Festsitzende Stehbolzen

Wenn Schäden auftreten, die in der heilen Welt der Werkstattliteratur nicht

vorkommen, ist guter Rat nicht teuer - Du findest ihn hier.

Moderatoren: solo, Kilroy, Stefan Philipp (M)

Antworten
Speed Freak 89
Beiträge: 385
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 12:26

Festsitzende Stehbolzen

Beitrag von Speed Freak 89 »

Ich möchte hier einmal ein Werkzeug vorstellen, das ich (speziell bei der RD500) nie mehr missen will.

Nachdem ich am RD350 Block einmal einen von den Drecks Stehbolzen abgerissen hab (natürlich bündig mit dem Block) bin ich da etwas vorsichtig.
Kumpel konnte mir den damals ausbohren und auf der Fräse das Originalgewinde genau nachschneiden bis die Reste vom Stehbolzen rausgefallen sind - aber bezahlbar wäre die Aktion nicht wenn man keinen hat der seine Fräse derart gut beherrscht.

Ich stand dann vor meinen wertvollen RD500 Zylindern (je 5 Stehbolzen) und dem Block Oberteil in dem 16 dieser Mistdinger verbaut sind. Alle 26 müssen raus.
Im Zylinder haben oben je 2 Stehbolzen einen verjüngtem Schaft (relativ lange) und stehen direkt im Kühlwasser, absolute Katastrophe was das abbrechen angeht.
Bei den ersten Versuchen mit gekonterten Muttern zeigte sich, dass da nichts, aber auch garnichts geht und die Stehbolzen wie eine Drehstabfeder wirken.
Die Muttern fester gegeneinander zu ziehen brachte auch nur die Zerstörung vom Gewinde mit sich, durchgedreht sind sie immer noch bevor der Stehbolzen sich löste.

Dadurch bin ich auf die Suche nach einer "richtigen" Lösung für das Problem gegangen und habe sie gefunden.

Stahlwille 904 Stehbolzenausdreher!

Prinzipiell ein sehr stabil geratenes Bohrfutter mit ordentlichen Klauen im inneren und massivem Sechskantantrieb um es mit ordentlich Kraft anziehen zu können.

Will man die Stehbolzen nicht weiterverwenden, einfach draufsetzen, mit mittlerer Kraft anziehen und er hält wunderbar.

Ich möchte meine Bolzen aber weiterverwenden, daher hab ich dafür eine Stahl Gewindehülse die seitlich geschlitzt ist.
Gewinde sauber entfetten, Hülse drauf und dann den Ausdreher mit ordentlich Kraft festziehen.
Das spannt die Hülse 100x besser als gekonterte Muttern, das Ding sitzt bombenfest und das Gewinde bleibt zu 100% unversehrt.
Welche Klemmkräfte wirken sieht man an der Hülse am Bild.
Das ganze funktioniert auch auf rundgedrehten Schraubenköpfen oder wenn der Bolzen abbricht auf ~5mm kurzen Gewindestummeln.

Und dann kommt der Riesen Vorteil.
Der Ausdreher hat hinten eine 3/8" Aufnahme, man kann also wie man am Bild sieht schön ein langes T-Stück draufbauen mit dem man 100% reines Drehmoment auf die Stehbolzen einwirken lassen kann.
Abreißen tun die Dinger hauptsächlich wenn man Biegekräfte mit ins Spiel bringt (wie bei eienr Ratsche).

Bei wirklich harten Fällen kann man durch den festen Sitz auch mit einem Schalgschrauber drauffahren.
Bei gekonterten Muttern dreht der Schlagschrauber höchstens die Muttern runter, der Ausdreher sitzt und leitet die Impulse weiter ins Gewinde um so den Stehbolzen sanft zu lockern.
Hab ich allerdings bisher noch nicht gebraucht, ging alles gemütlich per Hand.


Fazit: Inzwischen schon einige Stehbolzen ausgedreht und kein eiziger hat sich auch nur so angefühlt als würde er abreißen.

Einziger Haken, das Werkzeug kostet über 100EUR. Es ist aber jeden Cent wert.


Edit: Das Alu Grundmaterial schön warm machen reduziert die auftretenden Kräfte zusätzlich ;)

Bild

Bild
manicmecanic

Beitrag von manicmecanic »

Dein trick mit dem gewindeschutz gefällt mir...aber auch mit dem werkzeug verdreht man doch die stehbolzen in sich wenn sie bombenfest gerottet sind
Benutzeravatar
Donnerscotti
Beiträge: 526
Registriert: Mo 17. Nov 2014, 07:52
Wohnort: Hannover
Germany

Beitrag von Donnerscotti »

ich habe grade so einen Stehbolzenausdreher bei Amazon gekauft. für 24€



Gruß
Alex
522-1WW-3TB-3Y3-3KM-RP02
Friedel
Beiträge: 1291
Registriert: Sa 20. Okt 2001, 01:00
Wohnort: Mettingen
Germany

Beitrag von Friedel »

Hallo Michael,

Stehbolzenausdreher besitze ich auch, aber der Tip mit den geschlitzten Gewindehülsen ist Klasse.

VG Friedel
2-Takt-Sigi
Beiträge: 4767
Registriert: So 31. Dez 2006, 14:22
Wohnort: /Stmk./Österr.
Austria

Beitrag von 2-Takt-Sigi »

Und den Zyli vorher im Backrohr richtig heiss machen hilft ungemein.

g
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert!
Speed Freak 89
Beiträge: 385
Registriert: Mo 29. Aug 2016, 12:26

Beitrag von Speed Freak 89 »

Der BGS dürfte ein guter Tipp sein, sieht aus wie ein 1:1 China Nachbau vom Stahlwille den ich für sehr teuer halte.
Vermutlich erfüllt der ebenfalls seinen Zweck, die Maße sind identisch.

Damals (hab den jetzt glaub ich 2 Jahre in der Garage) gabs den BGS aber noch nicht und die Qualität von Stahlwille ist wirklich gut, da gibt nichts zu meckern.

Und Hände weg von derartigen Ausdrehern:

Die sind nur zum schnelleren ein/ausdrehen per Akkuschrauber brauchbar. Sobald Kraft draufkommt zernudeln die das Gewinde und haben 0 Wirkung (da hab ich einen von Hazet, damals zum ausprobieren dazugekauft).


Edit: Es reicht den Zylinder mit dem Heissluftföhn lokal warm zu machen.
Möglichst nur das Alu, der Stehbolzen sollte kühl bleiben.
Hier hilft aber allgemein, dass Stahl sich im Vergleich zu Alu nur halb so stark ausdehnt, der Stehbolzen bekommt durchs erwärmen also etwas Luft.
Benutzeravatar
kestrel401
Beiträge: 627
Registriert: Do 22. Jul 2010, 21:32
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:
Germany

Beitrag von kestrel401 »

Wenn wir wollen, daß es Stahlville, Hazet, Gedore etc. auch morgen noch gibt, dann ist das Kaufen von China-(Raub?)Kopien vielleicht nicht die beste Idee...

VG - Matthias
manicmecanic

Beitrag von manicmecanic »

Ich bin mir auch sicher daß das lokale angrillen des aluteils in dem der unwillige stahlbolzen steckt das hilfreichste ist bei der nummer dank der doppelt so hohen ausdehnung des aluminiums...ich nehm dazu immer einen kleinen brenner aus der küche womit die dessertfreunde ihr zeugs anbrennen
Antworten