elektronisches Powervalve

Alles was mit der RD und anderen Zweitaktern auf der Rennstrecke zu tun hat. Veranstaltungen, Treffen sowie Geschichten aus der Boxengasse.

Moderatoren: solo, Kilroy, Stefan Philipp (M)

Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

elektronisches Powervalve

Beitrag von Döllinger »

Winterzeit ist ja bekanntlich Bastelzeit, und so habe ich mich entschlossen
mich Mal an ein elektrisches Powervalve zu trauen. Klingt jetzt vielleicht nicht sonderlich herausfordernd, aber der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail.

Der Motor hat original pneumatisch betätigtes Powervalve als Guillotine ausgeführt.
Dieses System arbeitet nur mit Druck im Auspuff und berücksichtigt weder Drehzahl noch Last. Das gilt es zu ändern, um den Motor fahrbarer zu machen.
Dazu bedarf es einiger Teile:
Bild
-Zwei Getriebegehäuse (AW7020), darin eingepresst 2 geschliffene Führungsrohre aus Berylliumbronze. Die sind sehr hart und zugfest, dazu hat das Material eine sehr gute Wärmeabfuhr.
Bild

-Eine Zahnstange aus 31CrMoV9 geschliffen und auf 63HRC plasmanitriert
Sowas gab´s natürlich nicht fertig zu kaufen, weil vorne und hinten ein runder Durchmesser dran sein muss, ohne Verzahnung. Sonst kann man die Schieber nicht anschrauben.
-2 Gewindebolzen aus Titan Grade5 zum halten der Schieber
-2 Grundplatten. Das sind "Serienteile", die ich mit Natriumhydroxid von ihrem Eloxal befreit habe und passend gefräßt sind.
-Die 2 Zahnräder sind normale Kaufteile aus dem Normhandel, präzisionsgeschliffen und gehärtet.
-Die Schieber sind Prototypen von Poul. Die 2-Stufen sollten am Motorrad recht nützlich sein.
Das mit Abstand teuerste Teil ist das Servo einer Honda NX5. Happige 270 Euro werden mittlerweile aufgerufen, wenn man noch ein Neues bekommt.
Bild
Die 2 Antriebswellen sind auch aus Grade5. Sie bekommen nächste Woche noch Einstiche für einen Haltekeil gegen Verdrehen des Zahnrades
und D-Profile für die Seilrolle sowie die Hebel für die Übertragung der Bewegung vom vorderen auf den hinteren Zylinder.
Wie bei den RD´s dreht das Servo eine Seilrolle. Die Hubbewegung wird über die Zahnstange realisiert.
Die Halteplatten lasse ich jetzt rundum verschweissen, dann ist das auch gasdicht.
Bild
Hier die unfertige Einheit neben einem pneumatischen Teil. Ist zwar nicht der Motor, aber fast das Gleiche.
Bild
Die Abmaße meiner Einheiten sind kleiner. In der Länge fährt das pneumatische Teil 8mm aus, meines bleibt immer gleich lang.

Offen ist noch das Problem mit der Entlüftung. Die auffahrende Zahnstange verursacht im Führungsrohr einen Überdruck vor sich, der der Hubbewegung entgegenwirkt. Wahrscheinlich werde ich ein kleines Fräßteil anschweißen lassen müssen, das den Druck zum Innenraum mit dem Zahnrad leitet. Auf den Bildern ist das Führungsrohr noch nach hinten offen. Das kann aber so nicht bleiben, sondern muss wegen des Abgasdrucks geschlossen werden.

Es gibt noch ein Bissl was zu tun. Für Anregungen und Kritik bin ich jederzeit offen. Hat sowas schon mal jmd. gebaut? Hinsichtlich der Endpunktanlernung des Servos sind noch Unklarheiten.
Hat jmd. Erfahrung damit, wie sich ein Bauteil aus 3 verschiedenen Alusorten eloxieren lässt?
Viele Grüße,
Bernd
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1256
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Wenn deine Schieber vom Kolben wegfahren, wird das nicht allzuviel bringen.
Vielleicht das Zweistufige etwas.
Ich bin meine TZ Schieberzylinder mit pneumatischer Steuerung gefahren.
Sobald der Schieber etwas vom Kolben weg ist, hat er keine Funktion mehr.
Yamaha zieht den Schieber mit dem Servo innerhalb von 500 U/min auf.
Die Leistungskurven waren ziemlich gleich. Aber mit Tripelauslass. Da sind die beiden kleinen ja immer auf.
Mein Winterprojekt ist der Umbau auf Cheetah Cub mit 420 ccm. 100 PS sind geplant.
Und PWK 38 mit TPS und elektrischem PJ 8)
Ohne Auslasssteuerung. :(
Ich sollte mir einen Airbag Kombi kaufen :shock:

Gruß
Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
Holliheitzer
IG-Mitglied
Beiträge: 17717
Registriert: Mi 4. Sep 2002, 01:00
Wohnort: Frechen
Kontaktdaten:

Beitrag von Holliheitzer »

100 PS sollten da drin sein. Kontrolliere auf jeden Fall die Höhe der Kanäle. Da liegen bei den Amis schon mal 1-2 mm zwischen .

Holli
BildBild
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hi Stulle,

Bei vielviel Umdrehungen zieht die 5KE den Schieber auf?
Einen Walzenschieber nachrüsten geht leider so einfach nicht. Und so einen in Halbmondform auch nicht. Ob das wirklich besser ist, als ein Flachschieber-Ventil?
Die 2 Stufen werden schon was bringen. Da habe ich 2 Schaltpunkte. Den Abstand zw. beiden kenne ich. Ohne elektrische Steuerung kann man den Schaltpunkt gar nicht kontrollieren, da mehrere Faktoren mit spielen.
Elektrisches Powerjet ist eh klar.
Die PWK Airstriker hatte ich auch ganz kurz erwogen, aber die sind einfach zu klein.
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1256
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Beim 5ke Walzenmotor und auch bei den Hondas mit der Klappe ist der Kanal erst bei ca. 11 000 ganz auf. Walze und Klappe bleiben dicht am Kolben. Musste mal aufm Prüfstand rausfahren. Bei meinen Schieberzylindern war ab vielleicht 4mm Öffnung kein Einfluss mehr auf die Steuerzeit. Also quasi voll auf.

Gruß Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1256
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Anfang der Öffnung ist bei 8000. Genau weiß ich es nicht mehr.
5ke Schieber bei 8500 ganz auf.
5ke Walze bei 11000 ganz auf.
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hi Stulle,

danke dir für die Infos.
Viel mehr als 4mm macht der obere Schieber eh nicht.
Der untere, dicke Schieber hat 7,6mm Hub und nimmt dann den schmalen Schieber mit, der seinerseits nur 4,6mm Weg hat.
Muss man auf dem Prüfstand rausfahren, ob ein langsames Anfahren Vorteile gegenüber einem bloßen Aufreißen bringt.
Viele Grüße,
Bernd
Benutzeravatar
stullefumi
Beiträge: 1256
Registriert: Sa 5. Aug 2006, 21:43
Wohnort: Haltern

Beitrag von stullefumi »

Dann berichte mal.

Gruß
Stulle
TDR 421 in mache , RD 350 LC, TDR 250

Bild[/align]
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Kurzer Nachtrag, bevor ich´s vergesse.
Aprilia hat bis 2010 mit einer 2-stufigen Guillotine gearbeitet.
Das "Klappensystem" wie Honda es verwendet hat dort nicht so gut performed. Die Honda-Zylinder haben allerdings keine Seitenauslässe.

Das Problem des RAVEs ist nicht der Schieber an sich, sondern die Pneumatik, die stur auf den Druck reagiert.
Wenn mein System fertig ist, wird es dem der RSW250 sehr ähnlich sein. Die exakten Schaltpunkte der RSW wären schon interessant.
Viele Grüße,
Bernd
Benutzeravatar
Matt21
Beiträge: 1529
Registriert: So 27. Sep 2015, 15:59
Wohnort: Lüneburg
Germany

Beitrag von Matt21 »

Bin gespannt wie das komplett zusammengebaut aussieht
Gruß Matthias
Mac
Beiträge: 33
Registriert: Di 8. Mai 2007, 10:59
Wohnort: Stuttgart
Germany

Beitrag von Mac »

Noch kurze Anmerkung zum System Aprilia - das System gab es auch mit elektronischer Ansteuerung über Blackbox und Zug als RAVE 2 ( in der Aprilia AF1 125 - Anfang 90er Jahre ), öffnet bei 7800 U/min.

Viele Grüße
Mac
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hi Mac,

das Rave2 ist ja auch eigentlich Rotax. (Rotax Automatic Valve Exhaust)
Die waren auch die ersten überhaupt, die eine Auslassteuerung serienmäßig verbaut haben. (256er)
Allerdings ist Rave2 nur einstufig und wird von einer Zylinderspule (Ein/Aus) betätigt und nicht über ein Servo.
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hallo,

vor mehreren Wochen hat mir ja ein nettes Forumsmitglied eine ovale Form mit dem Messmikroskop in ein .dxf verwandelt.
Diese Arbeit ist nun fast abgeschlossen.
Die Maße haben wirklich ziemlich exakt gestimmt, nur ein paar 1/100mm musste die Form gestaucht werden.
Nach mehreren Nachtschichten ist nun der Durchgang von 42mm auf die ovale Form gefräßt. Oben und unten wird die Form kleiner, L+R größer.
Dieser Hinterschnitt hat die alte Hermle-Fräße ganz schön ins Schwitzen gebracht, zudem die niedrige Zustellrate von 1/10mm. Macht 173 Durchgänge pro Seite im Endmaß.
Das Aufkleben mit Epoxy hat sehr gut funktioniert, der Kleber bröselt nicht und bleibt auch am Werkstück, wenn die Schichtdicke auf Folienniveau ist.

Diese Adaptierung erlaubt es 2 42er Aprilia GP-Vergaser zu montieren.
Bild
Die Klebereste an der Stahlarmierung (Carbon-Drehschieber)müssen noch verschliffen werden, da die Kontur in der Armierung schon vorhanden war und nur bis zum Stoß gefräßt wurde.
Bild
Der aufwändige Aufbau ist nötig, um die Länge des Ansaugtraktes nicht zu verändern. Der Zwischenring ist mit einem D-Profil im Deckel gesichert.
Bild
Und die Getriebegehäuse sind geschweißt.
Bild
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Die Vergaser sind nun endgültig drauf, es mussten noch die Gummieinlässe gekürzt werden. Es geht zwar eng zu, aber der verstellbare Benzineinlass ist genial. Ohne den wäre der Wellenabstand von 120mm zu eng für diese doch recht großen Vergaser.
Der Motor und somit die Vergaser sind 15° geneigt.
Bild
Mein besonderer Dank gilt hier wieder einmal Gerhard Bitsch, ohne dessen Einsatz das Ganze nicht möglich wäre.
Er hat auch einen kompletten Lenkkopf für´s Motorrad aus dem Vollen gearbeitet. Das alles ist wirklich nicht aufzuwiegen.
Bild

Für die Belüftung hat sich auch eine Lösung gefunden, die nicht mehr aufträgt, als ein normalen Abschlussdeckel.
Bild
Bild
Jetzt wird´s erstmal ein Wenig ruhiger zugehen.
Benutzeravatar
Döllinger
Beiträge: 1346
Registriert: Di 17. Jul 2007, 17:57
Wohnort: Biblis

Beitrag von Döllinger »

Hallo,

heute hat sich ein Fortschritt in der Ansteuerung getan.
Für das Motorsteuergerät benötige ich die exakten Werte für Winkel und die genaue Spannung des Feedbacks, welches das Servo über ein Poti ausgibt. Aus den Ergebnissen habe ich den maximal nutzbaren Winkel und damit den Durchmesser der ventilseitigen Seilscheibe bestimmen können.

Einige werden wohl ob meiner Erkenntnisse schmulzeln müssen, aber ich hatte mich mit diesen Servos und deren Steuerung vorher niemals beschäftigt.
Ist vielleicht auch ganz interessant für Leute die das an den Yppsen noch nie nachgemessen haben. Das ist dort wohl identisch.

Simpler Versuchsaufbau: Autobatterie, Digital-Oszi, 5V-Output-Trafo und der Servo.
Bild

Ca. 4V Feedback
Bild
Dazugehörige Stellung. auf dem Oszi hat man schön die fließende Veränderung gesehen. Die Bilder können das leider nicht wiedergeben.
Bild

Ca. 1V Feedback
Bild
Andere Stellung der Seilscheibe.
Bild
Die Dinger sind unkompliziert...
2 Eingänge für den 12V DC-Motor der nur veränderlich gepolt wird, 2 Kabel für die 5V Versorgung und eine Feedbackleitung, an der eine veränderliche Spannung aktiv ausgegeben wird.

Die Seilrolle und die beiden Hebel für die Verbindung zw. vorderem und hinterem Zylinder.
Bild
Beide werden aus AW 7068 gefräst. Hatte Mal ein Paar Meter dieses Materials in den Staaten ergattern können. 7068 ist extrem fest.
Bild
Antworten