwelcher Weise "schwächeln". Von einem
derartigen Fall habe ich in diesem Bereich jedenfalls noch nie gehört oder etwas darüber gelesen.

Ich kann natürlich nichts davon wissen was andere hier im Board an Erfahrungen gemacht haben,
ich werte das nicht und das steht mir auch nicht zu.

Ich persönlich halte die folgende Dichtmasse zur Motor-, bzw. Getriebemontage jedenfalls für das
"beste" was man verwenden kann:

- Reinzoplast (wird im übrigen auch von Rolls Royce im Flugmotorenbau eingesetzt)
Hier das Datenblatt: http://datenblatt.reinz.de/_pdf/out/web ... AST_de.pdf
(ist im übrigen eine Dichtmasse für Dichtverbindungen ohne Dichtspalt)

Falls es "Spälte" zu dichten gibt existiert auch noch:

- Reinzosil (Dichtmasse zur Abdichtung von flächigen Verbindungen mit Dichtspalt)
was aber bei Gehäusemontagen - so alles in "Ordnung" ist, zumeist ja kein Thema ist.
Bei ausgerissenen Dichtflächen sollte ja das jeweilig defekt Gehäuse/Bauteil getauscht,
bzw. aufgeschweisst und abgeplant werden und nicht mit Dichtmasse "aufgefüllt" was
DEFINITIV Pfusch ist und immer nur eine Notlösung sein sollte.

Datenblatt Reinzosil: http://datenblatt.reinz.de/_pdf/out/web ... SIL_de.pdf

Als "Plan B" für für Dichtmasse für Dichtverbindungen ohne Dichtspalt,
empfehle ich die Googlesuche nach "Hondabond" aka "Honda Bond Liquid Gasket"
Diese Dichtmasse wird von Honda werksseitig zur Motormontage verwendet - das sehe ich
als Alternative zu Reinzoplast (halte ich für ebenbürtig) Den Vorteil von
"Hondabond" sehe ich darin dass es von der Farbe "Schwarz" ist und also
"toll" aussieht weil es an den damit abgedichteten Bauteilen null auffällt.

PS: Reinzoplast, Reinzosil und Hondabond lässt sich bei einer
eventuell notwendigen Demontage der Bauteile leicht und ohne grossen manuellen
Aufwand rückstandslos entfernen. Zumeist genügt hier handelsübliche Nitroverdünnung.

But this just my 2 cent,

Gruss

Weba
Zuletzt geändert von webactivity am Fr 22. Feb 2013, 10:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Hiha
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Re: Tips zu Dichtmassen für Motorgehäuse u. Ä.

Beitrag von Hiha »

Wir können hier ja Erfahrungsberichte sammeln, und ggf auch rumdiskutieren.
Mein Bier:
Gehäuse dichte ich gern mit dem aushärtenden Loctite Flächendicht. Orangenes Zeug, härtet anaerob aus, ist dann nicht besonders elastischt, lässt sich aber gut trennen. Das Entfernen von Resten auf den Dichtflächen geht nur mechanisch, z.B. mit einem Ölstein.
Vorteil: Durchs Aushärten kriegen die Getriebehälften zusätzliche Scherfestigkeit. Auch wenns das nicht unbedingt braucht, schadet es nicht. Dichtet perfekt, auch kleinere Spalte bis 1/10mm.
Als gutes und unauffälliges Silikon ist Omnivisc in meinem Fundus. Klar und farblos, lässt sich auch gut entfernen.
Dauerplastische Dichtmassen hab ich kaum mehr in Gebrauch, allenfalls zur hauchdünnen Unterstützung von Papierdichtungen, die man leichter ablösen kann, wenn man sie mit z.B. "Curil T", dem grünen Zeug, einreibt.

Gruß
Hans
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Holliheitzer
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Beitrag von Holliheitzer »

Mein einfaches Fazit: Für´s Gehäuse funktioniert eigentlich alles. Denn die Dichtflächen tun ihren Job sehr gut. Kann man gut sehen wenn man das Gehäuse sofort wieder zerlegt und auf die Dichtflächen schaut (bei genauer Montage natürlich ohne Fehler!!). Das Dichtmaterial presst sich fast vollständig neben die Dichtfläche.


Gruß Holli
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GP350YPVS
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Beitrag von GP350YPVS »

Ich nehm generell für alles Loctite 5920. Hatte noch nie Probleme damit.
Grüße, Alex
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Holliheitzer
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Beitrag von Holliheitzer »

Das 5920 ist auch für mich die erste Wahl (original Opel ist auch astrein). Dirko hat zu viele Nachteile.

Gruß Holli
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webactivity
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Beitrag von webactivity »

Probleme sind das eine.. Loctite 5920 sieht halt leider farblich genauso übel aus als die Dirko-Matschepampe.
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Peter A
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Beitrag von Peter A »

Moin,

ich nehme Yamaha-Bond (grau) das lässt sich klasse verteilen!

Peter
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Beitrag von DRIVER 27 »

nabend, bei mir kommt WÜRTH silikon in schwarz zum einsatz ,riecht leicht nach essig :roll: ..DRIVER #27
Boxer
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Beitrag von Boxer »

Hallo,
Da mir die YAMAHA-Bond Tube eingetrocknet ist, da viel zu groß für den "Hausgebrauch", nehme ich jetzt die Dichtpaste von BMW. Ist klar und bindet elastisch ab, wie YAMAHA-Bond.
Gruß, Guido
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Frank Beelitz
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Beitrag von Frank Beelitz »

Moin
Kann mir mal jemand verraten warum niemand Dirko HT benutzt?
Bzw. wo die Nachteile sind?
Ich nehm nix anderes....
Gruss Frank
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wiba
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Beitrag von wiba »

Hallo Frank,
es ist nicht jedermanns Sache wenn das rote Zeuchs überall herausquillt und beim Versuch es weg zu wischen, wird es auch nicht schöner.
Schwarz und rot sind halt starke Kontrastfarben. Vom technischen her gibt es gegen Dirko nix einzuwenden.
Gruss Wiba
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Holliheitzer
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Beitrag von Holliheitzer »

Dirko härtet auch zu schnell finde ich. Auch ist eine einmal angebrochene Tube trotz kühlem Keller nach gut einem Jahr hart. Dafür dann was teuer um sie noch gut voll wegzuwerfen. Und dann diese endlose, ewige Schmiererei......ist nur was für freilaufende, glückliche Ing. mit ab und an Bodenhaltung die bei VW arbeiten :wink: .

Gruß Holli
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GP350YPVS
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Beitrag von GP350YPVS »

Außerdem gehts nur mit viel Geduld wieder weg.
Grüße, Alex
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Rüdi
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Beitrag von Rüdi »

Hallo.

"Dirko" ist hundsgewöhnliches Hochtemperatur-Silikon zum (meiner Meinung nach) überteuerten Preis. Ich kaufe das HT-Silikon im Baumarkt in einer normalen Kartusche, z.B. zum Ofenrohr abdichten, Backofenscheiben einkleben, etc. Es ist nicht ähnlich zu Dirko, es ist absolut identisch. Pro Kartusche ca. 8-10 Euro für 300ml (z.B. "Ceresit Hochtemperatursilikon" von Henkel) empfinde ich als sehr günstig. Es bildet nach der Erstbenutzung mit der Zeit durch das Aushärten einen ca. 10mm langen Pfropfen in der Kartuschenöffnung, der nicht weiter in die Kartusche hinein aushärtet. Wenn man ihn mittels Schraube herauszieht, kann man den Kartuscheninhalt einfach weiterverwenden. Dadurch hält eine Kartusche bei mir ca. 3-4 Jahre, ohne durchzuhärten.

Gegen zu schnelles Abbinden (z.B. beim Zusammenbauen eines Motorgehäuses) hilft es, das HT-Silikon vorher für 2-3 Stunden in den Kühlschrank zu legen. Es bindet kalt dann erheblich langsamer ab, selbst die Motorgehäusehälften von 4-Zylinder Reihenviertakter lassen sich so ohne Zeitdruck montieren.

Betreffend das Herausquellen bin ich mir sicher, dass 95% der Leute viel zu viel Silikon nehmen. Ich bin zuletzt immer sehr gut damit gefahren, wenig Silikon auf eine alte Unterlage zu drücken (z.B. kleines Stück Karton), die Zeigefingerspitze (im Nitrilhandschuh) leicht damit zu betupfen und es dann auf der Dichtfläche so dünn zu verteilen, dass es eher aussieht, als hätte ich ganz dünn Fingerfarbe auf die Dichtfläche aufgetragen. Ich tupfe, schiebe und verteile das Silikon auf der Dichtfläche so lange hin- und her, bis alles äußerst dünn benetzt ist. Setzt man dann z.B. die beiden Teile aufeinander und zieht fest, kann man das Silikon maximal noch als sehr dünnen Streifen zwischen den Dichtflächen wahrnehmen. Wenn es soweit rausquillt, dass man es mit den Fingerspitzen/Fingernägeln nach dem durchhärten fassen und abziehen kann, war es definitiv zuviel.

HT-Silikon lässt sich meiner Erfahrung nach sehr leicht mittels Lappen entfernen, wenn man es mit Bremsenreiniger einsprüht. Es quillt dann auf, löst sich von der Dichtflächen in schrumpeligen Wellen und nach wenigen Minuten kann man es mit dem Lappen abwischen. Man kann bei sehr dick aufgetragenem Silikon auch einen mit Bremsenreiniger getränkten Lappen drauflegen, da der Brensenreiniger dann nicht so schnell verfliegt.
Ich hatte mit HT-Silikon noch keine undichten Dichtflächen, egal ob RD, Roller oder Viertaktmotor. Selbst die CB750Four ölt nach 6000Km nicht, und die hatte von Natur aus die Neigung dazu.

HT-Silikon gibt es auch farblos von Würth, aber der Preis ist würthmäßig...

Gruß,

Rüdi
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Boxer Markus
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Beitrag von Boxer Markus »

So mache ich das auch,
hauch dünn auftragen und es wird dicht.
Ich verwende meist auch Silikondichtmassen, einach die besten Erfahrungen damit gemacht.
Gruß BoxerMarkus
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